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Veraltete Technologien


04.05.2009 09:52 - Gestartet von bholmer
Dass Technologien veraltet sind, bevor sie eingeführt werden, ist ein Problem, dass Behörden im Allgemeinen haben. Das liegt aber in erster Linie daran, dass der Generationswechsel von Technologien inzwischen so schnell vor sich geht, dass übliche Beschaffungszeiträume da nicht mithalten können.
Wenn im Editorial vom 3.5. geschrieben wird, dass der digitale Polizeifunk durch eine zweijährige Verzögerung schon veraltet ist, wenn er eingeführt ist, wird nicht berücksichtigt, dass solche Geräte oder Infrastruktur eine ganz andere Laufzeit haben, als z.B. Handys, die nach 2 Jahren weggeworfen werden, weil es was Neues gibt. Die BOS-Geräte müssen ganz anderen elektrischen und mechanischen Standards genügen, damit sie für den rauhen Einsatz geeignet sind. Das macht die Geräte natürlich erheblich teurer. Eine Behörde kann den Gerätepark nicht nach 2-3 Jahren schon wieder austauschen, weil es etwas Neues gibt. Es wird ja durch Einführung einer neuen Technologie kein Geld verdient, die Investitionen können sich nicht amortisieren. Mobilfunkbetreiber hingegen können neue Technologien verkaufen, womit sich kurzfristige Aufrüstungen lohnen können. Insofern muss die Behörde planen, was sie für die nächsten 10-20 Jahre will.
Auch der klassische Flugfunk läuft noch weltweit analog in AM, einer noch älteren Technik, obwohl die Flottensteuerungen der Fluggesellschaften längst über Satellitentechnologie arbeiten.

Ähnliches betrifft den Amateurfunk. Ursprünglich als Vorreiter der Technologie, kann man mit den kommerziellen Entwicklungen kaum noch mithalten. Ich selber habe als Funkamateur 1985 eine der ersten Relaisstationen für Packet Radio an der Uni Bochum probeweise in Betrieb genommen. Die Packet Radio Technologie ist heute als Protokollbasis quasi in jeder Mobilfunkdatenübertragung enthalten (GPRS). Hieraus hatten sich weltweite drahtlose Mailboxnetzwerke entwickelt, teilweise schon auf IP-Protokollbasis. Das war schon phänomenal zu eienr Zeit als das Internet noch Sache der Unis und in der Bevölkerung weitgehend unbekannt war.
Da jedoch die Daten- und Sprachübertragungen in heutiger Technologie auf Highspeed Backbones aufsetzen, ist eine zeitgemäße flächendeckende Infrastruktur bei einem rein durch Spenden und Privatinitiative basierenden Funkdienst einfach nicht aufzustellen. Somit laufen auch im Amateurfunkdienst viele Datenübertragungen durch Gateways über das klassische Internet.
Obwohl es inzwischen auch digitale Standards gibt, sowohl über Infrastruktur als auch direkt von Mobilfunkgerät zu Mobilfunkgerät (z.B. das japanische D-STAR System, was sich inzwischen auch in Deutschland verbreitet) arbeiten die Relaisstationen noch analog mit einer Übertragungstechnik, die sich seit 30 Jahren nicht wesentlich geändert hat.
Der Unterschied ist natürlich, dass es gerade im Amateurfunk nicht auf Abhörsicherheit ankommt sondern dieses erwünscht ist.
Bert
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[1] Funker antwortet auf bholmer
22.05.2009 12:02
Benutzer bholmer schrieb:
Der Unterschied ist natürlich, dass es gerade im Amateurfunk nicht auf Abhörsicherheit ankommt sondern dieses erwünscht ist.
Bert

Sehr richtig! KOMMUNIKATION stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen“ (Wikipedia). Entgegen dem heutigen Sprachgebrauch für abhörsichere Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ist der Amateurfunk (dito CB, offener Kanal usw.) wirklich kommunikativ.

Demokratien schützen diese Kommunikationsformen durch Frequenzzuweisungen und liberale Lizenzbestimmungen.

Ist zwar OT, sollte aber mal gesagt werden!

Funker