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Mein Erfahrungsbericht ...


09.04.2007 11:38 - Gestartet von Wei.
Seit fünf Jahren betreibe ich einen Blaupunkt-Woodstock-DAB-52, das damals erste Autoradio am Markt mit integriertem Chipsatz, also ohne externe Empfangsbox,

der damalige Marktpreis lag bei etwa 550 Euro.

Dieses Gerät benötigt eine herkömmliche Antenne mit 50-Ohm-Anschluß für analogen UKW- und AM-Empfang sowie eine spezielle DAB-Antenne mit einem sogenannten

SMB-Stecker für digitalen DAB-Empfang.

Da die von Blaupunkt angebotene Scheiben-Klebe-Antenne teuer und außerhalb der Kernversorgungszone der DAB-Sender nicht leistungsfähig ist und ich keine

zweite Außenantenne installieren wollte, habe ich mir das Gerät intern so umgebaut, daß die analoge UKW-Antenne auch das DAB-Modul mitversorgt, mit besten

Ergebnissen für den Empfang im Band III, sofern man eine ordentliche, sprich lange, Stabantenne verwendet, möglichst ohne Verstärker.
Wie dies genau geht, habe ich seinerzeit in diversen DAB-Foren geschildert.

Soweit zur Technik, wie gesagt, das Ganze funktioniert bis heute einwandfrei, mittlerweile bereits im Folgefahrzeug.

Meine Meinung zur DAB-Einführung in Deutschland dagegen ist mit einem Wort zu beschreiben: Trauerspiel!

Ich war seinerzeit absolut überzeugt vom System DAB und bin es noch immer, weil es erstmalig einen Empfang im fahrenden Fahrzeug bietet, der der

Studioqualität entspricht, die als Modulation auf die Sender geht.
Deshalb habe ich mir das Gerät noch in der Anfangsphase des Regelbetriebs für viel Geld gekauft und ... ich würde es NICHT wieder tun!

Daß man in Deutschland ein technisch so hervorragendes System wie DAB entwickelt, beteiligt waren immerhin das IRT, Fraunhofer, die ARD usw., ist die eine

Sache, traurig ist dagegen, daß durch föderales Durcheinander und mangelhafte Kompetenz vieler Entscheidungsträger DAB bis heute nicht das geworden ist, was

es z.B. in GB binnen kürzester Zeit dank der BBC wurde.

Bei uns hat man von Beginn an auf sogenannte "Mehrwertdienste" und Zusatzprogramme gesetzt, meiner Meinung nach der erste Irrsinn bei der Markteinführung

eines neuen Verbreitungswegs, denn:
Immer, wenn ich jemandem die Vorzüge von DAB präsentieren wollte, kam als erstes die Frage:
Kann ich damit die herkömmlichen analog über UKW gesendeten Programme empfangen, in unserem Falle also die des MDR, RadioPSR, HitradioRTL usw.?
Da konnte ich dann mit Radio Jojo & Co. zum ersten Mal nicht überzeugen, Systempräsentation durchgefallen!
Natürlich braucht es für eine gewisse Zeit die Simulcast-Abstrahlung der wichtigsten bestehenden Programme, wenn man die Hörer nicht verprellen will!
Man denke nur an die jahrelange Parallelabstrahlung der meisten deutschen Fernsehprogramme über das ASTRA-Satellitensystem: Analog und digital per DVB-S,

dort geht die Parallelabstrahlung eher schon zu lange, wenn man bedenkt, daß jeder analoge Transponder die ARD immense Gebührengelder kostet und ein

DVB-S-Receiver ab 30 Euro zu kaufen ist ...

Die zweite freudige Erkenntnis kam dann immer bei der Probefahrt von Chemnitz (gut versorgt über Sendestandort Totenstein) nach Marienberg (Sendestandort

Drei-Brüder-Höhe) durch das Zschopautal.
Denn dort müßte z.B. ein Repeater für die Stadt Zschopau eingesetzt werden, die SLM sieht es aber für wichtiger an, Zschopau mittels analogem UKW-Sender auf

99,5 MHz mit MDR-Info zu versorgen, man baut also das alte System, das abgelöst werden soll, mit neuen Sendern aus, während der geneigte Hörer auf DAB ...

die Rüge "No Ensemble" seines Empfängers erhält!
Systempräsentation zum zweiten Mal durchgefallen, toll!

Und wenn nun schon der potentielle DAB-Kunde vom Kauf des Geräts abgehalten wurde ... jetzt macht man denen, die zu Beginn die teuren Empfänger aus

Überzeugung gekauft haben, noch eine besondere Freude:
Man plant, die Norm derart zu modifizieren (MPEG4), daß wir unsere Blaupunkt-Woodstocks & Co. wegschmeißen können, denn die sind nicht zum Decodieren des

neuen Datenstroms in der Lage, und man ist noch nicht mal so ehrlich, das den Leuten zu sagen!
Nein, es wird sogar noch die Abwärtskompatibilität angepriesen, die sich aber nur darauf bezieht, daß neue Geräte nach alter Norm abgestrahlte DAB-Ensembles

wiedergeben können, nicht aber ein "alter" Blaupunkt-Woodstock ein neues MPEG4-Ensemble!

Und so werden die Käufer wieder mal verunsichert, denn welcher "Verkaufsberater" weiß schon (wenn er denn mit "DAB" überhaupt was anfangen kann ...), ob das

entprechende Gerät nach alter oder neuer Norm decodieren kann bzw. updatefähig ist ...

Und die Katze beißt sich weiter in den Schwanz, indem die Programmveranstalter nicht (mehr) über DAB senden, weil die technische Reichweite zum Hörer fehlt,

der Hörer die Reichweite durch Kauf von Geräten aber nicht steigert, weil er ein attraktives Programmangebot vermißt!

Mein Fazit:
Nie wieder werde ich ein Gerät kaufen, bevor das alte durch Abschaltung der alten Norm nicht mehr funktioniert!
Die Industrie wirds freun ...
(Ja mein lieber Kollege, Du wirst jetzt lachen ...)
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[1] cassiel antwortet auf Wei.
10.04.2007 11:33
Benutzer Wei. schrieb:
[...]

Dem ist nicht viel hinzuzufügen.
So macht man aus Early-Adopters Early-Sceptics.
Dazu kommt noch, dass es immer weniger wirklich hörenswerte Radiosender gibt (ich kenn keinen bei mir hier). Alles Formatradio mit 9live-Hörerverarsche. Da braucht man gar kein Radio mehr.
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[2] oh antwortet auf Wei.
11.04.2007 00:28
Benutzer Wei. schrieb:
Ich war seinerzeit absolut überzeugt vom System DAB und bin es noch immer, weil es erstmalig einen Empfang im fahrenden Fahrzeug bietet, der der Studioqualität entspricht, die als Modulation auf die Sender geht.

Die Bitrate liegt um den Faktor 7 unter der einer Audio-CD. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Datenraten von 32 bis 256 kbit/s (vergleichbar mit MP3 oder AAC-Dateien) auch nur annährend etwas mit Studioqualität zu tun haben. Nur das längst abgeschaltete DSR kam in etwa an die Qualität der CD heran (es arbeitete ohne Datenreduktion).
Die Qualität von DAB ist schlechter als UKW. Siehe auch:
http://forum.digitalfernsehen.de/forum/showthread.php?t=79645

Gruß
oh
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[2.1] Qualität bei DAB
Wei. antwortet auf oh
11.04.2007 21:53
Natürlich ist DAB datenreduziert, dennoch bietet es eine bessere Qualität als Analog-UKW!
Denn:
- der Frequenzumfang ist höher (> 15 KHz wie bei UKW),
- die Kanaltrennung ist besser
- v.a. aber: es gibt keinen schwankenden und durch Reflexionen gestörten Mehrwegempfang, d.h. es gibt zwar den gleichzeitigen Empfang mehrerer Signale (eines oder mehrerer Sender), aber die werden vorteilhaft ausgenutzt, indem verschiedene Anteile sich zum vollständigeren Enddatenstrom addieren...
Also:
Besser isses auf jeden Fall, auch wenn das mit der Datenreduktion gegenüber CompactDiscDigitalAudio stimmt.
Aber so gesehn wäre ja jede aktuelle Norm großer Mist, z.B. DVD.