Benutzer HHI schrieb:
Hier muss ich mich mal zu Wort melden:
Bei Freenet, 1und1, Strato und teilweise bei Arcor telefoniert man nicht über einen "Zwangs-NGN-Anschluss" wie bei Alice, sondern über "normales VOIP".
Auch Alice NGN ist "normales VoIP". Es hat auch eine Zeitlang mit Fritzboxen funktioniert, bis Hansenet die Einwahldaten geändert hat. Seither kann man nur noch die (vorkonfigurierten) Sphairons verwenden. Was allerdings nicht daran ändert, dass es sich bei der VoIP-Telefonie von Alice NGN-Anschlüssen um stinknormales VoIP via SIP handelt.
Vorteil ist hierbei, dass man nicht auf ein vom Hersteller festgelegten Router angewiesen ist (Alice, o2-DSL), sondern z.B. seine FritzBox weiternuzen kann (oder jedes anderes VOIP-taugliches Endgerät).
Rein technisch gibt es keinen Unterschied. Der einzige Grund, warum man bei Alice keine Fremdhardware nutzen kann, ist der Umstand, dass Hansenet die Zugangsdaten geheim hält. Es gibt noch einen weiteren Unterschied, der sich aber nicht auf die Qualität, sondern nur auf die Sicherheit auswirkt (und bei dem VoIP-Provider wie 1&1, Freenet oder Strato gegenüber NGN-Anbietern wie Arcor oder Hansenet gar nicht gut dastehen): bei NGN-Anbietern wird für die VoIP-Verbindung eine eigene PPPoE-Session verwendet, so dass die VoIP-Pakete getrennt vom Internet-Traffic über ein eigenes (virtuelles) Netz übertragen werden. Das erhöht die Abhörsicherheit und reduziert die Beeinflussung des VoIP-Datenstroms durch Internet-Datenverkehr. Alle anderen Nachteile von VoIP kann es allerdings nicht eliminieren. So führt nach wie vor ein DSL-Ausfall auch zum Ausfall der Telefonie und die VoIP-Daten müssen sich über einen u. U. überlasteten DSL-Anschluss quälen.
Das NGN der Zukunft wird sich meines Erachtens auf Kundenseite nicht vom konventionellen Festnetz unterscheiden. D. h. auch bei NGN-Anbietern werden die Fritzboxen, Easyboxen, Sphairons und andere VoIP-Adapter auf Kundenseite verschwinden und die Telefonsignale stattdessen wieder wie bei herkömmlichen Festnetzanschlüssen analog bzw. via ISDN in die Vermittlungsstelle übertragen. Erst dort werden sie in VoIP-Pakete umgewandelt und in ein IP-Netz eingespeist. Vorteil dieser Vorgehensweise: die VoIP-Gateways in der Vermittlungsstelle können technisch aufwendiger sein als SoHo-Adapter wie die Fritzbox und sie können auch direkt an ein Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden, so dass das Nadelöhr "DSL-Anschluss" entfällt. Der Kunde wiederum profitiert davon, dass er seine Endgeräte wie gewohnt direkt an eine TAE-Dose bzw. einen ISDN-NTBA anschließen kann und keine teure und umständlich zu konfigurierende VoIP-Hardware benötigt.
Gruß
niknuk