Meldung

Capital: HanseNet laufen die Kunden weg

Wirtschaftsmagazin berichtet von einer "deutlichen Krise"
Von Thorsten Neuhetzki

Der Telekom-Herausforderer HanseNet, der DSL-Anschlüsse unter der Marke "Alice" verkauft, steckt nach einer Meldung des Wirtschaftsmagazin Capital wegen technischer Schwächen und massenhaft eingehender Kündigungen in einer deutlichen Krise. Demnach hat jeder zweite HanseNet-Kunde Probleme beim Telefonieren. Dies würden interne Analysen der Geschäftsführung ergeben, die Capital bekannt seien. Die technische Schwäche sowie die Preisschlacht bei DSL hat die Kündigungsquote auf knapp 25 Prozent pro Jahr hochgetrieben, was umgerechnet auf die aktuell 2,3 Millionen Kunden über 500 000 Kündigungen innerhalb eines Jahres bedeutet.

Hinzu kommen laut Capital massenhafte Kündigungen, bevor Kunden überhaupt an das Netz angeschlossen wurden. Mindestens 50 000 der mehr als 200 000 Haushalte oder Unternehmen, die im ersten Quartal einen DSL-Vertrag unterschrieben, kehrten HanseNet den Rücken, bevor der Anschluss tatsächlich geschaltet wurde. Die Lage sei "kritisch", heißt es intern. Auch die sehr kurze Kündigungszeit von nur vier Wochen für Privatkunden verschärfe die Lage, dürfte gleichzeitig aber auch viele Kunden, die vor einer festen Vertragslaufzeit von zwei Jahren wie bei anderen Anbietern zurückschrecken, interessieren.

HanseNet-Kunden telefonieren teilweise per NGN

Wegen Finanzknappheit tritt HanseNet-Geschäftsführer Harald Rösch beim geplanten Bau eines eigenen Glasfasernetzes mächtig auf die Bremse. Statt der ursprünglich geplanten rund 60 Millionen Euro will HanseNet nun deutlich unter zehn Millionen Euro für das Vorhaben ausgeben. Der wichtigste Grund für den Sparkurs sind Schwierigkeiten beim Mutterkonzern Telecom Italia, dem eine Steuernachzahlung von 3,5 Milliarden Euro droht.

Zu den genannten Zahlen wollte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von teltarif.de keine Angaben machen. Dass die Hälfte der Kunden unzufrieden mit der Leistung sei, wies er jedoch entschieden zurück. "Das können wir absolut nicht bestätigen", so der Sprecher. Bei der Sprachqualität sehe HanseNet im oberen Mittelfeld, auch wenn sicher nicht alles optimal verlaufe.

HanseNet realisiert seine Telefondienstleistungen je nach Region über unterschiedliche Verfahren. In vielen Regionen hat der Hamburger Anbieter ein eigenes Netz aufgebaut und schaltet klassische Analog- und ISDN-Anschlüsse. In den meisten neuen Ausbauregionen arbeitet das Unternehmen jedoch mit QSC und Telefonica zusammen, nutzt deren Leitungen und realisiert die Telefonie IP-basiert über NGN. Gerade diese Methode scheint qualitativ noch nicht ausreichend zu sein, wie auch viele Rückmeldungen von HanseNet-Kunden in der teltarif-Redaktion zeigen. In unserem Doppelflat-Rechner kann mittels Ortsnetzvorwahl abgefragt werden, über welche Technologie der Anbieter seine Anschlüsse schaltet.