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Schlecht recherchiert...


23.10.2009 20:25 - Gestartet von KnuddelTim
Herr Kessler,

ich finde Ihren Artikel sehr einseitig und kurzsichtig...

Handyporto ist doch keine Alternative zum Schalter oder dem Automaten. Handyporto ist das spontane Postwertzeichen. Dafür ist der Preis durchaus gerechtfertigt. Es ist ja nicht das ständige Postwertzeichen, sondern eins für geradejetzt. Für den Moment. Eine Marke für zwischendurch. Der Schokoriegel an der Tankstelle kostet auch mehr als der im Supermarkt, erst recht, wenn ich ihn im Sammelpack kaufe.

In ihrer Betrachtung lassen sie die Inkassokosten der Mobilfunkanbieter vollkommen aussen vor. Und das in einem Telekommunikationsmagazin. Nach Abzug dieser (bei Premium-Short-Codes unter einem Euro ~40%) dürfte das erwirtschaftete Entgelt nur noch knapp, wenn nicht sogar unter dem normalen Preis liegen. Diese Kosten wird Herr Schulz wohl auch mit dem "Kostendeckungsbeitrag für die Bereitstellung des Service" gemeint haben.

Wie soll den eine Angleichung des Preisniveaus auf den "normalen" Markenwert möglich sein? Soll die Post aus Handyporto (einem Convenience-Produkt) ein Zuschussgeschäft machen? Bei Bepreisungen von 50-55 Cent würde die Post nur 25-30 Cent erhalten, wenn nicht noch weniger.

Und das ein Convenience-Produkt massiv beworben wird ist doch wohl einleuchtend. Gerade in Situationen, wenn eben kein Automat, keine Filiale und auch kein Drucker zu Hause zur Verfügung steht, soll sich der Kunde an Handyporto erinnern und es dann nutzen. Frage an sie als Redakteur: Was ist günstiger? 15 Minuten nach einem Parkplatz suchen, evtl. ein Parkticket lösen und dann am Automaten mir unpassendem Kleingeld eine Marke kaufen? Von irgendwo im Grünen erst eine Stunde weiterwandern, bis man einen Automaten findet? Sicherlich nicht einleuchtend für einen Hauptstadt-Redakteur bei dem sich alles um die Ecke findet. Handyporto ist ein "Luxusprodukt". Auch ich finde den Preis teuer, bin aber gerne bereit diesen zu zahlen - aufgrund der Vorteile, die der Dienst mir bietet.

Zu ihrem Kommentar:

"Dann, liebe Post, sollte dieser zukunftsorientierte Service die Nutzer nicht bestrafen, sondern sie - und das funktioniert nun einmal hauptsächlich über den Preis - dazu animieren, den Service auch intensiv zu nutzen."

Kennen Sie Zahlen zur Nutzung des Dienstes oder woher nehmen sie sich die Vermessenheit derart zu urteilen? Weil Sie zu geizig sind 40 Cent für Luxus und Bequemlichkeit zu investieren? Luxus kostet. Das ist doch überall so.

Wieso lese ich solche Kommentare eigentlich nicht bei Tarifen bzw. Angeboten von Vodafone oder T-Mobile? Vodafone wirbt "es ist deine Zeit" - zu den teilweise überhöhten Preisen gibt's aber nie derart bissige Kommentare von Ihrer Seite.

Und abschliessend, um den Bogen zur schlechten Recherche zu bekommen: "Schließlich spart Handyporto auch die Post auf lange Sicht Geld, da sich der Nutzer um die Frankierung ganz alleine kümmert."

Angebote wie (m).schreibcenter.de, internetmarke.de, Stampit und Stampit-Web haben Sie bei Ihrer Recherche wohl übersehen.

"Es bleibt also spannend zu sehen, wie innovativ und zukunftsorientiert die Post wirklich sein will [...]"

Wie innovativ sind den so die Mitbewerber? Jetzt nicht nur in D, wir können ruhig ganz Europa betrachten.

Aber Unternehmens-Bashing ist z.Zt. ja groß in Mode.

" [...] und ob sie es schaffen wird, die notwendigen Schritte für ein eigentlich zukunftsträchtiges Produkt (endlich) mit voller Kraft anzugehen."

Produkt die langfristig einen negativen DB haben, sind weder für's Produkt noch für's Unternehmen zukunftsträchtig. Fingerpointing wäre hier eher in Richtung der Zahlungsdienstleister angebracht - und, da machen wir uns nichts vor, fehlenden (alternativen) Zahlungsmöglichkeiten für Kleinstbeträge.

Am Briefmarkenautomaten kann man übrigens auch mit der Geldkarte zahlen, dann gibt's auch kein Restgeld in Briefmarken. Aber die Geldkarte wurde in D ja auch tot geredet (auch durch "Qualitäts"-Journalismus) - in dem man vor allem immer wieder auf ihren Nachteilen rumritt (die sie zum großen Teil mit ihrem Verwandtem, dem Bargeld, teilt).

Ich finde es wirklich schade, das Ihr Artikel so negativ rüberkommt und solch' polemische Aussagen wie "ganzseitigen Werbeanzeigen zum Trotz." enthält. Rolex und Porsche werben auch mit ganz- und doppelseitigen Anzeigen, trotzdem ist der Kundenkreis nur recht begrenzt.

Ich nutze Handyporto gerne (auch wenn es bis jetzt nur vier Mal war) und bin sehr froh und glücklich das es diesen Dienst gibt und ich eben nicht erst lange nach einem Briefmarkenvertriebsstelle suchen muss, wenn ich spontan eine Postkarte (die übrigens auch oft ein vielfaches ihres "realen" Wertes kosten) versenden will.


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[1] handytim antwortet auf KnuddelTim
23.10.2009 20:48
Ich finde das Angebot "Handyporto" total enttäuschend.

Brauche ich wirklich mal eine Briefmarke, habe ich mit www.internetmarke.de eine Möglichkeit ohne Aufpreis Porto stückgenau zu kaufen.

Es ist absolut zum verzweifeln, was die Deutsche Post gerade abzieht. In Karlsruhe ist plötzlich die Hauptfiliale ohne Vorankündigung einen Tag geschlossen, an der Tür hing lediglich ein Zettel mit "Beschwerdetelefonnummer".

Als ich letzte Woche ein Einschreiben absenden musste, musste ich geschlagene 45 Minuten warten, um endlich an den Schalter zu kommen. Normalerweise gibt es solche Schlangen nur an Weihnachten...

Hoffentlich gibt es bald eine zuverlässige Alternative für den Briefverkehr.
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[1.1] KnuddelTim antwortet auf handytim
23.10.2009 20:54
Meinen Artikel hast du wohl nicht gelesen...

Internetmarke habe ich dort als Alternative genannt.

Handyporto als Luxus-Produkt abgegrenzt.

Dein Probleme mit der Filiale tun mir Leid, haben aber wohl eher nichts mit dem Produkt Handyporto zu tun...
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[1.1.1] handytim antwortet auf KnuddelTim
23.10.2009 21:03
Natürlich habe ich Deinen Beitrag gelesen.

Nur sehe ich Handyporto nicht als Luxusprodukt, gibt gegenüber der Internetmarke auch keinen echten Mehrwert. Zumal der Brief auch noch in einen Briefkasten muss, wo es sehr oft Porto-Automaten gibt.

Die Probleme in der Filiale spiegeln nur den Servicegedanken der Deutschen Post wieder.
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[1.1.1.1] fuzzy7761 antwortet auf handytim
23.10.2009 23:53
In Karlsruhe gibt es nur noch eine einzige Postfiliale: die in der Waldstadt. Alle anderen "Filialen" sind von Partnern betriebene Postagenturen, im Wesentlichen solche der Postbank. Die interessiert sich für den Postkunden einen kalten Kehricht, und deshalb darf er auch beliebig lange in der Schlange warten. Dass sich die Post durch die Abgabe der Filialen an desinteressierte und qualitativ schlechte Partner ihr eigenes Grab schaufelt, wird sie erst in einigen Jahren merken. Dann feiern die verantwortlichen Consultants aber schon lange ihre Boni ab.
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[2] Jott-Emm antwortet auf KnuddelTim
24.10.2009 12:02
Warum muss die Handy-Marke teurer sein als das Standardprodukt? Weil es sich um einen "Luxus-Artikel" handelt? Weil es ein Mehrwert-Dienst ist? Lieber KnuddelTim, das ist ja wohl ein Schuss in den Ofen!

Ich nutze seit einigen Jahren das Handy-Ticket der Deutschen Bahn. Das Ticket für "geradejetzt. Für den Moment. [...] für zwischendurch", wie Sie es nennen. Und das ist NICHT teurer als das Standard-Ticket am Automaten, am Schalter oder im Internet. Hier besteht aber ein echter Mehrwert. Denn ich kann wirklich kurz vorher (min. 10 min) noch buchen.

Dass so ein Dienst in diesem Preissegment nicht in jedem Falle kostendeckend arbeiten kann, ist durchaus einleuchtend. Aber solche Konzepte und auch deren Finanzierung stehen in der Regel schon vor Markteinführung fest. Daher mein Tip an die Deutsche Post: Wenn sie so einen Service anbieten will, dann sollte sie vielleicht mal bei der DB nachfragen, wie so was funktioniert - ohne Aufpreis.

Oder sie sollte die Finger von solchen Diensten lassen. Dann gibt es auch keine Nachfragen und Kommentare, die vielleicht negativ ausfallen könnten.
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[3] phishy antwortet auf KnuddelTim
24.10.2009 13:48
Benutzer KnuddelTim schrieb:
...
In ihrer Betrachtung lassen sie die Inkassokosten der Mobilfunkanbieter vollkommen aussen vor. Und das in einem Telekommunikationsmagazin. Nach Abzug dieser (bei Premium-Short-Codes unter einem Euro ~40%) dürfte das erwirtschaftete Entgelt nur noch knapp, wenn nicht sogar unter dem normalen Preis liegen. Diese Kosten wird Herr Schulz wohl auch mit dem "Kostendeckungsbeitrag für die Bereitstellung des Service" gemeint haben.

Hallo KNuddelTim,

laut Artikel ist dem aber nicht so, dass die SMS-Kosten enthalten sind, sondern so, dass der Preis für die SMS laut eigenemMobilfunktarif hinzukommt. Die Post hat also keine Kosten für die eingehenden SMS (abgesehen von der Bereitstellung der Rufnummer).
Die Kosten für die abgehenden SMS der Post fallen allerdings durchaus an. Andererseits ist es aber so, dass auch die anderen Verkaufswege Kosten verursachen (Filiale: Miete, Mitarbeiter; Automat: Automatenkauf/Miet, Wartung, Material sowie ggf. Stellplatzmiete).
Ich nehme an, dass diese nicht deutlich unter den Preisen je SMS liegen. Abgesehen davon sind 0,40EUR zusätzlich für eine Antwort-SMS ein stolzer SMS-Preis (insbesondere da die Post sicherlich einen Mengenrabatt bekommt).
Insofern scheint Handy-Porto von der Post wirklich als Luxus-Angebot und nicht als Kundenservice verstanden zu werden.
Mit einer entsprechenden Automatisierung lassen sich bei der Post sicherlich auch die Kosten senken, da die manuell Bearbeitung entfallen würde.
--> aus meiner Sicht ist daher die Kritik durchaus berechtigt. Ich gehe davon aus, dass das Produkt entweder als Massenprodukt weiterentwickelt und die Kosten gesenkt werden oder dass es mittelfristig wieder eingestellt wird.

Gruß

Phishy