Benutzer koelli schrieb:
Ich hätte gedacht, dass es eher umgekehrt ist: Da die internen Antennen näher am Kopf sind als ausgezogene, würde ich die Funkbelastung bei den internen Antennen als höher ansehen.
Die Ausziehantennen sind praktisch rundstrahlend und der Kopf "versperrt" einem nennenswerten Anteil der Strahlungsleistung "den Weg".
Die integrierten Antennen kann man so designen, dass in Kopfrichtung weniger abgestrahlt wird als in entgegengesetzter Richtung. Man kann versuchen, eine Nullstelle des Strahlungsdiagramms dorthin zu legen, wo sich der Kopf befindet. Ganz verhindern lässt sich eine Befeldung des Kopfes nicht; aber der SAR-Wert lässt sich (bei gleicher in den Raum abgestrahlter Leistung) deutlich reduzieren.
Das Problem kann natürlich sein, dass sich die Basisstation genau in derjenigen Richtung befindet, in die das Handy nun --- dank des SAR-optimierten Strahlungsdiagramms --- kaum sendet. Das führt dann dazu, dass das Handy seine Sendeleistung erhöhen muss, was sich kontraproduktiv auf das Ausmaß der Befeldung des Benutzer-Kopfes auswirken würde. Andererseits gibt es ja in der Hauptstrahlrichtung des Handys vielleicht auch eine Basisstation, die dann benutzt werden kann, wodurch sich das Problem relativiert.
Keinen Vorteil? Jede Reduzierung von Funkwellen stellt einen Schutz dar.
Ich gebe zu, mit meiner Aussage war ich etwas von meiner Meinung getrieben, dass Funkwellen unschädlich sind.
Aber nehmen wir mal an, Funkwellen seien nicht unschädlich. Dann hätte der SAR-Wert dennoch nur eine begrenzte Aussagekraft über die Schädlichkeit des Gebrauchs des betreffenden Handys.
Ein SAR-Wert kann aus drei Gründen klein sein:
a) Die Antenne wandelt nur einen kleinen Teil der Hochfrequenz-Energie in Funkwellen um (der Rest wird in der Antenne oder der Hochfrequenz-Schaltung in Wärme umgesetzt). D.h. die Antenne hat einen schlechten Wirkungsgrad.
b) Die Sendeleistung des Handys kann gedrosselt sein.
c) Die Antenne ist so entwickelt worden, dass ein möglichst hoher prozentualer Anteil der Sendeleistung in den "Freiraum" abgestrahlt und nur ein geringer Anteil im Benutzerkopf verbraten wird.
Wenn ein Benutzer beim Telefonieren möglichst wenig Strahlung abbekommen möchte, ist Fall c) natürlich vorteilhaft.
Fall a) und Fall b) ist nur dahingegend vorteilhaft, was die maximal mögliche, aber nicht, was die durchschnittliche Befeldung angeht. (Weil das Handy --- soweit möglich --- mit einer Erhöhung der Sendeleistung reagiert.)
Das Problem: Man sieht dem SAR-Wert nicht an, ob er wegen a), b) oder c) niedrig ist.
Hersteller könnten versucht sein, SAR-Werte mittels a) und b) klein zu halten, was dem Benutzer aber im Durchschnitt nichts bringt. Dann würde der "blaue Umweltengel" eigentlich zu Unrecht auf der Verpackung kleben.
Der SAR-Wert ist wie, wenn man beim Auto angeben würde, wieviel Sprit pro 100 km bei Vollgas im höchsten Gang verbraucht wird, so eine Art "Worst-Case-Verbrauch" auf der Autobahn.
(Das wäre eine Idee für eine CO2-Steuer...)
Dieser Wert könnte hoch sein, weil der Motor ineffizient ist, oder er könnte hoch sein, weil der Motor (bei hoher Effizienz) viel Leistung hat und die Höchstgeschwindigkeit entsprechend groß ist.
Bei "normalen" Geschwindigkeiten braucht der große, effiziente Motor aber vielleicht weniger Sprit als der ineffiziente.
Beispielsweise könnte der Hersteller eines Autos mit einem schlechten Worst-Case-Verbrauchswert einfach eine Drossel in die Spritzufuhr einbauen (beim Handy wäre das eine Reduzierung der Sendeleistung). Der Worst-Case-Verbrauch wäre sofort gesenkt. Der Durchschnittsverbrauch bei normalen Geschwindigkeiten wäre aber unverändert.
Was wir also bräuchten, wäre die Angabe einer "Durchschnittsbefeldung" und nicht einer "Spitzenwertbefeldung" des Benutzerkopfes beim Gebrauch von Handys. Aber dazu müsste man erst mal eine Mess-Norm entwickeln, die auf Akzeptanz stößt. Der SAR-Wert recht einfach zu messen und ist daher zum Maß aller Dinge geworden.
Marcus