Rückblick

Fünf frühere Klassiker kriselnder Handy-Hersteller

Die früheren Vorzeigemodelle von Siemens, Sony, Ericsson, Motorola und Palm
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Der Handy-Markt befindet sich aktuell im Umbruch. Verschläft ein Hersteller einen Trend, fällt er bei den Kunden gnadenlos durch. Dies bekamen zuletzt Motorola und Sony Ericsson zu spüren. Die beiden Handy-Hersteller sind gerade erst dabei, ihre Produktpaletten neu zu erfinden - zwei Jahre nach Apples Erfolg mit dem Touchscreen-Smartphone iPhone. Aber auch Marktführer Nokia verzeichnet wie berichtet sinkende Handy-Absatzzahlen.

Dabei ist der Trend zum Touchscreen-Handy nicht die erste Bewährungsprobe für die Hersteller. Neuerungen gab es im Mobilfunk-Markt in den vergangenen Jahren ständig. Immer mussten sich Handybauer und Netzbetreiber zügig auf Neues einstellen, einige Hersteller sind daran schon gescheitert: 2002 schlossen sich Ericsson und Sony zusammen und verhinderten so das Aus für ihre jeweiligen Handy-Sparten. Palm verpasste den Multimedia-Trend und wäre fast vom Markt verschwunden. Von Motorola haben wir hierzulande jahrelang keine neuen Handy-Modelle mehr gesehen. Und die Siemens-Tragödie haben viele sicher noch in Erinnerung.

Dabei haben diese Unternehmen früher durchaus Geräte produziert, die bei den Nutzern hohes Ansehen genossen. Wir blicken auf ausgewählte Handy-Meilensteine der Hersteller Sony, Siemens, Ericsson, Palm und Motorola zurück und erklären, was diese Geräte zu ihrer Zeit auszeichnete.

Sony Z1: Revolutionäres Vier-Zeilen-Display

Sony Z1 plus Sony Z1 plus
Foto: teltarif.de
Sony baute auch einmal Handys ohne Ericsson. Erst seit 2002 sind die Geschäftsbereiche von Sony und Ericsson in einem Joint Venture gebündelt. Zuvor machte sich Sony zuerst mit praktischen Geräten einen Namen, bevor sich der Hersteller mehr auf Multimedia konzentrierte. Eines der ersten Handys mit vollwertigem MP3-Player kommt daher auch aus dem Hause Sony – das MZ5. Noch davor, 1997, brachte Sony das Z1 auf den Markt.

Revolutionär an dem Sony Z1 war vor allem das für damalige Verhältnisse riesige Display, das vier Zeilen Text darstellen konnte und auch bei Sonnenlicht optimal ablesbar war. Das schafft so manches moderne Handy heute noch nicht. Neben dem großen Display hat das Z1 aber auch weitere Highlights zu bieten. Für besseren Empfang ist die Antenne ausziehbar und auch das Mikrofon verharrt nicht brav an seinem Platz. Zum Telefonieren muss es ausgeklappt werden. Dadurch liegt das Mikrofon nahe am Mund des Handy-Besitzers, was durchaus zu einer guten Sprachqualität beiträgt. Auch die Menübedienung über das Jogdial-Rädchen an der Seite ist äußerst komfortabel, auch wenn das Menü des Sony Z1 sehr übersichtlich ist – viele heute selbstverständliche Funktionen gibt es eben nicht.

Bis auf den Akku und einige Menüfunktionen wie Taschenrechner und Tastensperre unterscheiden sich die Modelle Z1 und Z1 plus nicht. Gemein ist ihnen eine Sprachmemo-Funktion, die sich auch für Gesprächsmitschnitte einsetzen lässt, ein Gewicht von etwa 200 Gramm und 21 auswählbare Klingeltöne. Da noch keiner an polyphone Klingeltöne gedacht hatte, ist Piepsen angesagt. Mit Maßen von 98 mal 60 mal 26 Millimetern war das Sony Z1 für die damalige Zeit ein äußerst kompaktes Gerät, das auch bequem in die Hosentasche passt. In Internet-Auktionen sind Z1 und Z1 plus auch heute noch zu bekommen: Sammler zahlen für Geräte in gutem Zustand bis zu 60 Euro.

Siemens SL10: Das erste Slider-Handy

Nach dem Untergang der Handysparte von Siemens ist auch der letzte deutsche Handybauer vom Markt verschwunden. Dabei war Siemens jahrelang Technologieführer und brachte das erste Handy mit Farbdisplay und das erste MP3-Handy auf den Markt. Nach der gescheiterten Übernahme durch BenQ wurde das Unternehmen abgewickelt, Geräte in der Pipeline erschienen, wenn überhaupt, als reine BenQ-Mobile-Handys.

1999 ging es Siemens noch richtig gut – und die Münchner trauten sich was. Zwar war das Siemens SL10 nicht das erste Siemens-Handy mit einem Vier-Farben-Display, aber immerhin das erste Sliderhandy überhaupt. Siemens nannte die Technik "Pro-Slide". So wuchs das 153 Millimeter lange Handy durch Aufschieben nochmals um etwa 20 Millimeter. Dies sorgte beim Telefonieren für eine angenehme Haltung und für eine ordentlich dimensionierte Tastatur.

Wie das Z1 von Sony war auch das Siemens SL10 ein reines D-Netz-Handy, für Mobilfunkkunden von E-Plus und o2 (damals Viag Interkom) war dieses Handy daher nicht geeignet. Nicht selbstverständliche Ausstattungsmerkmale des Siemens SL10: Es verfügte bereits über einen Vibrationsalarm, ein integriertes Modem und eine Infrarot-Schnittstelle.

Geschichte geschrieben hat das Siemens SL10 aber wegen "Pro-Slide". Zwar setzten sich Slider-Handys erst viele Jahre später durch – Siemens war einfach zu früh dran. Dennoch hatten die Münchener eine Lawine losgetreten. Zum Lieferumfang gehörte auch eine Tischladestation, ein Zubehörteil, das bei den meisten Herstellern heute völlig in Vergessenheit geraten ist. In Internet-Auktionen ist das Siemens SL10 äußerst begehrt und selten zugleich, nur zufällig sind Geräte noch zu finden.

Ericsson T39m: Der vorletzte Knüller der Schweden

Ericsson T39m Ericsson T39m
Foto: teltarif.de
Fehlende Multimedia und wenig massentaugliches Design bedeuteten 2002 das Ende der Handysparte von Ericsson und die Überführung in ein Joint Venture mit Sony. Dennoch hatte Ericsson technisch so einiges drauf. Viele Fans weinen dem Hersteller heute noch Tränen nach. Mitte 2001 brachten die Schweden ihren vorletzten Knüller auf den Markt – das T39m. Schon damals war aber klar, dass das Gerät aufgrund des vollkommen unterdimensionierten Displays kein Erfolg werden konnte. Dies war erst dem Nachfolger T68m vergönnt, unter der Bezeichnung T68i wurde er dann zum ersten Handy von Sony Ericsson.

Auf der folgenden Seite stellen wir Ihnen die ersten richtigen Business-Handys mit Organizer-Funktionen oder auch UMTS von Ericsson, Palm und Motorola vor.