"motzerator" schrieb:
ich finde das internet sollte ausschliesslich mit lateinischen schriftzeichen funktionieren, einfach weil ich so die hoffnung habe, das sich dadurch weltweit englisch besser durchsetzt.
Im Kleinen hatten wir mit unseren ganz normalen Umlauten, unserer Art der Anführungszeichen, unserer Art Zahlen zu schreiben etc. mal das gleiche Theater:
- Umlaute wurden in einer vom US-ASCII-Zeichensatz geprägten Software-Landschaft als "Sonderzeichen" bezeichnet. Ich kann mich noch gut erinnern, welchen Gegenwind die (heute als selbstverständlichen Standard genutzte) Multimedia-E-Mail-Erweiterung MIME lange Zeit bekam, die es erst ermöglicht hat, in E-Mails Umlaute & Co. zu schreiben. Die kleingeistigen Technokraten damals sahen US-ASCII als Weltstandard und alles andere als lästig an, statt zu sehen, dass sich die Technik den Bedürfnissen der Menschen anpassen muss und nicht umgekehrt.
- Korrekte Typographie ist inzwischen Dank Unicode meist darstellbar, aber kaum einer weiß, wie man außerhalb von Word (wo sie automatisch gesetzt werden) z.B. richtige Anführungszeichen schreibt. Und sogar dieses Teltarif.de-Forum kann auch nicht damit umgehen (das kommt raus: „Mist“). Hier sind wir also selbst heute noch nicht so weit, wie man sein sollte: nämlich im Netz ganz selbstverständlich so schreiben zu können wie außerhalb des Netzes.
- Heute noch gibt's unzählige Software, die mir die Zahl 1234 als "1,234" anzeigt - mit amerikanischem Tausenderkomma. Wenn überhaupt mit Tausender-Trennzeichen, dann muss das hier aber "1.234" sein! Erschreckend viele Programmierer (ziemlich oft aus den USA) schauen nicht über den Tellerrand und ignorieren auch heute noch die vorhandenen guten Möglichkeiten zur Lokalisierung und Internationalisierung.
Mit Deiner Geisteshaltung hätte alles bei US-ASCII und amerikanischen Schreibweisen bleiben und die Rest-Welt sich anpassen müssen ...
So unsinnig, wie das gewesen wäre, wäre es auch jetzt, Menschen ihre eigene Kultur verwehren zu wollen.
Zudem ganz praktisch betrachtet: was nützt es, einen z.B. japanischen Domainnamen noch selbst lesen oder schreiben zu können, wenn Du dann mit dem Inhalt der Webseite doch nichts anfangen kannst, weil der dann (im Normalfall) ja auch nicht-lateinisch, nämlich Japanisch sein wird?
Oder willst Du den Russen jetzt wieder ihr Kyrillisch verbieten? Dein Wunsch, das "internet sollte ausschliesslich mit lateinischen schriftzeichen funktionieren", ist doch schon lange kalter Kaffee. Jetzt geht's nach dem Inhalt der Webseiten nur noch um die Webadresse ...
Ich denke, so wie Google jetzt schon die Suche in fremdsprachigen Seiten mit automatische Übersetzung sowohl Deines Suchbegriffes in die Fremdsprache und Rückübersetzung der Suchergebnisse in die Muttersprache bietet, wird es ratzfatz auch ein Firefox-Add-on geben, das für Lesezeichen in fremder Sprache/Schrift automatisch eine Übersetzung oder Transkription anzeigt - egal ob für die URL, den Titel oder den Inhalt.
Andere Browser werden schnell nachziehen, und dann ist das alles kein Thema mehr.
Ciao,
Martin