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Täter oder Opfer? Henne oder Ei?


23.11.2012 15:41 - Gestartet von noplease
Es ist Freitag ... traditionell der Tag für einen Roman *g*

Ich habe diese Meldungen so oder so ähnlich in den letzten Tagen mehrfach im Netz gefunden und war immer wieder erstaunt, fast erschrocken, wie 'gerne' man Android 4.2 zum alleinigen Sündenbock macht.
An diesem Androiden-Bashing bzw. OS-Mobbing mag ich mich nicht beteiligen.

Sieht man vom offensichtlich fehlenden Dezember in der Kalender-Sidechain der mitgelieferten Kontakte-Verwaltung ab (weil man wohl die Null auch für einen Monat hielt) und dem Zugriffsproblem von Google-Talk bei mehreren Useraccounts, ... was geht denn sonst eindeutig und zweifelsfrei auf das persönliche Konto von Android 4.2?

Die Variablen liegen doch nicht alle nur im OS selbst, oder? Sind an all' den Sachen nicht ebenso auch Apps beteiligt? ... in unterschiedlichster Kombinationen und zuweilen auch abweichender Aktualität? ... und in wiederum den verschiedensten Nutzungsszenarien? Spielt nicht auch das Userverhalten eine große Rolle (z.B. Cache-Bereinigung, Wipes, übersehene Tweaks)?
Selbst "Root oder nicht Root" ist viel zu selten die Frage.

Man erfährt kaum etwas zur Einschätzung der Betroffenen, noch über die jeweils installierten Apps, deren Aktualität und auch nicht, welche im Hintergrund jeweils auf welche Art aktiv sind. Ergo dürfte sowohl die Qualität als auch der Kontext der Meldungen eine große Bandbreite haben.

Beim Umstieg auf Windows 8
-> https://www.teltarif.de/windows-8-virenscanner-...
gab es doch auch Apps, die von anderen lahmgelegt wurden oder das ganze System zum Absturz bringen - da wusste man sofort, dass es nicht am System lag... seltsam, oder?
Bei einem Windows fällt auf, dass so etwas an Altlasten und Apps liegen kann, bei Android ist es angeblich nur das neue OS ... sehr seltsam.

Getreu dem Motto "Isch hätt' gern ehmol en Problem" schreiben einige Redaktionen (ohne jeden Versuch, über den Tellerrand zu schauen) alles 4.2 zu. Und natürlich finden sich in den Kommentarbereichen 8 von 10 Usern auch wieder nur zum gemeinsamen Frustabbau ein.
So geht guter Journalismus und am Ende auch eine gute Portion Netzkultur vor die Hunde. Und damit meine ich nicht unbedingt teltarif, sondern diverse ausgemachte Android-Portale.

Wie üblich, habe ich mir auch bei dem Thema erlaubt, mir meine eigenen Gedanken zu machen, um nicht wie die sprichwörtliche S**(zensiertes rosa Borstenvieh) durch's Dorf getrieben zu werden.

Mein Nexus 7 liegt vor mir, diverse Erlebnisse damit liegen hinter mir.
Wenn genau das so sehr betroffen ist, dann darf ich mir sicher erlauben, nach der Pauschalschelte auch selbst noch etwas zum eigentlichen Thema beizutragen.


Stabilität:
Nachdem ich vor einer Weile das Nexus 7 auf 4.1.2 geupdatet hatte, erlebte ich diverse unmotivierte App-Stürze bzw. App-Hänger, die mich teilweise sogar zum Reboot zwangen - reproduzierbar. Den einen oder anderen Entwickler direkt informiert, ... und einige App-Updates oder Tage später war alles wieder brav.
Nach dem Update auf 4.2 und einmaligem Leeren des App-Caches rennt der Androide absolut problemlos.
In keinster Weise instabil.
Kein bisschen.
Nicht die Spur.
Einzig der Firefox crashte. Das wurde mit FF17 am 20.11. bereits längst behoben und abgehakt. Der Fuchs war dabei so freundlich, keine anderen mit ins Unglück zu reißen.


Steuerung der Display-Helligkeit:
Unter 4.1.x war sie mir fast schon zu langsam - gerade beim Wechsel Dunkel-Hell konnte das u.U. stören. Aktuell unter 4.2 finde ich die Steuerung jetzt 'zu lebendig', da sie auf kleinste Änderungen und auch nur sehr kurzzeitige Einflüsse schon sofort und deutlich spürbar reagiert. Das aber eigentlich nur in Situationen mit wenig Licht. Abends auf der Couch reagiert das Nexus 7 zur Zeit auch schon mal auf größere Helligkeitsänderungen im TV-Bild (4m), auch nachts unterwegs in der Fahrzeughalterung ist es gerne 'hyperaktiv'.
Auch wenn mir klar ist, dass es nicht so einfach ist, aus dem Blick auf den User die Sicht auf das Tablet abzuleiten, ...
... sollte trotzdem die Änderungsgeschwindigkeit und Schrittweite dem natürlichen Verhalten des Auges besser angepasst werden.
Dazu noch eine dezente Hysterese, um ständiges Pendeln (manche haben das 'Flackern') wirksam zu unterbinden und gut. Vielleicht kann man in folgenden Versionen ja Hysterese und Flankensteilheit auch einfach selbst anpassen.


Bluetooth-Qualität oder -Aussetzer:
Da habe ich nichts zu bemängeln. WLAN ist bei mir ständig an und von Mono- oder Stereo-BT-Headsets über PC und Laptop bis hin zum Garmin ecorouteHD-Dongle spuckt und spauzt bisher nichts. Da ich so manches mit realtime-Anspruch benutze, wäre es mir wohl bereits aufgefallen, wenn es da haken würde.


Akku-Kapazität und Ladeverhalten:
Na, ob da nicht bei den meisten Trick 17b mit eingebauter Selbstüberlistung zugeschlagen hat?

1. Wenn man einen Akku schneller entlädt, sinkt dessen Kapazität. Das gilt nach wie vor und ebenfalls bei Lithium-basierenden Typen. "Wird schneller verbraucht, ist weniger drin".
Aus C20 4350mAh kann so bei C10 auch 3500mAh werden.
Reine Physik.

2. Von 4.1.2 auf 4.2 waren es gut 80MB.
Das ist nur ein kleiner Schritt für den Server, können aber viele große Schritte für das Gerät sein... bis es alle Codeschnipsel an ihren Platz geschoben hat. Größere Umschaufeleien sind bekanntlich nie ganz auszuschließen und so soll es alten Überlieferungen nach durchaus hier und da vorkommen, dass ein 4+1-Kern-Prozessor seine Muckies doch mal spielen lassen muss - und sich den dafür gerechten Lohn bar in Ladungsträgern auszahlen lässt.^^

3. Nichts anderes habe ich beim vorherigen Update auf 4.1.2 auch erlebt: das Tablet hatte zu tun und wo gearbeitet wird, da fallen nun einmal immer auch Akkubalken. Ein wenig später war alles wieder normal.

4. Bedenkt man, dass nach Erscheinen von 4.2 auch unzählige Apps nochmal ein Update brauchten, dann war noch etwas häufiger als nur für das OS-Update 'Leben in der Hütte'... was den unter 1. geschilderten Effekt noch ein wenig verstärkt... und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, fällt das eben auf.
Wie viel davon jeweils dem Mehrverbrauch oder dem dadurch mitbedingten Kapazitätsverlust zuzurechnen ist, kann man nicht einfach so sagen, ein Fehler im OS ist das jedenfalls nicht.

5. Das OS muss gar nicht die Instanz sein, die für einen übermäßigen Mehrverbrauch sorgt.
Apps, die nicht richtig auf 4.2 vorbereitet waren, können unnötig Strom kosten. Oder umgekehrt braucht die eine oder andere App ggf. jetzt unter 4.2 mehr Energie, weil sie hier oder da andere Wege geht... weil sie es jetzt erst kann oder sogar muss.
In beiden Fällen kann das verschiedenste Ursachen haben und das OS ist eher Beifahrer als Täter.

6. Wer mehr Akku verbraucht, muss logischerweise auch länger laden. Wenn während des Ladens weiter gearbeitet wird (automatische Updates sind da immer wieder beliebt), erst recht.
Ich habe auch den leisen Verdacht, dass diverse Pflege- und Wartungsvorgänge (housekeeping) im Hintergrund bevorzugt in Ruhe- und Ladephasen angestoßen werden - was rund um Updates sicher auch mehr Arbeit bedeuten und den Effekt verstärken würde.

Den Mehrverbrauch pauschal als Fehler im OS zu bezeichnen und ihm dauerhaften Charakter zu bescheinigen, ... dürfte so kurz nach dem Update verfrüht sein, denke ich - wenn nicht sogar absolut grundlos.
Ich hatte die ersten 3-4 Tage nach dem OS-Update ebenfalls spürbar kürzere Akkuzyklen und inzwischen hält der Akku eindeutig wieder so wie zuvor - mindestens.


Mehrbenutzer-Probleme:
Bitte nicht hetzen, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Bisher waren für normale User mehrere Benutzer gar nicht vorgesehen. Ich gehe davon aus, dass die dafür erforderlichen Vorkehrungen App-seitig gar nicht rechtzeitig überall schon im Vorfeld getroffen wurden... bei Google-eigenen Komponenten und Apps wohl noch eher als bei solchen von Drittanbietern.
Und vielleicht wird es hier und da auch die eine oder andere unkonventionell gelöste (Daten)Schutzfunktion geben, die mit der Benutzerverwaltung und Zugriffskontrolle und somit auch der Mehrbenutzerfähigkeit kollidiert.
Das war auch bei grafischen Desktop-Systemen einmal so. Und ich kann mich noch einigermaßen erinnern, was damals so los war, bis ...

Der Wunsch nach dem 'Familientablet' ist je nach Modell und Preis sehr verständlich.
Der Wunsch nach klarer Trennung zwischen beruflicher und privater Identität ist durchaus auch sehr verständlich.
Der Bedarf an abgestuften Rechten und Wegen zur Erfüllung von Datenschutz- und anderen Pflichten im Unternehmenseinsatz ist eindeutig. Dort ist Mehrbenutzerfähigkeit in meinen Augen sogar zwingend notwendig...
... dennoch bin ich mir bis heute noch nicht ganz sicher, ob das Thema Mehrbenutzerfähigkeit mit all seinen Facetten und Möglichkeiten, aber eben auch den möglichen Folgen, für die breite Masse wirklich zu überschauen ist. Im Corporate-Umfeld ist das meistens der Fall, die überwiegende Zahl der Käufer sind aber längst 'ganz normale User', weder Geeks noch Pros - und da die Preise weiter sinken, wird deren Anteil eher noch steigen.

Aus "overinformed but undereducated" kann hier ganz schnell ein 'overfeatured and out of control' werden.

Da eben noch mehr Komponenten im Mehrbenutzerzirkus eine Rolle spielen, die Google nicht alle selbst unter der Fuchtel hat, hätte es mich eigentlich sehr gewundert, wenn in dem Bereich alles von Anfang an glatt gelaufen wäre.
Wer etwas vermisst oder wem etwas nicht gefällt, soll sich einfach beteiligen. Das geht auch, wenn man mit Coding nichts am Hut hat.

Vor dem Hintergrund kann ich mit dem jetzigen Stand gut leben und freue mich auf das, was die nächsten Updates nachliefern, ergänzen und abrunden.


Euch allen ein schönes Wochenende

np