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Telefonüberwachung in Deutschland


23.04.2001 10:47 - Gestartet von eurocarlos
Schon komisch: wir sind eine freiheitliche Demokratie, hören aber mehr Telefone ab als alle anderen Länder.

Verbrechensbekämpfung funktioniert auch in USA gut, ohne großen Lauschangriff und mit deutlich weniger Telefon-Abhör-Aktionen.

Das liegt auch daran, dass der US-Richter seine Zustimmung zur Telefon-Abhör-Aktion ausführlich begründen muss. Er kann sie auch zunächst nur für 6 Monate anordnen, wenn die Strafverfolgungsbehörden anschließend weiter abhören wollen, muss der Richter noch ausführlicher begründen, warum dieser Grundrechts-Eingriff immer noch erforderlich ist.

In Deutschland läuft es genau umgekehrt, hier muss der Richter begründen, wenn er einem Abhör-Gesuch nicht zustimmt. Die damit befassten Amtsrichter haben ohnehin meist mehr als genug zu tun, und die Strafverfolgungsbehörden machen es schon richtig.

Weil der große Lauschangriff auch nicht das bringt, was er bringen sollte, wird ja schon der "Spähangriff" gefordert. Und wegen der Positionsortung eines Handys ist der Große Bruder ohnehin nicht mehr weit.

Und die Deutschen machen so was klaglos mit. Beste preußische Obrigkeitsstaats-Tradition halt.
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[1] TechGuru antwortet auf eurocarlos
23.04.2001 11:16
Naja, daß die Amis solche Unschuldslämmer sind, können sie dem Papst erzählen. Offiziell mag das so sein - vielleicht stimmt es auch für das eigene Land. Die Amis hören sich selbst vielleicht nicht ab, dafür andere Länder um so mehr. Man erwähne nur das Echolon-System was ja vermeintlich der Sicherheit, vielmehr jedoch wohl der Industriespionage dient. Und vor der Lockerung der Exportbestimmungen für "Waffensysteme" mußte jeder Hersteller von Verschlüsselungssoftware einen General-Key beim Verteidigungsministerium hinterlegen, um etwaig verschlüsselte Mails von Terroristen (oder Firmen) ohne Aufwand leicht abfangen und entschlüsseln zu können.

Und die Chinesen wären wahrscheinlich auch ein bißchen weniger paronoid und aufgerüstet, wenn da nicht diese Spionageflüge der USA wären...
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[1.1] RE: Telefonüberwachung in Deutschland - Generalschlüssel
kalle antwortet auf TechGuru
23.04.2001 12:26
Benutzer TechGuru schrieb:
Naja, daß die Amis solche Unschuldslämmer sind, können sie dem Papst erzählen. Offiziell mag das so sein - vielleicht stimmt es auch für das eigene Land. Die Amis hören sich selbst vielleicht nicht ab, dafür andere Länder um so mehr. Man erwähne nur das Echolon-System was ja vermeintlich der Sicherheit, vielmehr jedoch wohl der Industriespionage dient. Und vor der Lockerung der Exportbestimmungen für "Waffensysteme" mußte jeder Hersteller von Verschlüsselungssoftware einen General-Key beim Verteidigungsministerium hinterlegen, um etwaig verschlüsselte Mails von Terroristen (oder Firmen) ohne Aufwand leicht abfangen und entschlüsseln zu können.

Und die Chinesen wären wahrscheinlich auch ein bißchen weniger paronoid und aufgerüstet, wenn da nicht diese Spionageflüge der USA wären...

Hallo Guru,

kannst Du mir bitte ein paar Infos zum Thema "Generalschlüssel" geben? Bei welcher Verschlüsselungssoftware gibt es einen solchen?

Wie schaut's aus bei PGP?

Kann man überhaupt sagen, zu welchen Verschlüsselungsprogrammen es keinen gibt?
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[1.1.1] PGP - Generalschlüssel (Re zu alexda und Kalle)
ms antwortet auf kalle
23.04.2001 15:34
Benutzer kalle schrieb:
kannst Du mir bitte ein paar Infos zum Thema "Generalschlüssel" geben? Bei welcher Verschlüsselungssoftware gibt es einen solchen?

Wie schaut's aus bei PGP?

Kann man überhaupt sagen, zu welchen Verschlüsselungsprogrammen es keinen gibt?

Ja kann man: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es für alle verbreiteten Programme auch Generalschlüssel!

Bei PGP wurde das auch schon einmal publik: Der Hersteller räumte ein, daß in einer älteren Version von PGP ein sogenannter Firmenschlüssel integriert war mit der Absicht, dass z.B. die Geschäftsleitung Einblick in die Korrespondenz aller Mitarbeiter haben kann, die mit verschiedenen Schlüsseln arbeiten. Angeblich ist diese - von vielen Datenschützern zu Recht beanstandete Funktion - in den neueren Versionen nicht mehr enthalten, wie gesagt angeblich ...

Das betrifft jedoch nicht den Generalschlüssel für die Geheimdienste. Der ist mit Sicherheit nach wie vor "d'rin"!

Besonders peinlich wurde es, als jemand vor kurzem in einer Windows-2000-Version den Eintrag "NDS-Key" entdeckte. MS tat diese Meldung mit der fragwürdigen Begründung ab, es handele sich hierbei lediglich um ein Zertifikat der NDS, daß die in Windows 2000 eingesetzte Verschlüsselung den "hohen Ansprüchen der Amerikanischen Sicherheits-Behörde entspricht" ... ;-)

Fest steht in jedem Fall, dass "Spy" bei allen Regierungen dieser Welt absolut "in" ist und je nach technischem Stand eines Landes auch dem entsprechend fortschrittlich ist.

Insofern würde auch ein PGP-Handy quasi nichts nützen. Der Abhörschutz gegenüber "normalen" Unbefugten ist im GSM-Netz ohnehin absolut ausreichend, denn die Daten jeder Verbindung sind bereits von Haus aus so gut verschlüsselt, dass ein Unbeteiligter Stunden lang 'rumrechnen müsste, um den Inhalt eines dreiminütigen Gespräches zu ermitteln. Und die Behörden haben ohnehin freien Zugang zu allen relevanten Daten.

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[1.1.1.1] RE: PGP - Generalschlüssel , Telefon
alexda antwortet auf ms
27.04.2001 10:49
Benutzer ms schrieb:
Wie schaut's aus bei PGP?
Kann man überhaupt sagen, zu welchen Verschlüsselungsprogrammen es keinen gibt?

Ja kann man: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es für alle verbreiteten Programme auch Generalschlüssel!

Ist bei PGP nicht der Source-Code veröffentlicht? Wie kann
dann da ein Generalschlüssel drin sein?

Achja, es gibt übrigens tatsächlich eine PGP-Telefon-Software
http://www.pgpi.org/download/


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[1.1.1.2] carmina antwortet auf ms
27.04.2001 17:14
Benutzer ms schrieb:
Benutzer kalle schrieb:
kannst Du mir bitte ein paar Infos zum Thema "Generalschlüssel" geben? Bei welcher
Verschlüsselungssoftware gibt es einen solchen?

wenn mich nicht alles täuscht, dann mindestens bei 99% der programme, die aus den usa stammen.


Wie schaut's aus bei PGP?
insbesondere bei PGP.

WEnn ich mich recht erinnere, dürfen die programme nur exportiert werden, wenn der NSA der KEy vorliegt.


Kann man überhaupt sagen, zu welchen Verschlüsselungsprogrammen es keinen gibt?

private, nicht usa programme könnten weiterhelfen.
Besonders peinlich wurde es, als jemand vor kurzem in einer Windows-2000-Version den Eintrag "NDS-Key" entdeckte. MS tat diese Meldung mit der fragwürdigen Begründung ab, es handele sich hierbei lediglich um ein Zertifikat der NDS, daß die in Windows 2000 eingesetzte Verschlüsselung den "hohen Ansprüchen der Amerikanischen Sicherheits-Behörde entspricht" ... ;-)
*lol*
jaja windows- es soll ja so allerhand in der registry im verborgenen stehen, was niemand sieht, niemand ahnt, aber bedenkenlos abgefragt werden kann.
jaja, so macht software spaß. nette gimmiks.*grummel*


carmina
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[1.1.1.2.1] sir john antwortet auf carmina
27.04.2001 18:33
Benutzer carmina schrieb:
Benutzer ms schrieb:
Benutzer kalle schrieb:
kannst Du mir bitte ein paar Infos zum Thema "Generalschlüssel" geben? Bei welcher
Verschlüsselungssoftware gibt es einen solchen?

wenn mich nicht alles täuscht, dann mindestens bei 99% der programme, die aus den usa stammen.


Wie schaut's aus bei PGP?
insbesondere bei PGP.

WEnn ich mich recht erinnere, dürfen die programme nur exportiert werden, wenn der NSA der KEy vorliegt.


Kann man überhaupt sagen, zu welchen Verschlüsselungsprogrammen es keinen gibt?

private, nicht usa programme könnten weiterhelfen.
Besonders peinlich wurde es, als jemand vor kurzem in einer Windows-2000-Version den Eintrag "NDS-Key" entdeckte. MS tat diese Meldung mit der fragwürdigen Begründung ab, es handele sich hierbei lediglich um ein Zertifikat der NDS, daß die in Windows 2000 eingesetzte Verschlüsselung den "hohen Ansprüchen der Amerikanischen Sicherheits-Behörde entspricht" ... ;-)
*lol* jaja windows- es soll ja so allerhand in der registry im verborgenen stehen, was niemand sieht, niemand ahnt, aber bedenkenlos abgefragt werden kann. jaja, so macht software spaß. nette gimmiks.*grummel*


carmina

Wer hindert dich daran, dir dein eigenes Verschlüsselungsprogrämmchen zu schreiben? Geht mit PERL ruck-zuck. Und als Besitzer eines G4 interessieren mich NDS-Keys in Windows eher weniger...
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[1.1.1.2.1.1] RealMurphy antwortet auf sir john
27.04.2001 18:59

Wie schaut's aus bei PGP?
insbesondere bei PGP.

Hmm, grade mal in die Sourcen von PGP geschaut, auf den ersten Blick nicht viel gesehen, das wie ein Generalschluessel aussieht.

Aber vielleicht wurde das ja mittels Code-Morhing eingebaut ;-)
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[1.1.1.2.2] RE: PGP - sicher durch open source???
alexda antwortet auf carmina
27.04.2001 19:15
Moment mal, kennst du www.pgpi.com?? Da wird genau beschrieben, wie PGP dann doch exportiert wurde:

In USA als Buch gedruckt und dann in Europa (Norwegen glaub ich...) eingescannt und compiliert.

Ausserdem gibt es wohl die Sourcen zu PGP zum Runterladen, da kann doch wohl kein Generalschlüssel drin sein? (Naja, ich hab die Sourcen nicht durchgesehen...)

Vielleicht sollte man mal den CCC fragen, ob und in welcher Version PGP "sicher" ist.

Bei Cryptome.org (nicht gerade USA/NSA-treue Seite) wird jedenfalls PGP verwendet.

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[2] chefe antwortet auf eurocarlos
23.04.2001 12:07
Verbrechensbekämpfung funktioniert auch in USA gut, ohne großen Lauschangriff und mit deutlich weniger Telefon-Abhör-Aktionen.

Wahrscheinlich holen die sich einfach keine Erlaubnis, sondern nutzen irgendwelche NSA, CIA, FBI Resourcen oder Echelon oder gar ein Spionageflugzeug ;-))

Da die da drueben jede E-Mail lesen (zumindest die Moeglichkeit dazu haben) werden sie auch fleissig Telefone abhoeren
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[3] desoto antwortet auf eurocarlos
23.04.2001 13:04
Benutzer eurocarlos schrieb:
Schon komisch: wir sind eine freiheitliche Demokratie, hören aber mehr Telefone ab als alle anderen Länder.

Verbrechensbekämpfung funktioniert auch in USA gut, ohne großen Lauschangriff und mit deutlich weniger Telefon-Abhör-Aktionen.

Das zu glauben fällt mir mehr als schwer. In einem Land, in dem Kinder mit Kanonen in Schulen andere Kinder über den Haufen schießen kann man wohl kaum von gut funktionierender Verbrechensbekämpfung sprechen.

Das liegt auch daran, dass der US-Richter seine Zustimmung zur Telefon-Abhör-Aktion ausführlich begründen muss. Er kann sie auch zunächst nur für 6 Monate anordnen, wenn die Strafverfolgungsbehörden anschließend weiter abhören wollen, muss der Richter noch ausführlicher begründen, warum dieser Grundrechts-Eingriff immer noch erforderlich ist.

In Deutschland läuft es genau umgekehrt, hier muss der Richter begründen, wenn er einem Abhör-Gesuch nicht zustimmt. Die damit befassten Amtsrichter haben ohnehin meist mehr als genug zu tun, und die Strafverfolgungsbehörden machen es schon richtig.

Weil der große Lauschangriff auch nicht das bringt, was er bringen sollte, wird ja schon der "Spähangriff" gefordert. Und wegen der Positionsortung eines Handys ist der Große Bruder ohnehin nicht mehr weit.

Und die Deutschen machen so was klaglos mit. Beste preußische Obrigkeitsstaats-Tradition halt.

Für mich macht das einmal mehr deutlich: viel Lärm um herzlich wenig. Aber es gibt leider genug Leute, die immer gleich den großen Bruder wittern, der alles nutzt und alle verfolgt. Wems gefällt.
Gruß
DeSoto
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[3.1] carmina antwortet auf desoto
27.04.2001 17:42
Für mich macht das einmal mehr deutlich: viel Lärm um herzlich wenig. Aber es gibt leider genug Leute, die immer gleich den großen Bruder wittern, der alles nutzt und alle verfolgt. Wems gefällt.

es gibt sicherlich auch leute, denen ihre privatssphäre nichts bedeutet.
es soll auch leute geben, die naiv sind und denken: was sollten sie bei mir schon finden?

darum gehts aber gar nicht.

es geht darum, daß ich nicht möchte, daß mich jemand auf schritt und tritt verfolgt, daß jemand an meinem leben teilhat, ohne daß ich was davon weiß und ohne, daß ich damit einverstanden wäre.
ich möchte selbst entscheiden, wem ich wann welche infos über mich gebe.
ich bin ein mündiger bürger und möchte SELBST entscheiden können.

strafverfolgung in allen ehren, aber es kann ja wohl nicht sein, daß es nacher mit der telefonüberwachung so weit getrieben wird, daß jeder kleinstkriminelle, der irgendwann mal einen apfel geklaut hat, überwacht werden kann.
es sollte wohl möglich sein, da enge grenzen zu ziehen.
so, wie es hier dargestellt wird in dem beitrag, scheint es so zu sein, daß unter dem vorwand, daß man ein verbrechen hätte verhindern können, tür und tor für eine überwachung ganzer bevölkerungsschichten geöffnet werden soll.

wirtschaftsspionage a la echelon ist ja eh schon ganz und gebe, wer sich dafür interessiert, sollte mal bei www.heise.de unter echelon schauen, die artikel dort sind sehr informativ.
mal abgesehen davon, daß die existenz von echelon lange zeit im nebel gehalten wurde und keiner so richtig sich zu der thematik äußern wollte, ist die existenz echelons mittlerweile umbestritten.

ein riesiger schaden für die deutsche wirtschaft geht damit einher- man denke nur daran, daß manche unternehmen sich in den amerikanischen markt einkaufen wollen und die konkurrenz auf diese art und weise schon im anfangsstadium einschreiten kann.
möglicherweise wird dann der einkaufsplan vereitelt, oder aber, der preis wird künstlich in die höhe getrieben.
sowas sollte man unterbinden.
bedauerlicherweise ist der freie handel und die freie meinungsäußerung sowieso utopie.
meine meinung ist, daß man den zustand aber nicht bewußt verschlimmern darf und nur das absolut notwendige an überwachung hinnehmen müssen sollte.
am besten gar keine.

jeder hat das recht, sich frei zu äußern.
das recht, aber scheinbar nicht die chance, dies vor einem selbstbestimmten publikum zu tun.

carmina