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Ganz ohne Schutz geht es auch nicht


04.11.2013 11:41 - Gestartet von IMHO
einmal geändert am 04.11.2013 11:42
Patente auf Kommunikationshardware tragen sämtlich den Widerspruch in sich, dass Kommunikation auf Austausch und Teilen beruht, während Patent auf Geheimhaltung und Ausgrenzung beruht.
Diese Diskussion wiederholt sich bei der NSA und auch bei der Parteienfinanzierung.
Was mich an diesem Thema so wundert, ist warum es noch immer keinen Durchbruch der GPL-Software gibt. Warum haben die Aldi-PC kein vorinstalliertes LibreOffice an Board? Warum haben solche Produkte immer ausschließlich vorinstallierte MS-Office-Anfix-Versionen onBoard? Wird da im Hintergrund geschmiert, also nicht nur bei der Bündelung des OEM-Betriebssystems mit Anwendungssoftware, sondern auch bei der Marktaufsicht und den Parteien die die Marktaufsicht organisieren sollten.

Speziell, wenn Google eins auf die Mütze bekommt, weiß ich nicht ob hier gut gegen böse oder "böse gegen böse" kämpft.
Google sammelt Daten
Apple macht propietäre Schnittstellen und closed Software
Microsoft macht closed Software samt OEM-Bundles.

Dass ein Discount-PC nur MS-Produkte bereitstellt, finde ich skandalöser, denn hier wird vom Kartellamt irgendwie versagt!

Dass man Googlemail, Facebook und WhatsApp nutzt ist ein anderes Problem, dass damit zu tun hat, dass der open Source-Bewegung ein Refinanzierungsmodell zu fehlen scheint, dass innovative Neuentwicklungen refinanzieren kann, indem es erfolgreiche Ideen **geldwert** entlohnt. Kreativitäts-Entlohnung hat halt auch was mit der Geheimhaltung der Kreativität bis zum Markteintritt und dem Schutz der eigenen Idee zu tun.
Ob LGPL-Modelle der Weisheit letzter Schluss in der Software sein können, kann ich (leider) nicht konstruktiv anzweifeln.

In der Hardwareentwicklung übernehmen Patente diese Rolle, dass die Entwicklung des Produktes und der Produktionsstrasse geschützt werden. Ohne diesen Schutz hätten wir vielleicht noch gar kein Handy - dieser Aspekt kommt im Editorial gar nicht vor.

Was mir ehrlich gesagt als Lösung vorschwebt ist eine Flexibilisierung der Patentlaufzeiten. Zum einen müsste das Basispatent mit kürzerer Patentlaufzeit belegt werden, zum anderen dürfte eine Verlängerung des Patentschutzes über den kurzen Zeitraum hinaus nur von dem Nachweis des volkswirtschaftlichen Nutzens der Patentverlängerung und dem Nachweis der Erfindungshöhe nach dem zwischenzeitlich eingetretenen Stand der Technik abhängen.
Wenn eine Entwicklung sowieso "in der Luft liegt" braucht der erste Umsetzer trotzdem einen Schutz, um auf den Markt zu kommen. Aber der sollte nach wenigen Jahren ablaufen.
Es kann doch nicht sein das ein neuartiger Schalter genausoviele Jahre geschützt wird, wie eine völlig neue Maschinenklasse.

Umgekehrt ist bei einem Pharmakon der Renditerücklauf für die Erforschung des aktiven Zentrums zu schützen und nicht die Substanz. Und wenn es Zufall war. 5 Jahre Viagrapatent mit Verhinderung von Parallelsubstanzen finde ich gerechter als 15 oder 25 Jahre Schutz auf verschiedenste Viagra-Generika. (Bei der gegenwärtigen Schutzidee verdienen die dummen Pseudoerfinder von Parallelpatenten auch mit.) Zusätzlich darf doch auch gerne eine Patentverdienstgrenze festgelegt werden. Z.B. nach dem 100-fachen der belegten Entwicklungskosten ist in jedem Fall Schluss und wenn das bereits nach einem halben Jahr passiert.
"Geistiges Eigentum" ist kein Gegenstand sondern ein Konstrukt, dass einen Zweck hat, den es auch erfüllen sollte. Geistiges Eigentum sollte kein Gartenzwerg im Vorgarten eines Juristen sein, der immer gleichlange lebt egal wie günstig oder schädlich das für das Volk ist.
Ein Patent soll die kreativen Köpfe anstoßen nachzudenken und Neues zu entwickeln. UND es soll insgesamt dazu dienen, dass die Erfindung allen zu Gute kommt. Egoistische Erfinder brauchen keinen gesellschaftlichen Schutz!
(Egoistisch als Übertreibung im Gegensatz zu einer fleißigen Eigenfürsorglichkeit, bei der auch für andere was abfällt.)