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jetzt noch?


16.09.2014 11:58 - Gestartet von rolf_berg
Ich frage mich, wozu E+ seit Monaten mit Hochdruck sein LTE-Netz ausbaut. In einigen Monaten müssen sie es eh fast vollständig abschalten. Oder will O2 seine Kunden zu E+ migrieren? Zuviele Basisstationen im gemeinsamen Netz und das auch noch von verschiedenen Anbietern (E+: ZTE, O2: Huawei). Dazu der Verlust der E+ Frequenzspektren. Ich verstehe das Engagement bei E+ nicht. Manchmal hat man den Eindruck, die werden doch nicht fusionieren.

PS: Es heißt VoLTE und nicht VoITE (Tippfehler im Text).
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[1] IMHO antwortet auf rolf_berg
16.09.2014 13:14
Benutzer rolf_berg schrieb:
Ich frage mich, wozu E+ seit Monaten mit Hochdruck sein LTE-Netz ausbaut. In einigen Monaten müssen sie es eh fast vollständig abschalten. Oder will O2 seine Kunden zu E+ migrieren? Zuviele Basisstationen im gemeinsamen Netz und das auch noch von verschiedenen Anbietern (E+: ZTE, O2: Huawei).
Dazu der Verlust der E+ Frequenzspektren. Ich verstehe das Engagement bei E+ nicht. Manchmal hat man den Eindruck, die werden doch nicht fusionieren.

Gute Frage, nächste Frage.
Wir werden sehen, wo das hinführt. Allem Anschein nach gibt es A) Lieferverträge und B) Strategien beides weiterhin zu betreiben.
Vielleicht will Dirks auch nur die beiden Lieferanten gegenseitig ausspielen, um die Investitionskosten/Mast zu senken. Frickelei hat die beiden Netzbetreiber noch nie von etwas abgehalten. Wer sagt denn, dass diie Masten abgeschaltet werden?

Egal, was Dir und mir logisch erscheinen mag, wie es kommen wird, werden wir erst noch sehen. Dirks hat schon Einiges anders gemacht als erwartet. Da bin ich gespannt, ob sich das nicht noch alles als clever herausstellen wird. Durch viele Standorte kann der Indoorempfang bloß besser werden.
Und dass die frisch aufgestellte LTE-Zellen abbauen werden, soweit reicht mein Misstrauen in die Intelligenz der Menschen einfach nicht.

Kennt jemand eine Beispielrechnung wieviel Miete sich durch Streichen eines Standortes sparen lässt, wenn man statt 2x10MHz an zwei Standorten 1x20MHz an zwei Standorten betreibt?
Um wieviel werden die Kosten steigen, wenn der Netzwerkausstatter weiß, dass die Erweiterung auf 1x30 MHz bei ihm kaufen musst? Was kostet es, wenn Du beim Verhandeln sagen kannst, ob ich den einen oder den anderen Standort ausbaue, ist eine Preisfrage und mit Huawei und ZTE parallel verhandeln kannst?

Ich habe leider keinen Zugang zu solchen Zahlen, aber ich bezweifle instinktiv, dass die Stromkosten oder die Standortmieten der Masten preisentscheidend sind. Jeder zusätzliche Mast, der es ermöglicht, dass der Indoor-Empfang besser wird, erspart an der Hotline viele Arbeitsstunden, wenn es weniger Beschwerden gibt. Nach LTE wird LTE-advanced und dannach G5 kommen. Noch ist das alles nicht zu Ende entwickelt und die Investitionskosten in die Kapazitätsanschaffung sind wirklich bedeutsame Kostenfaktoren.
Alles was hilft, dass es in der Zeit der Zusammenschaltung nicht zu Kapazitätsengpässen kommt, hilft dass die Kunden nicht abspringen.

Komisch und undurchsichtig finde ich das alles auch. Aber was willste machen, solange Dirks nicht bei O2 angestellt ist, darf er sich zur Firmenpolitik von O2 noch gar nicht äußern. Im Übrigen habe ich noch nicht mitbekommen, ob O2 auch LTE1800 ausbaut. Von O2 höre ich nur, dass sie ein flächendeckendes LTE800-Netz hinstellen wollen. Sollte das dann auch noch VoLTE können, wären viele Probleme gelöst.
Je mehr die E+O2 in LTE inverstieren desto eher müssen sie LTE auch im Prepaidbereich dauerhaft freischalten, weil sie mit UMTS alleine ihre Prepaidkunden nicht mehr versorgen können. Mir ist das Recht.

Wie es kommen wird, erfahren wir doch eh erst nach der Funklizenz-Versteigerung. Vorher hat Telefonica doch gar keine endgültige Investitionsperspektive. Sollte Vodafone sich viel Bandbreite im 1800MHz-Bereich ersteigern, kann es auch passieren dass auf LTE2100 (Band1) oder LTE2600 (Band7) gewechselt wird. Was Dirks ankündigt und welche Trümpfe er tatsächlich ausspielt, empfand ich noch nie als übereinstimmend. Aber er hat Schuster überlebt! Irgendwas macht er richtig, egal ob man ihn mag oder einach nur als penetrant empfindet.
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[1.1] Kai Petzke antwortet auf IMHO
16.09.2014 18:33
Benutzer IMHO schrieb:

Vielleicht will Dirks auch nur die beiden Lieferanten gegenseitig ausspielen, um die Investitionskosten/Mast zu senken.

In die Richtung denke ich auch, dass Dirks hier ZTE zu einem "beauty contest" gegen Huawei herausfordert. Hinzu kommt, dass zwei so große Netze nicht an einem Tag fusioniert werden. Stand heute den Ausbau des E-Plus-Netzes zu vernachlässigen, wäre Unfug. Zumal das E-Plus-Netz nach der Strategie: "Gerade so viel, wie nötig" ausgebaut wird.


Durch viele Standorte kann der Indoorempfang bloß besser werden.

Ja.

Und dass die frisch aufgestellte LTE-Zellen abbauen werden, soweit reicht mein Misstrauen in die Intelligenz der Menschen einfach nicht.

Es wird passieren, dass Standorte zusammengelegt werden, wenn es keinen Bedarf für einen Parallelbetrieb gibt. Ist zum Beispiel an Standort X die eine BTS zu 20% und die andere BTS zu 30% ausgelastet, dann wird man die zusammenlegen. Selbst dann, wenn beide BTS gerade erst ausgebaut worden sind!

Kennt jemand eine Beispielrechnung wieviel Miete sich durch Streichen eines Standortes sparen lässt,

Die laufenden Kosten für den Betrieb eines Standorts sind vielfältig: Miete, Strom, Kosten für den Uplink (immer öfter sind das Mietleitungen, da Richtfunk nicht mehr reicht) und Lizenzkosten für die BTS. Während früher BTS aus dedizierter Elektronik bestanden, deren Baugruppen sich nur für den Betrieb einer Basisstation eigneten, bestehen BTS heute zu einem großen Teil aus Standard-Servern, wie sie auch von Strato, 1&1, Hetzner usw. an Webspace-Betreiber vermietet oder von Google, Facebook usw. in den eigenen Rechenzentren eingesetzt werden. Nur wenige Baugruppen - vor allem die Sender und Empfänger und natürlich noch die Antennen - sind weiterhin spezifisch. GSM, UMTS, LTE sind letztendlich nur Apps, die auf diesen Servern laufen ("software defined radio"). In diesen Apps steckt das Know How der Ausrüster wie Ericsson, Nokia Siemens Networks, Huawei oder ZTE. Ich wäre nicht überrascht, wenn die Netzbetreiber für diese Apps monatlich Lizenzkosten zahlen, und zwar proportional zur Nutzung. Selbst, wenn die Ausrüster und Netzbetreiber hier ein Kaufmodell fahren: Einmal erworben, können die Netzbetreiber eine solche "Netzlizenz" ohne großen Aufwand von einer BTS zu einer anderen verschieben.

Bei der Zusammenlegung von zwei Standorten lassen sich dabei oft Ressourcen einsparen, weil Reserven für zufällige Lastschwankungen nur einmal vorgehalten werden müssen. Aus zwei kleineren Standorten mit z.B. je 5 Carrier GSM 900, je 10 Carrier GSM 1800 und je 5 MHz UMTS/HSPA ohne HSPA+ wird dann ein Standort mit z.B. 8 Carrier GSM 900, 15 Carrier GSM 1800 und 5 MHz UMTS/HSPA/HSPA+. Der vereinigte Standort bietet den Kunden dank HSPA+ die höhere Peak-Datenrate, verbraucht aber zugleich weniger von den Mobilfunk-Lizenzen. Die sieben freien GSM-Carrier und die freie UMTS-Lizenz können dann an einen anderen Standort migriert werden.

Im Übrigen habe ich noch nicht mitbekommen, ob O2 auch LTE1800 ausbaut. Von O2 höre ich nur, dass sie ein flächendeckendes LTE800-Netz hinstellen wollen.

O2 baut bisher LTE800 und LTE2600:
https://www.teltarif.de/o2-lte-800-mhz-...
https://www.teltarif.de/o2-lte-netz-aufbau-...

E-Plus favorisiert LTE1800 aus zwei Gründen:
* Sie haben mit Abstand am meisten 1800er Spektrum (beispielsweise mehr als Telekom und Vodafone zusammen)
* Es ist die tiefste Frequenz, bei der sie überhaupt sinnvoll LTE ausbauen können

Für das vereinigte Netz gibt es mehrere mögliche Strategien:
A) LTE 800/1800: Höchste Reichweite, aber nur mittlere Verdichtungsmöglichkeiten
B) LTE 800/2600: Gute Reichweite und gute Verdichtungsmöglichkeiten, aber Verdichtungsstandorte haben nur geringe Reichweite
C) LTE 800/1800/2600 oder gar LTE 800/1800/2100/2600: Höchste Flexibilität, aber auch die komplexeste Netzplanung

Wie es kommen wird, erfahren wir doch eh erst nach der Funklizenz-Versteigerung. Vorher hat Telefonica doch gar keine endgültige Investitionsperspektive.

Das sehe ich auch so. Wobei dank der Flexibilität moderner BTS z.B. der Wechsel von LTE 1800 auf LTE 2100 bei weitem einfacher ist als früher.


Kai
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[1.1.1] IMHO antwortet auf Kai Petzke
16.09.2014 20:05

einmal geändert am 16.09.2014 20:06
Vielen Dank für die ausführliche Antwort,

es ist doch immer wieder ein Vergnügen, einen differenzierten Beitrag zu lesen.

Danke,
IMHO
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[2] mikiscom antwortet auf rolf_berg
19.09.2014 07:53
Benutzer rolf_berg schrieb:
Ich frage mich, wozu E+ seit Monaten mit Hochdruck sein LTE-Netz ausbaut. In einigen Monaten müssen sie es eh fast vollständig abschalten. Oder will O2 seine Kunden zu E+ migrieren? Zuviele Basisstationen im gemeinsamen Netz und das auch noch von verschiedenen Anbietern (E+: ZTE, O2: Huawei).
Dazu der Verlust der E+ Frequenzspektren. Ich verstehe das Engagement bei E+ nicht. Manchmal hat man den Eindruck, die werden doch nicht fusionieren.

Mir kam die Idee, vielleicht lassen sie die Netze auch erstmal so bestehen und geben nur, weil verpflichtend, Frequenzen ab. Und den Dirks lassen die handeln wie er will, da der aktuell gut und erfolgreich dabei ist, wird es wohl auch weiterhin nur noch besser. Nur das die jetzt rechtlich zusammengehören und O2 am längeren Heben sitzt, aber solange es gut läuft, nix ändern. Ja auf Dauer Masten abbauen, die sich als überflüssig raus stellen, aber nicht bloß wegen der Fusion überstürzt die Hälfte weg. Schließlich sind ja, zumindest zur Zeit, auch nicht die Hälfte aller Kunden weg. Also abwarten und Tee trinken. Aber nicht überstürzt irgendwas ändern. Vielleicht auch noch kein National-Roaming. Das käme dann wohl erst, wenn die ersten Türme wegen zu geringer Auslastung abgebaut würden.