Benutzer Stefan1200 schrieb:
Du glaubst gar nicht, wie oft ich damals, als ich noch bei der Vodafone Festnetz Kundenbetreuung gearbeitet habe, gefragt worden bin, wie man etwas bei einer FritzBox einstellt.
Sowas hat man aber immer, wenn man mit Kunden zu tun hat. Ich bin selber im Support einer Webanwendung tätig. Zum Glück nur 2nd Level, aber was da manchmal an der Hotline los ist, ist echt nur zum Kopfschütteln. Da kommen Fragen zum Browser, zu Windows und zu Excel. Und weils ein Flottenmanagement-Tool ist auch Fragen zu den Fahrzeugen oder was passiert, wenn man bei einem Mitarbeiter vergessen hat den Führerschein zu kontrollieren. Gerne auch mal, ob man das System nicht nach den eigenen Wünschen umgestalten oder dem Kunden ein Excel-Makro schreiben kann, das Daten in ihr Wunschformat konvertiert.
Wenn ein Kunde anruft, um zu fragen, wo man den Namen vom WLAN bei der Fritte ändert, hätte er auch angerufen und gefragt, wie das bei der Box von vodafone funktioniert. Weniger Calls kriegt man nicht rein, wenn man Zwangshardware verteilt. Eher mehr, da sich ein Teil der Kunden mit eigener Hardware sicherlich auch an den Support des Herstellers wenden wird. Gehört die Box aber dem Anbieter, ist klar wo man anruft. Nutzt der Kunde einen eigenen Router, kann der Support ja auch freundlich auf den Support des Routerherstellers verweisen. Wird er ja auch machen, wenn jemand anruft und fragt, wie man bei seinem Fernseher den EPG bedient.
Und natürlich möchte der Anbieter einmal eine Messung mit seinen eigenen Endgeräten durchgeführt haben, um auszuschließen, das es doch am Gerät liegt. Zudem gibt es oftmals immer noch extra Tests in den Firmwares der Anbieter, die eine Messung zuverlässiger machen.
Kann er ja möchten, aber das ist meiner Meinung nach kein ausreichender Grund, dem Kunden eine Box aufzuzwingen. Es soll ja tatsächlich noch Anbieter ohne Router- und Modemzwang geben und bei denen ist das Netz auch noch nicht auseinander gefallen. Wenns danach gehen würde, könnte man ja auch sagen, dass nur bestimmte Telefone angeschlossen werden dürfen, um Störungen der Telefonie besser zu untersuchen. Oder der Mobilfunker unterstützt nur bestimmte Handys, um dort bei Störungen besser nach der Ursache zu fahnden. Wenn es tatsächlich von so großer Wichtigkeit wäre, dass Messungen nur mit den eigenen Geräten durchgeführt werden, hätten aber alle Provider Hardwarezwänge. Und was machen die Anbieter, die jetzt Routerzwang haben, wenn das gesetzlich abgeschafft wird? Natürlich kann man besser eine Diagnose erstellen bzw. mehr Informationen erhalten, wenn man sich auf die Box beim Kunden aufschalten kann. Bei Anbietern, die schon Routerzwang haben wurde die Entscheidung dafür aber sicherlich nicht nur getroffen, um Probleme besser diagnostizieren zu können. War wohl eher andersrum: wenn man sowieso kontrolliert, was der Kunde an die Dose steckt, kann man auch gleich Diagnosesoftware reinpacken. Außerdem steht es ja jedem Anbieter frei, der meint, dass er Störungen nur durch Hardware beim Kunden untersuchen kann, den Kunden für die Dauer des Vertragsverhältnisses einen billigen Diagnosestecker zur Verfügung zu stellen, der bei einer Störung auf Anweisung des Supports statt dem Router in die Wand kommt. Damit könnte man Störungen bestimmt noch besser untersuchen, als mit ein paar Tests im Router.
Verstehe mich nicht falsch, natürlich würde ich mich freuen, wenn neben dem Routerzwang (den ich selbst absolut gar nicht mag) auch der Modemzwang fallen würde, aber ich kann die Anbieter zumindest beim Modemzwang verstehen. Daher bin ich mit der Kabel Deutschland Variante sehr zufrieden, da ich eh eine TV Dose in jedem Zimmer habe (und somit die Streaming Lösung nicht benötige). Und dank des Bridge Modes kann ich alle Funktionen von meinem Router nutzen.
Ich habe auch einen Zwangsrouter. Ist zum Glück jetzt endlich eine Fritte. Bei mir ist es auch nicht so, dass ich mich jeden Tag darüber ärgere, wie es mit dem vorherigen Elektroschrott war, aber trotzdem bin ich gegen den Hardwarezwang. Da alle vorherigen Zwangsrouter der billigste Müll waren und ständig Probleme bereitet haben, gehe ich nicht davon aus, dass die als Modem besser funktioniert hätten. Das ist aber genau das Problem. Wenn der Anbieter kontrolliert, was bei mir an der Dose klemmt, macht er das um Kosten zu sparen. Sparen will er dann meistens auch an der Hardware, also wird der billigste Müll eingekauft. Wenn sich das Modem nun ständig aufhängt oder die Verbindungsgeschwindigkeit öfter mal einbricht, hat man keine Chance etwas dagegen zu unternehmen. Man kann nur den Anbieter wechseln. Das aber eben nur, wenn die Mindestvertragslaufzeit rum ist. Denn wegen sowas vorzeitig aus dem Vertrag zu kommen, braucht man extrem starke Nerven oder einen guten Anwalt. Gehört mir das Gerät aber, fliegt es in den Müll und ich hole mir etwas Vernünftiges. Genauso würde man es ja auch mit einem Handy machen, das nicht richtig funktioniert oder einem Drucker, der ständig Papierstau produziert.
Letztendlich ist es eine Interessensabwägung. Anbieter bessere Diagnose im Fehlerfall gegenüber dem Interesse des Kunden ein funktionierendes Gerät zu haben. Da man aber nicht ausschließen (bzw. bei einigen Anbietern davon ausgehen) kann, dass die gelieferten Geräte vernünftig und fehlerfrei funktionieren und zusätzlich der Anbieter (nach dem Diagnose-Argument) nur im Falle einer Störung (die ja selten sein sollte) profitiert, der Kunde aber jeden Tag in der normalen Nutzung (potenziell) eingeschränkt wird, ist das Interesse des Kunden höher zu bewerten.
Die ganze Debatte um die Zwangsrouter ist sowieso die Schuld der Anbieter. Hätten sie nicht häufig den Kunden regelrecht Müll aufgedrängt, wäre das Ganze auch nicht so hochgekocht, dass es ihnen jetzt komplett verboten wird. Hätten sie den Kunden solide Geräte aufgezwungen, hätten die meisten wohl keinen Gedanken daran verschwendet. Wenn die Dinger aber ständig abstürzen, der WLAN-Empfang kürzer ist, als man spucken kann oder die Telefonie ständig nicht funktioniert, man aber keine Möglichkeit hat dies zu beheben, dann machen die Leute ihrem Ärger Luft.