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Warum Konkurrenz Glasfaser-Kupfer?


11.10.2015 21:50 - Gestartet von comfreak
"Und in einigen Städten errichten die Wettbewerber bereits erfolgreich Ortsnetze auf der Basis von Glasfaserkabeln. Eine Kupfer-Doppelader-GmbH würde noch stärker gegen die damit verbundene Entwertung ihres einzigen Guts - nämlich des Kupfernetzes - ankämpfen als es die Telekom tut."

Ich sehe diese potentielle Konkurrenz nicht.
Eine LetzteMeile-g(!)GmbH, mit Eignerschaft beim Bund wäre eine technologie-neutrale Gesellschaft, deren Ziel nicht die Schaffung von enormen Gewinnen, sondern das Zur-Vergügungestellen von schnellen Internet-Anschlüssen und Telefondiensten ist. Denn dies ist ein politisches Ziel und eine politische Organisation, keine privatwirtschaftlich-gewinnorientierte Konkstruktion.

Der Denkfehler liegt m.E. darin, dass der Autor als Ziel der "Kupfer-GmbH" die Verwaltung der Kupfernetze annimmt. Dies ist aber unwahrscheinlich, denn nach den Layouts der Netzstrukturen und der mit dem Breitbandausbau verbundenen Ziele, würde der Bund eine LetzteMeile-gGmbH etablieren, keinen Kupferverwalter. Und eine solche LetzteMeile-gGmbH würde nicht auf die eine Technologie Kupfer setzen müssen, sondern hätte die Möglichkeit, in neue Glasfaser-Zugänge oder auch in Brückentechnologien wie VDSL zu investieren. Das aber diskriminierungsfrei mit Zugang für alle Anbieter.

Ein von mir schon diverse Male hier andiskutierteres Modell, wäre diese LetzteMeile-gGmbH mit einem Pooling-System zu verknüpfen. Hier könnte jeder Betreiber einen Ausbau von schnellerer Technologie von der LetzteMeile-gGmbH einkaufen, damit Kunden schnell(er) anbinden. Die Investition würde natürlich Kunden aller Anbieter zu Gute kommen. Um für den Netzausbau dann Investitionsanreize zu schaffen, böte sich an Mieten für die letzte Meile zu verrechnen, ggf. kurzzeitige Exlusiv-Zugriffe (z.B. "Wir bezahlen hier den Ausbau, wir schließen auf diesen Ports zuerst unsere Kunden an, erst dann die Wettbewerber.") oder Kostenvorteile weiterzugeben (z.B. "Glasfaser ist in Netzstrukturmanagement weniger aufwändig, daher kostet der Ortsteil Kreuzberg nun nur noch die Hälfte der Instandhaltungskosten, diese Vorteile geben wir nach dem von Vodafone finanzierten Ausbau nun auch an diese weiter."). Dafür bräuchte es entsprechende Schlüssel für die Umlage und auch eine entsprechende Verpflichtung der LetzteMeile-gGmbH, auch nach den Maßgaben der Provider zu handeln. Diese bauen dann ihre Backbone-Netze aus und schalten Kontaktstellen zur den Vermittlungsstellen der LetzteMeile-gGmbH.

Dieses Modell kann man fahren nach dem Modell: Kupfer/Glasfaser vs. TeleKabel-Netz, also jeweils zwei solche gGmbHs oder man kann beide Netze in eine Hand legen, um Doppelstrukturen zu vermeiden. Mir wäre letztes lieber, dann bliebe es auch bedeutend leichter, Must-Carry-Regelungen durchzusetzen, jeder Programmanbieter hätte Zugriff auf das Netz und könnte auch Inhalte darauf anbieten (z.B. könnte so Telefonica überall ein eigenes Pay-TV-Angebot anbieten während die Telekom ein Konkurenzprodukt überall verfügbar macht etc) und man sparte sich den Aufbau von Glasfaser-Doppelstrukturen, was wiederum die Kosten senkt und damit den Ausbau beschleunigt. Da Analog-TV ohnehin 2018 Geschichte sein wird, ließe sich auch der Netzausbau der Telekabelnetze konzertiert durchsetzen und beschleunigen.

Wir sind uns ja alle m.o.w. einig, dass ab ca. 2020 ein Glasfaseranschluss in Ballungsräumen der Standard sein wird, egal ob ein ehemaliger Kupferanbieter oder ein TeleKabel-Anbieter hinter dem dann verlegten Glasfaser-Kabel hängt.

Was wir uns fragen sollten: Welches Modell ist angesichts der ökonomischen Situation zukunftssicher (Stichworte: Natürliche Monopole, Netzneutralität, Netzausbau in Mittel- und Kleinstädte und letzlich Dörfer transportieren), diskriminierungsfrei um möglichst viel Wettbewerb (Kosten, Geschwindigkeit, Ausbau, Verfügbarkeit, Zusatzdienste etc) zu ermöglichen und zielsicher (Ziele des Ausbaus, Preise etc werden auch erreicht). Und m.E. hilft es da mehr auf die Zukunft zu schauen und daher von der Situation qua heute auszugehen, denn von der Frage ob 1998 ein Käufer für ein Netz X gefunden hätte werden können. Und m.E. gehört es angesichts natürlicher Monopole klargestellt, dass Ausbau und Zugang zur letzten Meile nur funktioniert, wenn er diskriminierungsfrei ist. Und das bedeutet letzlich die bestmögliche "Heilung" des Problems des natürlichen Monopols. M.E. ist ein Investitions-Pooling mit staatlich gehaltener letzten Meile-Struktur die günstigste. Meinungen?
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[1] Kai Petzke antwortet auf comfreak
13.10.2015 13:30
Benutzer comfreak schrieb:

Eine LetzteMeile-g(!)GmbH, mit Eignerschaft beim Bund wäre eine technologie-neutrale Gesellschaft, deren Ziel nicht die Schaffung von enormen Gewinnen,

Erstmal stellt sich die Frage, ob der Bund damals wirklich eine gGmbH oder nicht doch (wie bei der Telekom auch!) eine "normale" GmbH geschaffen hätte.

sondern das Zur-Vergügungestellen von schnellen Internet-Anschlüssen und Telefondiensten ist.

Egal, ob gGmbH oder GmbH: Das Wort "schnell" wäre in der Satzung dieser 1995 geschaffenen Firma nicht vorgekommen. Das war vor DSL. Und wenn wir dann noch das Pech haben, dass zwei abgehalfterte Politiker als Geschäftsführer der Kabel-GmbH eingesetzt worden sind, dann passiert auf den DSL-Weckruf mehrere Jahre lang genau eines: Nichts!

Denn dies ist ein politisches Ziel und eine politische Organisation,

BER und Elbphilharmonie sind auch politische Ziele, die von städtischen GmbHs errichtet werden. Das heißt jetzt nicht, dass die Privatwirtschaft es stets besser hinkriegt, es gibt da genauso entsetzliche Beispiele von Misswirtschaft. Aber allgemein der Meinung zu sein, dass nur, weil ein hehres Ziel existiert, es der Staat auch hinkriegt, ist m.E. falsch.

Um für den Netzausbau dann Investitionsanreize zu schaffen, böte sich an Mieten für die letzte Meile zu verrechnen, ggf. kurzzeitige Exlusiv-Zugriffe (z.B. "Wir bezahlen hier den Ausbau, wir schließen auf diesen Ports zuerst unsere Kunden an, erst dann die Wettbewerber.") oder Kostenvorteile weiterzugeben (z.B. "Glasfaser ist in Netzstrukturmanagement weniger aufwändig, daher kostet der Ortsteil Kreuzberg nun nur noch die Hälfte der Instandhaltungskosten, diese Vorteile geben wir nach dem von Vodafone finanzierten Ausbau nun auch an diese weiter.").

Was meinen Sie, wer in 95% der Fälle diese Kungelei zu seinen Gunsten entscheidet? Richtig, der Anbieter mit den besten Connections, der Ex-Monopolist.

Und m.E. gehört es angesichts natürlicher Monopole klargestellt, dass Ausbau und Zugang zur letzten Meile nur funktioniert, wenn er diskriminierungsfrei ist.

Hier sind wir uns einig. Wobei ich einem Modell, dass die Anbieter wechselseitig zu regulierten Entgelten zum Zugang verpflichtet, mehr traue, als einer "politischen" Infrastruktur-GmbH.