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Viel gefährlicher fürs Kind


19.10.2015 13:18 - Gestartet von cassiel
einmal geändert am 19.10.2015 13:19
ist wenn Eltern meinen ihr Kind sei in den ersten Lebensjahren psychisch unbegrenzt belastbar, weil ihm das kognitive Verständnis für die Welt der Erwachsenen fehle. Das Gegenteil ist der Fall: die ersten Lebensjahre sind die lernaktivsten des gesamten Lebens. Über 90% aller neuronalen Verbindungen werden dort für den Rest des Lebens erstellt. Was Hänschen dort nicht lernt, lernt es als Hans nimmermehr. Und wenn die Eltern Hänschen in dieser Zeit nicht die Geborgenheit vermitteln, die in stressigen Situationen notwendig ist, dann wird Hans seine Eltern für diese emotionale Vernachlässigung und dass sie damit praktisch sein ganzes Leben zerstört haben bevor es überhaupt richtig begonnen hatte, einmal verfluchen.

Bruce D. Perry: Social & Emotional Development in Early Childhood
https://www.youtube.com/watch?v=vkJwFRAwDNE
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[1] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf cassiel
19.10.2015 16:35
Benutzer cassiel schrieb:
ist wenn Eltern meinen ihr Kind sei in den ersten Lebensjahren psychisch unbegrenzt belastbar, weil ihm das kognitive Verständnis für die Welt der Erwachsenen fehle. Das Gegenteil ist der Fall: die ersten Lebensjahre sind die lernaktivsten des gesamten Lebens.

Das hat sich doch mittlerweile "herumgesprochen"...

Über 90% aller neuronalen Verbindungen werden dort für den Rest des Lebens erstellt. Was Hänschen dort nicht lernt, lernt es als Hans nimmermehr.

und dient vielen Helicoptereltern als Legitimation für individuelle Lernpläne und andere Torturen. Das Kind einfach Kind sein lassen, es durch seine eigene, intrinsische Motivation auf spielerische Weise die Welt um sich herum erkunden und begreifen zu lassen ist ein elementarer Entwicklungsschritt. Mandarin für 2 - 3-jährige gehört dazu nicht.

Und wenn die Eltern Hänschen in dieser Zeit nicht die Geborgenheit vermitteln, > die in stressigen Situationen notwendig ist, dann wird Hans seine Eltern für diese emotionale Vernachlässigung und dass sie damit praktisch sein ganzes Leben zerstört haben bevor es überhaupt richtig begonnen hatte, einmal verfluchen.

Geborgenheit ist wichtig, ja. Aber auch hier kommt es auf das richtige Maß im Spannungsverhältnis von Freiheit und Schutz an. Das Problem an solchen Büchern und ihren gestanzten Weisheiten ist immer, dass sie mit ihren Botschaften nie dort ankommen, wo sie fruchtbar wären. Was in mancher "Unterschichtenfamilie" zu wichtiger neuer Erkenntnis führen könnte und Fehler aufzeigt, führt in einer "Mittelschichtenfamilie" zu perfektionistischen Übertreibungen und neuen Fehlern. Und so werden trotz dieser Bücher weiter Generationen von Bildungsverlierern und asozialen Klugscheißern produziert.

Man Fragt sich erntshaft, wie die Gerationen vor uns nur ihre Kinder ohne diesen ganzen Ratgeber und Professionzirkus groß und zu halbwegs vernünftigen Menschen bekommen haben.
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[1.1] cassiel antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
19.10.2015 17:42
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Benutzer cassiel schrieb:
ist wenn Eltern meinen ihr Kind sei in den ersten Lebensjahren psychisch unbegrenzt belastbar, weil ihm das kognitive Verständnis für die Welt der Erwachsenen fehle. Das Gegenteil ist der Fall: die ersten Lebensjahre sind die lernaktivsten des gesamten Lebens.
Das hat sich doch mittlerweile "herumgesprochen"...

Das Wissen darüber hat daher auch eher die Qualität von Klatsch und Tratsch. Wie wenig Ahnung selbst (angebliche) Fachleute haben, lässt sich erahnen, wenn man die Medizinerweisheit bemüht, dass die Anzahl der Therapien gegen eine Krankheit umgekehrt proportional zur deren Wirksamkeit und dem Wissen darüber ist. Stichwort: Helikoptereltern:

Über 90% aller neuronalen Verbindungen werden dort für den Rest des Lebens erstellt. Was Hänschen dort nicht lernt, lernt es als Hans nimmermehr.
und dient vielen Helicoptereltern als Legitimation für individuelle Lernpläne und andere Torturen. Das Kind einfach

Was eindrücklich demonstriert, dass diese Eltern und die von denen sie dieses "Wissen" haben, eben keine Ahnung haben. Überbehütet oder überfordert kann nämlich genauso schädlich sein, wie emotional vernachlässigt bzw. kommt aufs gleiche raus. Das Dumme ist nämlich: absolut niemand(!) kann sich daran erinnern was er in dieser entscheidenden Phase seines Lebens gelernt hat. Nur dieses was ist eben entscheidend.

Kind sein lassen, es durch seine eigene, intrinsische Motivation auf spielerische Weise die Welt um sich herum erkunden und begreifen zu lassen ist ein elementarer Entwicklungsschritt. Mandarin für 2 - 3-jährige gehört dazu nicht.

Mit Sicherheit nicht. Und auch alles andere nicht was sich Helikoptereltern so ausdenken oder auch was man ihnen einredet, was übrigens schon eine jahrzehnte- wenn nicht jahrhundertealte Unsitte der Moderne ist.
Nur wir befinden uns nicht mehr in einer Jäger-und-Sammler-Gesellschaft in der nicht viel verkehrt laufen kann. Moderne Arbeitswelt, die zunehmende Mobilität einfordert, die "Gleichberechtigung" und -verpflichtung der Frauen auch im Berufsleben und nicht zuletzt die zunehmende Vereinsamung der Individuen der Gesellschaft erhöhen das Gefahrenpotential drastisch. Deswegen genügt es nicht darüber nur Halbwissen zu besitzen.

Und wenn die Eltern Hänschen in dieser Zeit nicht die Geborgenheit vermitteln, > die in stressigen Situationen notwendig ist, dann wird Hans seine Eltern für diese emotionale Vernachlässigung und dass sie damit praktisch sein ganzes Leben zerstört haben bevor es überhaupt richtig begonnen hatte, einmal verfluchen.
Geborgenheit ist wichtig, ja. Aber auch hier kommt es auf das richtige Maß im Spannungsverhältnis von Freiheit und Schutz an. Das Problem an solchen Büchern und ihren gestanzten Weisheiten ist immer, dass sie mit ihren Botschaften nie dort ankommen, wo sie fruchtbar wären. Was in mancher "Unterschichtenfamilie" zu wichtiger neuer Erkenntnis führen könnte und Fehler aufzeigt, führt in einer "Mittelschichtenfamilie" zu perfektionistischen Übertreibungen und neuen Fehlern. Und so werden trotz dieser Bücher weiter Generationen von Bildungsverlierern und asozialen Klugscheißern produziert.

Ich hab schon viele (angeblich) schlaue Ratgeberbücher (an-)gelesen. Sie kranken auch an dem Problem, dass hier viele Köche den Brei verderben. Ich hab noch kein einziges Buch und keinen einzigen wissenschaftlichen Artikel gelesen, der das Problem auf den Punkt bringt.
Ich hab mir das mühsam aus Bruchstücken zusammengesetzt.

Man Fragt sich erntshaft, wie die Gerationen vor uns nur ihre Kinder ohne diesen ganzen Ratgeber und Professionzirkus groß und zu halbwegs vernünftigen Menschen bekommen haben.

Es gibt noch genug Jäger&Sammler-Gesellschaften auf der Welt (mehr als man gemeinhin denkt) bei denen man das studieren kann, was ein gesundes psychosoziales Aufwachsen (von "Erziehung" kann man da nicht reden, Jäger&Sammler machen auch keinen "Sport" oder "Training", sondern es gehört einfach zu ihrem Leben täglich 50km zu Fuß zurückzulegen). Und schon unsere Vorfahren ein paar Generationen zurück, haben das schon nicht mehr so gut hingekriegt. Dazu Kriege und Hungersnöte, dann die industrielle Revolution, wieder Kriege und Krisen, die ganze Völker traumatisiert zurückgelassen haben. Die Entwurzelung und Vereinsamung findet schon lange statt. Inzwischen gibt es schon über Generationen hinweg Familienkarrieren von psychologischen Problemen. Das Jäger&Sammler-Paradies ist da schon lang passé.
Nur in der näheren Vergangenheit ist man aufgrund mangelnden Wissens anders mit den sozialen Veränderungen und den damit einhergehenden psychischen Problemen umgegangen. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatten Männer keine behandlungsbedürftigen psychischen Probleme. Wenn's einem Mann schlecht ging, Stress mit Frau, Familie, Beruf oder allem hatte, dann hat er sich in der Kneipe mit seinen Kumpels besoffen und wenn das auch nicht mehr geholfen hat, dann hat er sich erhängt. Und damit war das Problem gelöst. Heute sind Depressionen sogar in der Männer(!)-Fußballbundesliga kein Tabuthema mehr. So ändern sich die gesellschaftlichen Umstände wie damit umgegangen wird, aber die Probleme gibt es schon sehr lange. Nicht zuletzt in Literatur und Kunst schlagen sie sich nieder: Wilhelm Busch, Friedrich Nietzsche, Hermann Hesse, das viktorianische Zeitalter mit seinen Ansichten über Kindererziehung, war die Hölle für Kinder, der Katholizismus ist es bis heute.
Da sind wir heute glücklicherweise schon weiter, aber "Kindererziehung" ist dabei zum Modeartikel geworden. Mal so mal so, der eine sagt so, der andere schreibt so. Nur wirklich Ahnung hat keiner.
Ich bin gerade dabei ein Blog zu dem Thema zu entwickeln, denn mit drei Sätzen ist das Thema nicht abgehandelt. Der verlinkte Vortrag ist bestenfalls ein Einstieg.