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Die mangelnde Kompetenz der Bitkom ist fast schon eine Verschwörungstheorie


01.09.2017 12:46 - Gestartet von DL7FOS
Klar wollen alle kabellos, das stimmt ohne Zweifel. Aber wären die Hersteller nicht so gestrickt und würden uns mit ihren DSP-Techniken durch vermatschten und aufgeweichten Sound keinen vermeintlich guten Klang suggerieren, würde das sicher keiner wollen.

Oder anders angefangen, seit Jahrzehnten gibt es viele Trends im Bereich der HiFi-Industrie. Eine Zeit lang irre teuer, dazwischen der Siegeszug der CD und die gewissen Unzulänglichkeiten der Digitalkompression. Und dann waren da noch Tauschbörsen, über die man in zumeist abgrundtief schlechter Klangqualität die Hits aus dem Netz ziehen konnte, YouTube folgte. Man könnte fast meinen, dass man hier bewusst den Konsumenten an schlechten Klang gewöhnen wollte, um nun die Digitaltechnik mit ihren kabeloosen Tücken gesellschaftsfähig zu machen. Dabei ist es technisch ganz einfach zu beweisen, dass Bluetooth gar nicht immer besser wird und das sollten die Herren der Bitkom bei vorhandenem Sachverstand auch wissen. Als Industrielobby geht man aber natürlich mit dem Trend und verschweigt die Tatsachen.

Bluetooth gibt es in verschiedenen Versionen, als Codec kommt der im Vergleich zu MP3 bei gleicher Bandbreite schlechtere SBC-Codec zum Einsatz. Der ist lizenzfrei und jeder kennt ihm vom Radio, wenn der Korrespondent per Musiktaxi eingespielt wird. Es gibt Alternativen, AptX beispielsweise mit maximal 352 kb/s. Auch SBC hat etwas zugelegt, wird aber im Frequenzgang bei 15 KHz beschnitten, gleicht also höchstens Radioqualität. Neue CSR-Chips mit Bluetooth jenseits von 4.0 bieten AptX, wenn es lizenziert wurde, das muss es nämlich. Apple hat sich bei allen iOS-Geräten inklusive Apple TV dagegen entschieden, so dass ein iPhone in Verbindung zu einem AptX-fähigen Lautsprecher auch nur den SBC-Codec verwendet. Ergebnis: Deutlich hörbarer Dynamikeinbruch und ein abgeschnittenes Frequenzband. Das wissen auch die Hersteller, wie Bose, B&W und Co. und sorgen dafür, dass der DSP-Chip die Höhen anreichert und vermutlich sogar durch harmonische Frequenzen klarer scheinen lässt. Verzichten Hersteller auf dieses schelmische Tuning, wird man eine Menge Luftigkeit und Lebendigkeit vermissen.

Lautsprecher Teufel beispielsweise verzichtet bei der Ultima 40 Aktiv, einem Bluetooth-Standlautsprecher, auf Schönfärberei mit dem Ergebnis, dass im A-B-Vergleich die Musik eines Apple TV 4 über Bluetooth und HDMI wie ein Unterschied zwischen Tag und Nacht klingt. Bei Bluetooth fehlen nicht nur die Hochtonanteile, sondern durch die starre Kompression im selbst breitbandigeren SBC-Codec fallen Details einfach hinten runter und das Klangbild wirkt wie Radio, aber keinesfalls HiFi. Ob man AptX nutzen kann oder nicht, verschweigen die Geräte häufig und das vermutlich aus gutem Grund. Denn es ist viel einfach,er mit AptX als Prädikat zu werben, obwohl der Kunde nur selten signalisiert bekommt, dass dieser Übertragungsstandard auch eingesetzt wird. Die gute Nachricht ist immerhin, dass Android-Telefone auch älterer Bauart schon AptX mit an Bord haben, nicht aber die Nexus-Reihe. Wer solch ein Telefon hat, kann immerhin einen brauchbaren bis guten Klang erfahren.

Mich erinnert das alles an Wi-Fi. Vor Jahren hieß es, das beste WLAN ist ein Kabel, im professionellen Umfeld verzichtete man gerne auf Wi-Fi und nicht nur der Sicherheit wegen. Auch viele kennen das, wenn Trotz der schnelleren Bandbreiten plötzlich das Internet langsamer ist, weil plötzlich die Reichweite sinkt. Und genauso ist es mit Audioübertragung und es ist immer wieder lustig, wie die Industrie einfach von der Unwissenheit der Kunden profitiert und einfach etwas andruckt, was der Kunde sieht und daran glaubt. Die Religion der Kabellosigkeit orientiert sich hier auch an der Bibel, man solle an das glauben, was man nicht sieht. Nur warum man im professionellen Sektor eben nicht immer drahtlos arbeitet, fragt sich keiner. Daher ist es ein Wunschtraum, dass die drahtlose Lobby dem Kabel den Gar ausmacht. Wir erinnern uns, die CD hat die Schallplatte auch nur zeitweise verdrängt und ist mit High Res längst klanglich obsolet.

Ich kann nur hoffen, dass die Menschen neben dem Konsumieren von Musik irgendwann einmal wieder die Hörerfahrung machen und lernen, wie Musik eigentlich klingt. Natürlich kann keine teuerste HiFi-Anlage der Welt einen Konzertbesuch ersetzen, aber der teuerste Bluetooth-Lautsprecher arbeitet nunmal mit dem Nadelör der Übertragungstechnik. So wird der beste Kopfhörer an einem iPhone in jedem Fall schlechter als ein kabelgebundener Hörer klingen, es sei denn, er kann den AAC-Stream wie die EarPods beispielsweise direkt entgegennehmen und decodieren.