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Empfang und Klang


14.01.2017 19:02 - Gestartet von bjwei
Zunächst ... ich bin ein Befürworter der Digitalisierung dieses letzten Bereichs des Rundfunks in Deutschland, nachdem es bei den Übertragungswegen Satellit mit DVB-S, terrestrischem Fernsehen mit DVB-T, Kabel mit DVB-C und natürlich dem Internet in Form von IP längst Standard ist.
Insofern habe ich die Meldung aus Norwegen absolut begrüßt, dort macht man "Nägel mit Köpfen", ähnlich wie vor Jahren mit DAB in England.
Ein jahrelanges Nebenher der Systeme (SimulCast) ist kontraproduktiv für die Einführung des Neuen, frequenz- und energiemäßig unökonomisch, zumindest jedoch immer viel zu teuer.

Dennoch, und da gebe ich den Kritikern völlig recht, sollte man einige Dinge kritisch diskutieren dürfen:

Hörrundfunk ist in erster Linie zum Hören da, es sind eben NICHT die sog. "Mehrwertdienste", die den Kaufgrund ausmachen, so wie man es uns schon bei DAB einreden wollte.
Das sollten die Entscheider nach mittlerweile Jahrzehnten falscher Sichtweise endlich begriffen haben.
Und zum Hören braucht es, zumindest für einen Teil der Nutzer, vor allem eines: Guten Klang!
Der mag der "Generation MP3" und den folgenden vielleicht nicht mehr so wichtig sein, obwohl ja MP3 keineswegs mit miesem Klang zu assoziieren ist, ebensowenig wie andere digitale Systeme (CD) schlechter als frühere analoge (LP) sein müssen, es kommt immer auf das WIE an, aber das wird jetzt ein anderes Thema ...

DAB konnte dort, wo es empfangbar war, klanglich mit analogem FM-UKW mithalten und hatte dort, wo letzteres problematisch zu empfangen war (Stichworte Mehrwegeempfang im fahrenden Fahrzeug, Rauscheinbrüche durch Lattenzauneffekt usw.) sogar klar die Nase vorn.
Wohlgemerkt dort, wo das Sendernetz gut ausgebaut war, also z.B. in Bayern.
Bei uns in Sachsen konnte man damit niemanden hinterm Ofen hervorlocken, erstens gabs in der Bedeckung mehr Funklöcher als versorgte Gebiete (mit weit auseinander liegenden 1KW-Sendern), zweitens konnte man die bislang genutzten Analogprogramme nicht per DAB empfangen, was stets die erste Frage aller war, denen ich stolz mein Blaupunkt Woodstock vorführte (als DeutschlandFunk-Hörer hatte ich schon meinen Nutzen).
"Mehrwertdienste" jedenfalls haben NIE jemanden interessiert, wohl aber die Tatsache, daß in jedem Erzgebirgstal Feierabend mit dem HÖREN des war.

Was nun DAB+ anbelangt, da stelle ich fest, daß es klanglich bei weitem nicht mit analogem UKW mithalten kann, wohlgemerkt immer bei einwandfreiem Empfang des jeweiligen Systems.
Das kleine DAB+ Küchenradio hat möglicherweise die Nase vorn, weil es mittels Zimmerantenne empfängt, was bei analogem Empfang (und stark wechselndem Feld beim Durch die Küche Laufen) schon arge Probleme machen kann.
Wenn man aber klanglich die Systeme direkt vergleicht, ist UKW zwar nach oben hin bei 15 KHz begrenzt, klingt jedoch insgesamt auf Grund der nicht wie bei DAB+ vorhandenen Artefakte VIEL sauberer und eben einfach BESSER!
Nun weiß ich natürlich ... es kommt auf die bei DAB+ verwendete Bitrate, den Codec und den jeweiligen Chipsatz (bestimmte Paarungen sollen da besonders schlecht harmonieren) des Empfängers an, aber darauf habe ich als Hörer ja keinen Einfluß!
Wer kauft sein Radio denn, nachdem er es erstmal zerlegt hat und nach dem Chipsatz guckte?
Und die Bitraten des Bundesmultiplexes sind so mies, daß man die dort ausgestrahlten Privatprogramme schon mal gar nicht hören kann.

Wie oben schon gesagt, es kommt immer auf das WIE an, auch mit DAB+ würde Qualität sicher gehen, wenn man ein paar weniger Programme, die sowieso keiner braucht, reinpacken würde.
Aber das gilt ja in allen Multiplexsystemen und ist auch bei DVB nicht anders.
Bei der derzeit über DAB+ gefahrenen Qualität, die mein Deutschlandfunk als letztes Programm ja nun leider auch eingeführt hat (wenn auch moderat besser), bin ich als RadioHÖRER jedenfalls nicht einverstanden und würde mir deshalb auch kein Gerät dafür kaufen, wohl aber, um den instabilen Innenempfang des UKW-Küchenradios hier zu ersetzen, denn die DAB+ Indoor-Versorgung ist hier ganz ordentlich (Zschopau, Sender Geyer und Chemnitz).

Zum Schluß noch etwas zum "Fahrplan" der Einführung von DAB/DAB+ in Deutschland, welcher meiner Meinung nach die Unfähigkeit der Entscheider schlechthin zeigt:
Wenige Jahre SimulCast der UKW-Programme im Band III, verbunden mit Geräten, die DAB(+) ZUSÄTZLICH im Band II (UKW) können, dann per angekündigtem Stichtag (wie etwa bei der LW/MW-Abschaltung) Abschaltung der analogen Band-II-Programme und ausschließliche digitale Verbreitung dort (und falls es nicht reicht, eben auch weiter im Band III).
So hätte ich es gemacht, und mir kann keiner erzählen, daß (wenns FUNKTIONIERT!) die Anschaffung einiger neuer Geräte in einem Land zu teuer ist, wo man sich alle Jahre grundlos, da noch in Ordnung, ein neues Smartphone kauft oder für 1000 Euro Räder aus Aluminium fürs Auto!