Benutzer lucky2029 schrieb:
Ein Produkt innerhalb der EU nur für bestimmte Einwohner der EU zu verkaufen? Wenn es das wäre, warum haben sich die Mobilfunkbetreiber dann so viel Sorgen wegen der neuen Regulierung gemacht?
Das ist eben die Doppelzüngigkeit unseres schönen Europas, Man darf arbeiten und leben wo man will, aber jedes Land hat eigene Steuern, Sozialsysteme, Telekommunikationspreise und Verkehrsregeln. Was man allgemein reguliert sind Gurken, Glühlampen und Staubsauger, Handelsabkommen werden hinter verschlossenen Türen vereinbart und hohe Strafmaßnahmen gegen Länder, welche die EU-Richtlinien nicht umsetzen, finanziert den Laden dann noch.
Generell ist es zumindest in Deutschland so, dass wir die günstigsten Lebensmittelpreise zahlen, aber hohe Kosten für Unterhaltungselektronik und Dienstleistungen, die zudem autonom ablaufen und lediglich technisch überwacht werden müssen. Das sind laufende Kosten, aber kalkulierbar. Man wollte 1998 den offenen Wettbewerb im Telekommunikationsnetz, einzig die Telekom wurde in ihrem Handeln durch die RegTP begrenzt, damit der Wettbewerb möglich bleibt. Dies hat man aber so geschickt gemacht, dass die Telekom heute im Vergleich zur Leistung mit Ausnahme der maximalen Möglichkeiten das schlechteste Preis-Leistungssystem abliefert, dennoch aufgrund der Reichweite fast alternativlos ist. Und durch die letzte Meile und andere Kosten verdient sie ohnehin mit, was andere Anbieter machen. Während es für mich im Unterhaltungs-Sektor nicht nachvollziehbar ist, dass eine Lokalisierung und Zölle alleine die hohen Preise für Smartphones und Computer hier rechtfertigen, scheint dies bei den laufenden Kommunikationskosten vermutlich geschichtlich bedingt zu sein. Das Leitungsnetz in den Straßen gehört zum größten Teil der Deutschen Telekom, im Gegensatz zur Bahn, wo man bei der Privatisierung Schienennetz und Transportdienstleistung aufgetrennt hat. Es wäre sicher einfacher gewesen, wenn man das Leitungsnetz direkt einem eigenen Unternehmen zugewiesen hätte oder noch besser in die Hand der Kommunen, die dann alles hätten auch ohne Telekom machen können. So wäre es möglich, einfach die Vermittlungsstellen abzuknipsen und einen eigenen Backbone zu betreiben und man bekäme das Internet dann über die Stadtwerke oder Energiekonzerne. Ich kann damit natürlikch falsch liegen, aber ursächlich dafür ist sicher der globale und behäbige Markt. Schaut man sich die jährlichen Akamai-Studien an rangieren wir bei der Internetbandbreite sogar weiter hinten als unsere östlichen Nachbarstaaten. Und dann kommt die Telekom und wirbt mit Fortschritt, den ohnehin kein Normalnutzer ohne hohe Aufpreise nutzen kann oder darf und westlich von uns haut man Flatrates ohne Drosselung raus für Konditionen, zu denen ich ein Gigabyte Highspeed bekomme. Und das erst seit letztn Mai, davor waren es 500 MB...
Es gibt aber auch andere seltsame Branchen, wieso werden aktuelle Electro-Hits in den Niederlanden gekauft und im Radio hier empfangbar gespielt, die in Deutschland erst ein dreiviertel Jahr später in die Charts rücken. Echt ein super vereintes Europa. - Nein, ich bin absolut kein EU-Gegner, sehe aber das Projekt als unzureichend umgesetzt und das in Bereichen, die meiner Ansicht nach unbegründet sind. Ich zumindest esse auch krumme Gurken, die es ja nicht mehr gibt, weil man sie aufgrund der Optik einfach ungegessen entsorgt.