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Die Körner de Wahrheit und meine Erfahrung


24.05.2018 20:07 - Gestartet von RadioKrostitzer
Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich auch mit besagtem Thema, habe Deezer, Tidal und Qobuz ausprobiert und bei Letzterem hängengeblieben.

Eines vorweg, der Meinung von Little-endian kann ich nur zum Teil zustimmen. Unbestritten ist die Wichtigkeit eines perfekten Masters, sonst muss ich jegliche Qualität in Frage stellen. Auf der anderen Seite gehe ich jedoch davon aus, dass die Streaminganbieter auf die gleichen Master zurückgreifen und somit vergleichbar bleiben.

Auf der anderen Seite möchte ich kein toll produziertes Musikstück mit 128er mp3 hören. Jeder, der schon mal eine gut gemachte CD im paranoiden Modus gerippt hat und auf 128kbit/s runtergerechnet und beide Beispiele über eine gute Anlage gehört hat, wird mir recht geben, daß mp3 nicht tragbar ist.
Es war okay für seine Zeit, als es weder genügend Speicherplatz noch schnelles Internet gab aber aktuell hat dieses Format keine Berechtigung!

Streaming: Mit Tidal hatte ich ...nennen wir es "Berührungsprobleme". Im Handy alles auf HiFi eingestellt, immer die höchste Qualität angeklickt "erklang" der Dienst, fade, eng, mit zischelndem "S", irgendwie verquirlt.
Das ist Stress pur, da das Gehirn immer versucht, das Gehörte in bekannte Klangmuster umzurechnen. Wenn man weiß, wie es klingen könnte und weiß, wie der Künstler eigentlich produziert, ist das weniger als befriedigend. Durchgefallen! (Klang ungfefähr so, wie Qobuz im mp3 Modus).

Deezer fand ich okay, klang in all meinen Hörbeispielen besser als Tidal, reichte aber nicht an Qobuz. Die klangen immer offener, räumlicher weiter und dabei im Bass mehr auf den Punkt.

Dazu benötigt man Datenrate!
mp3 ist ein psychoakustisches Werkzeug, das Töne wegschneidet, die nicht zu hören sind. Wirklich nicht zu hören? Jeder Ton, den wir vernehmen, bildet eine Oktave höher mit haber Energie nochmal den gleichen Ton ab und das geht von Oktave zu Oktave, die Töne werden immer höher und leiser. Diese Töne, die wir irgendwann einzeln sicher nicht mehr hören sind im Verbund aber für die Ortung zuständig, d.h. je mehr dieser Obertöne ich habe, so genauer das Klangbild.

Wenn Du ein Musikstück hörst, nicht abschaltest und jeden einezelnen Ton in Dich aufnimmst und (neu) entdeckst, dann hast Du bei Deiner Stereoanlage alles richtig gemacht. Glückwunsch!!!!
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[1] little-endian antwortet auf RadioKrostitzer
25.05.2018 06:43
Benutzer RadioKrostitzer schrieb:
Eines vorweg, der Meinung von Little-endian kann ich nur zum Teil zustimmen.

Nachdem sich dein Beitrag ja doch sehr auf den meinen bezog, hättest du natürlich auch dort kommentieren können, doch dann will ich das halt umgekehrt an dieser Stelle tun.

Womöglich lässt sich der Grad an Zustimmung durch das Nachfolgende erhöhen, doch falls nicht, ist das auch völlig in Ordnung, zumal sich subjektive Empfindungen auch nicht außenstehend beweisen oder widerlegen lassen.

Unbestritten ist die Wichtigkeit eines perfekten Masters, sonst muss ich jegliche Qualität in Frage stellen.

Dann dürftest du heutzutage zumindest bei kommerzieller "Chartsmusik" schwer beschäftigt sein, denn eine der Mastering-Tugenden scheint geworden zu sein, Aufnahmen noch vom letzten Rest an Dynamikumfang zu befreien auf dass wenige Bit ausreichten, derlei modulierten Lärm verlustfrei als PCM zu kodieren. So etwas wie "Perfektion" scheint heute mit wenigen Ausnahmen Lichtjahre entfernt zu sein.

Auf der anderen Seite gehe ich jedoch davon aus, dass die Streaminganbieter auf die gleichen Master zurückgreifen und somit vergleichbar bleiben.

Ob eigener Programme à la "mastered for iTunes", deren Sinnhaftigkeit dahingestellt bleiben möge, würde ich hiervon pauschal gerade nicht ausgehen. Beim CD-Kauf gibt es die klare Tendenz "je älter, desto größer der Dynamikumfang", bei Streaminganbietern müsste man eben im Detail und im Einzelfall testen - genau das, was ein Artikel wie Teltarif in der Kürze kaum leisten kann. So denn war mir auch weniger daran gelegen, den armen Teltarif-Autoren über Gebühr zu kritisieren sondern vielmehr aufzuzeigen, dass derlei Berichte im Grunde sinnlos sind, da die Kernfrage schlichtweg unbeantwortet bleibt und einfache Formatvergleiche nicht weiterhelfen.

Auf der anderen Seite möchte ich kein toll produziertes Musikstück mit 128er mp3 hören.

Interessanterweise gibt es derlei Vorbehalte bei Audio gegenüber datenreduzierenden Formaten eher dann, wenn es um Musik geht - im Kino lief einst Dolby Digital mit gerade einmal 320 kBit/s und man war begeistert.

Jeder, der schon mal eine gut gemachte CD im paranoiden Modus gerippt hat und auf 128kbit/s runtergerechnet und beide Beispiele über eine gute Anlage gehört hat, wird mir recht geben, daß mp3 nicht tragbar ist.

Das Argument, datenreduzierte Formate seien spätestens auf einer entsprechend hochwertigen Anlage leicht herauszuhören, sind bald so alt wie hiezu dann immer wieder ernüchternde Blindtests:

https://www.heise.de/ct/artikel/Kreuzverhoertest-287592.html

Damit sei zu keinem Zeitpunkt in Abrede gestellt, dass manche Leute etwa solide kodierte Formate wie etwa MP3, Vorbis oder AAC bei relativ geringen Bitraten wie 128kBit/s vom PCM-Original unterscheiden können, doch liegen die wahrnehmbaren Unterschiede um Größenordnungen unter der nur allzu oft kolportierten minderwertigen Qualität oder gar Unzumutbarkeit. So wird selbst unter idealen Bedingungen allenfalls von Nuancen berichtet.

Was bei insbesondere heutiger Musik jedoch hinzukommen kann, sind eventuelle Pegelerhöhungen durch die Frequenztransformation, die bei MP3 & Konsorten zum Einsatz kommt. Ist das PCM-Master hier bereits wie üblich "an die Wand gefahren" und mit Brickwallfilter vergewaltigt, gibt es hier dann verlustbehaftet je nach Encoder und D/A-Wandler auch noch Intersample-Clipping obendrauf. Auch hier entsteht das grundsätzliche Problem jedoch schon viel früher und ist unnötig, da leicht vermeidbar.

Es war okay für seine Zeit, als es weder genügend Speicherplatz noch schnelles Internet gab aber aktuell hat dieses Format keine Berechtigung!

Ich stimme zu, dass die endlos geführte Diskussion um das Wohl und Wehe verlustbehafteter Formate ob geradezu inflationär vorhandenem Speicherplatz leicht zu umschiffen ist zumal selbst verlustfreie Formate die Datenmenge auch schon je nach Material um etwa 50% reduzieren.

Jedoch ist auch hierbei interessant, dass gegenüber verlustbehafteter Datenreduktion bei Video weit weniger Vorbehalte bestehen - so bekommt selbst der geneigte Kinogänger heute bestenfalls JPEG2000 statt rohem YCbCr in Einzelbildern präsentiert (DCP Standard) und alles ist gut.

Im Handy alles auf HiFi eingestellt, immer die höchste Qualität angeklickt "erklang" der Dienst, fade, eng, mit zischelndem "S", irgendwie verquirlt.

Da mag etwas anderes schief gelaufen sein, wird jedoch bei derlei auffälligen Artefakten mit Sicherheit nicht grundsätzlich etwaiger Datenreduktion anzulasten sein.

Dazu benötigt man Datenrate! mp3 ist ein psychoakustisches Werkzeug, das Töne wegschneidet, die nicht zu hören sind. Wirklich nicht zu hören? Jeder Ton, den wir vernehmen, bildet eine Oktave höher mit haber Energie nochmal den gleichen Ton ab und das geht von Oktave zu Oktave, die Töne werden immer höher und leiser.

Auch diesem Scheinargument lässt sich dahingehend entgegentreten, als dass sich sämtliche Oberwellen ebenfalls noch im hörbaren Spektrum befinden müssen, um effektiv einen Beitrag zum Klangerlebnis leisten zu können. Zwar gibt es auch in der Fachliteratur gegenteilige Meinungen, jedoch bleibt man dort regelmäßig die Erklärung schuldig, inwieweit faktisch nicht mehr Hörbares den Klangeindruck ändern soll. Wie in meinem zuvor verlinkten Artikel zum Thema 24 Bit und 96 kHz beschrieben, beschwert sich schließlich auch niemand darüber, dass bei Video nur das für den Menschen sichtbare Lichtspektrum Anwendung findet und nicht etwa noch zusätzlich Infrarot oder Ultraviolett.

Diese Töne, die wir irgendwann einzeln sicher nicht mehr hören sind im Verbund aber für die Ortung zuständig, d.h. je mehr dieser Obertöne ich habe, so genauer das Klangbild.

Wie beschrieben bleibt der hörbare Frequenzgang weitgehend erhalten. Nicht verschwiegen werden soll dabei, dass manche Encoder je nach Bitrate, Modell und Konfiguration auch schon bei 16 kHz filtern, doch auch diese fehlenden 4 kHz wollen erstmal aus dem Stegreif gehört werden, erst recht mit zunehmendem Alter. Wer das so problemlos heraushört - Gratulation, doch Welten liegen auch hier prinzipbedingt sicherlich nicht dazwischen.

Wenn Du ein Musikstück hörst, nicht abschaltest und jeden einezelnen Ton in Dich aufnimmst und (neu) entdeckst, dann hast Du bei Deiner Stereoanlage alles richtig gemacht. Glückwunsch!!!!

Glücklicherweise alles schon erlebt - teilweise von Jahrzehnte alten LaserDiscs oder auch Fernsehen - in schnödem AC3, DTS und MP2 (!).