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Mobile Payment ist doch tot?


28.05.2018 15:44 - Gestartet von Pitt_g
sind nicht alle Provider in DE abgesprungen? Die nötige NFC SIM dürften nur die haben die sie explizit haben wollten. Ansonsten gabs Aufwand ohne Ende sich erstmal eine zu besorgen und man wurde erstmal umständlich per Identverfahren behandelt. Ist qasi genauso tot wie der Personalausweis, für den man sich einen teuren Kartenleser holen muss um überhaupts die wenigen Funktionen die er bietet per Ausweissapp zu holen. Zumindest bis jetzt habe ich nichts brauchbares darunter gefunden.
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[1] Mister79 antwortet auf Pitt_g
28.05.2018 19:56
Benutzer Pitt_g schrieb:
sind nicht alle Provider in DE abgesprungen? Die nötige NFC SIM dürften nur die haben die sie explizit haben wollten. Ansonsten gabs Aufwand ohne Ende sich erstmal eine zu besorgen und man wurde erstmal umständlich per Identverfahren behandelt.

Jup, genau so ist es....
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[1.1] blntel antwortet auf Mister79
29.05.2018 01:01

4x geändert, zuletzt am 29.05.2018 01:42
Für Mobile Payment braucht man keine NFC SIM (siehe Apple Pay, Android/Google Pay, Samsung Pay, Twint, AliPay, WeChat Pay, Postfinance Pay, Postbank Finanzassistent, Boon, SEQR, etc.). Den brauchte man bei den Lösungen der Mobilfunkanbieter, weil die eben dachten, das sei so gut so, u.a. für sie selbst. Sie haben es dann technisch so bequem für die Käufer und Händler umgesetzt, dass es eben keiner genutzt hat. Ziel war eine Marktmonopolisierung für Mobile Payment durch die Mobilfunkanbieter, aber dafür waren sie im Endeffekt zu klein und zu wenig kundenorientiert, mit dem Ergebnis, dass sie jetzt in dem Bereich weitgehend irrelevant geworden sind. Der Bereich ist tot.

Nein, mobile payment generell ist nicht tot, in den letzten zwei Jahren explodiert die Anzahl der Anbieter geradezu. Die Masse der Anbieter nutzt im Idealfall aus customer experience Gründen in den westlichen Ländern NFC, da es an fast jeder Kasse inzwischen die NFC-Leser gibt (--> Kontaktlos-Bankkarte). Nur Apple sperrt halt den NFC Chip für alle Anbieter ausser ihnen selbst, gerne mit der Begründung, dies sei (national?) sicherer, besser/einfacher für den Nutzer, wenn er nicht durch alternative Anbieter verwirrt wird, oder welchem Apple-Speak auch immer --> tatsächliche Absicht ist wieder eine Marktmonopolisierung mit einer Erhöhung der Gewinne der Apple Services Sparte und gleichzeitiger Abschöpfung der Margen der Banken & Kreditkartenanbieter. Daher weichen manche mobile Payment-Systeme auf den QR-Code aus (z.B. Payback Pay), da sonst eben alle Apple iphone-Nutzer als Kunden wegfallen würden und Apple die QR-Variante weniger gut blockieren kann. Nur sind QR Codes wesentlich unbequemer und ungewohnter für den Nutzer und zudem aufwändiger für den Händler, der schon ein NFC Terminal hat (Kassen benötigen zusätzlich noch einen QR Leser).

Daher hoffen in den westlichen Ländern die mobile Payment Anbieter, dass Apple entweder irgendwann über Wettbewerbsrecht dazu gezwungen wird, Alternativanbieter zuzulassen, oder dass Apple die NFC-Sperre irgendwann (halb-)freiwillig aufgibt. In China und Indien hat sich Apple mit dieser Strategie übrigens weitgehend selbst aus dem Markt gekickt, was besonders für China schmerzhaft ist, da dort praktisch jeder mobile Payment für alle nicht-online-Zahlungen nutzt.

Die Europäer sind für die Monopolisierungsabsichten der US-Unternehmen zwar offener, trotzdem hat Apple mit ApplePay in Europa auch ein Problem: Die EU hat die Bankenmargen für Kartenzahlungen 2016 gesetzlich stark reduziert (0,3% für Kreditkarten, 0,2% für Debit/EC/Maestro), dass sich die Ziel-Marge von 0,15% von Apple nicht leicht realisieren lässt, ohne dass eine Bank nach Abzug der Zahlungssystem-Kosten draufzahlt. In den USA dagegen ist die Bankenmarge für Kartenzahlungen derart hoch (>1,5%), dass die Banken bereit sind, einen Teil an Apple abzugeben. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum es ApplePay nicht in allen europäischen Ländern gibt: Apple würde weniger verdienen, als geplant/gewollt.

Speziell in Deutschland hat Apple dann auch noch ein anderes Kundenproblem: Erstens dominiert Android den Markt (Apple Marktanteil ca. 12%, USA ca. 42%, Schweiz ca. 60%) und zweitens hat nicht jeder eine Kreditkarte. ApplePay funktioniert nur mit iphones und mit Kreditkarten, nicht aber mit EC/Maestro, etc. Damit reduziert sich das Marktpotential deutlich im Vergleich zu anderen Ländern. Das heisst aber natürlich nicht, dass Apple in Deutschland anderen Anbietern Zugriff auf den NFC-Chip gibt, die mit einer geringeren Marge zufrieden wären. Damit würden sie nicht nur in Deutschland aufgeben, sondern auch ihre Verhanldungsposition/Gewinne in den anderen ApplePay Märkten schwächen ("warum zahlen die weniger"/"warum geht's da, aber nicht bei uns", etc.). Das wäre gefährlich für Apples Geschäftsmodell.

China ist konzeptionell aus mobile-Payment Sicht übrigens am Interessantesten. Dort spielen Margen für Banken bei Zahlungen im mobile und online Payment weitgehend keine Rolle mehr, da Banken und Kreditkartenanbieter im Zahlungsprozess hier praktisch nicht mehr vorkommen. Ein Zahlungsverkehr wie in China wäre daher das absolute Horror-Szenario für die derzeitigen Zahlungsdienstleister im Westen. Es ist übrigens QR-basiert, da NFC in Telefonen und in Kassenterminals aus Kostengründen weniger verbreitet ist.

Benutzer Mister79 schrieb:
Benutzer Pitt_g schrieb:
sind nicht alle Provider in DE abgesprungen? Die nötige NFC SIM dürften nur die haben die sie explizit haben wollten. Ansonsten gabs Aufwand ohne Ende sich erstmal eine zu besorgen und man wurde erstmal umständlich per Identverfahren behandelt.

Jup, genau so ist es....