Benutzer Zuschauer 1 schrieb:
Was genau soll an Briefpost "digital" sein? Der verwendete Zeichenvorrat, der nur diskrete Werte annimmt?
Ganz genau, wie auch bei Uhren, die die Zeit mit Ziffern darstellen und noch nichtmal elektronisch sein müssen (ein Hoch auf mechanische Fallblattanzeigen).
Dieser Umstand macht das Schriftstück selbst aber nicht "digital".
Kann es auch nicht, da das "Digitale" immer eine rein logische Abstraktion ist. Auch auf einer Festplatte oder Blu-ray wird man per se nichts "Digitales" finden, da auch die Magnetisierungen und Pit-/Landübergänge "physisch" natürlich analoge Signale erzeugen, aus denen man dann abstrakt die digitalen Daten (im Basisband) gewinnt.
Besagte Schriftstücke selbst sind somit natürlich ebenfalls lediglich (stets analoge) Träger des wahlweise analogen oder digitalen Inhalts (auch Mischformen sind möglich).
Ein Schreiben auf Papier ist analog.
Christian, bist du's? (Kleiner Scherz, denn genau das entgegnete mir unlängst ein befreundeter Programmierer, der es eigentlich besser wissen müsste. Da ging es um die Speisekarte im Lokal.)
Ich würde das so nicht bezeichnen, da diese Aussage in Anbetracht dessen, dass Physis immer "analog" ist, eine Trivialität darstellt und man daher zwecks Unterscheidung seine Wortwahl am Inhalt festmachen sollte.
Andernfalls müsste man das, was die meisten wohl widerspruchslos sofort als "digital" akzeptieren (heutzutage also "irgendwas mit Computern", binäre Darstellungen, annährende Rechtecksignale, etc.) ebenfalls als "analog" bezeichnen, denn auf irgendeinem Träger, der so analog erscheint wie das von dir zitierte Papier, müssen ja auch diese Daten daherkommen.
Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass bei den meisten Schreiben in erster Linie der Inhalt zählt, zumal der oft genug nicht handgeschrieben sein wird, sondern auf vorgefertigten Buchstaben und Ziffern basiert. Der Unterschrift als Signatur und komplexeres "Echtheitsmerkmal" könnte man am ehesten nativ analoge Eigenschaften zubilligen, das ist soweit korrekt.
Und wenn es handschriftlich verfasst ist, ist es vermutlich auch nicht mit OCR erkenn- und damit automatisch sortierbar (z.B. nach Thema oder Kundennummer).
Auch Handschriftliches ist digital, wenn es um den sprachlichen Inhalt geht, wie im Übrigen auch das gesprochene Wort. Der Umstand, dass das OCR-mäßig fehleranfällig zu erfassen ist, läuft dem erstmal nicht zuwider, entspricht es lediglich einer nicht sonderlich fehlerresistenten und eher schlecht rekonstruierbaren Signalform, wenn man so will.
Hegt man aber Interesse am bildlichen Erscheinungsbild eines Schreibens mitsamt Schriftform, Papiermaserung, etc., bin ich bei dir und so sind solche Scans freilich als "Digitalisierung" im Sinne von Sampling und Quantisierung anzusehen.
Nachdem beim hier meinerseits kritisierten "Artikel" aber selbst das rein digitale Fax Gruppe 3 Protokoll mit in den "Analogtopf" geworfen wird, zeigt sich, dass bei vielen ein grundsätzliches Verständnis dafür fehlt, wann eine Information als "digital" einzuordnen ist und wann nicht.