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Komplettversorgung geht nur mit Monopolisten


20.07.2002 14:10 - Gestartet von vickycolle
hallo zusammen,

wieder eine schöne möglichkeit ein altes, aber immer noch aktuelles thema wieder aufzugreifen.

ende des 19. jhr. erhielt in den usa die american telephon & telegraph (das genaue vertragswerk kenne ich natürlich nicht), eine schutzzusage die ihr exklusivität zusicherte.

aus diesem grunde war das unternehmen (kein staatsbetrieb wie in europa) bereit auch in den entlegendsten winkeln des kontinentes masten aufzustellen und strippen zu ziehen um das ganze land mit telefonie zu versorgen.

diese hoheitliche aufgabe übernahm in deutschland das bundespostministerium.

noch ein drittes beispiel:
man könnte heute auf den karibischen inseln nur mit rauchzeichen arbeiten, wenn nicht die cable&wireless eine exklusivzusage der staaten erhalten hätte und somit bereit war geld in die hand zu nehmen und auf eigene kosten die inseln an den rest der welt anzuschließen.

die beispiele ließen sich unendlich fortsetzen, bis wir den ganzen globus erfasst haben.

in 1965 wurden die ersten fernstreckengesellschaften in den usa zugelassen für datenübertragungen (mci, sprint sind am bekanntesten).
so entwickelten sich weitverkehrsnetze wie in deutschland dies zb von arcor, colt, worldcom oder rsl vor 1998 betrieben wurden.

1984 wurde die zusage an at&t beendet und dem riesen wurden die füsse abgeschnitten und auf 7 lokale gesellschaften (die sogenannten babybells) aufgeteilt.
att behiélt nur das weitverkehrsnetz und war damit faktisch gleichgestellt mit mci und sprint.
es endstand eine gegenseitige abhängigkeit zwischen den lokal und den ferncarriern, denn pacific bell konnte die big3 keine verbindung zu bell south herstellen und die big3 brauchten die locals um zum endkunden ins haus zu kommen.

die gesündeste wettbewerbsform (nicht wie in europa), aber das ist nicht das thema.

was nach 1984 jedoch passierte war, dass bevölkerungsarme regionen faktisch von der zukunft abgeschnitten wurden und von den segnungen der letzten 20 jahre teilweise nichts hatten.

wir haben persönlich viele bekannte in den usa und viele von denen leben nicht in den grossräumen l.a. und n.y., sondern teilweise in iowa auf dem land.
dort hängen noch alte leitungen an masten (ums zu verdeutlichen) und direktwahlverbindungen nach europa existieren ebensowenig wie kabelanschlüsse, dsl/isdn und modemverbindungen sind glückssache, da die hängenden leitungen nunmal äußerst störanfällig sind.

es wird dort auch kein carrier irgendwas investieren, weil es sich schlichtweg nicht rentiert und privatwirtschaftliche unternehmen nunmal nicht wie behörden oder monopolunternehmen agieren können.

das gleiche könnt ihr aktuell in deutschland beobachten mit dsl oder kabelversorgung und es ist keinem privaten anbieter (auch dei dtag ist einer) zu verdenken das er geld zum fenster rauswirft.

dies ist das gesetz des marktes.
und wer die segnungen des marktes haben möchte, muss auch mit dessen schattenseiten leben.

das ist keine wertung und ich sage auch nicht das ich persönlich zurück will zu bundespostzeiten, ich wollte euch, die die privaten angreifen (allen voran die dtag) nur aufzeigen - eine komplettversorgung gibt es im freien markt nicht und wird es nicht geben.
streng nach dem motto: "wer das eine will, muss das andere mögen"

gruss
vicky
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[1] guidod antwortet auf vickycolle
20.07.2002 14:26
Benutzer vickycolle schrieb:

dies ist das gesetz des marktes. und wer die segnungen des marktes haben möchte, muss auch mit dessen schattenseiten leben.

das ist keine wertung und ich sage auch nicht das ich persönlich zurück will zu bundespostzeiten, ich wollte euch, die die privaten angreifen (allen voran die dtag) nur aufzeigen - eine komplettversorgung gibt es im freien markt nicht und wird es nicht geben.
streng nach dem motto: 'wer das eine will, muss das andere mögen'


der gute alte grund vom 'marktversagen'. In solchen faellen rufe man nach dem einwirken einer kontrollbehoerde, die auflagen macht und mit finanzstrafen bewehrt, damit es die profitorientierten planungen der wirtschaftsfuehrer wieder eingeht. So wurde bei umts eben eine zuegige entwicklung netzabdeckung zur auflage gemacht - auch wenn das in den laendlichen bereichen ein paar spaeter aufschlaegt, wird das am ende schneller als die verbreitung von dsl ablaufen.

Ebenso koennte man sich natuerlich dazu durchringen zu sagen, dass kabelgebundene breitband anbindungen ein wichtiges gesellschafftliches gut ist, und fuer die zuegige fortentwicklung der gesellschaft angetrieben werden sollte - etw a in form der regel, dass in drei jahren fuer 99% aller telefonkabel auch breitbanddienste bereitgestellt werden. Das traefe dann alle anbieter mit kabel. Aber nunja, mit genuegend lobby arbeit der telcos, wird ja auch klar, dass das viel zu teuer ist, wenn man das so schnell macht, und die entwicklung ja sowieso kommt, und ausserdem, und ausserdem, hmm, keine ahnung was da noch fuer argumente sind. ;-)
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[1.1] vickycolle antwortet auf guidod
20.07.2002 15:13
Benutzer guidod schrieb:
der gute alte grund vom 'marktversagen'. In solchen faellen rufe man nach dem einwirken einer kontrollbehoerde, die auflagen macht und mit finanzstrafen bewehrt, damit es die profitorientierten planungen der wirtschaftsfuehrer wieder eingeht. So wurde bei umts eben eine zuegige entwicklung netzabdeckung zur auflage gemacht - auch wenn das in den laendlichen bereichen ein paar spaeter aufschlaegt, wird das ...

das einwirken einer behörde, welcher art diese einwirkung auch immer sein mag, ist dann eben kein freier markt :-) mehr.
und welche auswirkungen ein freier markt auf denselben, damit auf die nutzer, hat versuchte ich ja ausführlich am beispiel "winter wonderland - usa" zu beschreiben :-).
im gegensatz zur regtp in deutschland ist die fcc in den usa nur wettbewerbshüter.
viele verwechseln dies leider oft.

ich drücke uns allen die daumen das wir in europa nie einen realen freien markt bekommen.


gruss
vicky