Benutzer grafkrolock schrieb:
Benutzer Martin08 schrieb:
Jetzt werden aber die höheren Kosten einfach auf alle Kunden umgelegt und auch ich muss einen Anteil zahlen, obwohl ich niemals plane zu den EU-Gegnern nach UK zu reisen.
Die Kosten entstehen ja beim Roaming innerhalb der EU genauso. Wo ist der Unterschied, ob ich nicht nach Großbritannien reise oder nicht nach Spanien oder Polen?
Es gibt schon einen Unterschied. Die Preise für Roaming in der EU sind mit einer Großhandelspreis-Obergrenze versehen, dem Wholesale Cap. Dadurch darf ein EU-Provider nicht teurer verkaufen als es das EU-Recht vorsieht und diese Obergrenze wird jährlich abgesenkt.
Daran sind britische Betreiber nicht mehr gebunden. Ähnlich ist es auch mit der Schweiz. Aber glaube mir, es wird auch mit dem EU-Roaming Geld verdient. Der "Missbrauch" ist eher selten und die Preise, die sich die Provider untereinander abrechnen liegen weit unter denen dieser Obergrenze. Ich kenne Provider, die kaufen EU-Roaming günstiger als die Inlandsnutzung sie kostet.
Von einigen südeuropäischen Betreibern weiß ich, dass sie mehr mit Roaming (in normalen Reisejahren) verdienen als mit dem Inlandsgeschäft. Das lohnt sich immer noch, auch wenn die Margen etwas geringer werden.
Wenn man die Aufpreise außerhalb der EU sieht, dann grenzt das auch an Wucher. Ich kann bis heute nicht verstehen, warum man außerhalb der EU liegende Gebiete nicht billiger verkauft. Die Kunden würden viel mehr und unbesorgter Internet nutzen, wie man am EU-Roaming sieht und im Endeffekt kommt über das höhere Volumen mehr rein als durch die Wucher-Aufpreise, wo jeder sofort Datenroaming abschaltet.
Deutsche Provider sind in England ja sowieso sehr gut aufgestellt mit Netzpartnern. Die Konzernzentrale von Vodafone ist dort, o2/Telefonica hat dort auch ein Netz, nur Telekom ist indirekt an BT beteiligt, die das EE-Netz betreiben. Telekom scheint jedoch von o2 dort bessere Konditionen bekommen zu haben als von EE selbst, denn sie gehen inzwischen priorisierend auf o2 im UK-Roaming.
Wenn nun 1&1 als neuer MNO aus dem Roaming Resale von Telefonica (oder Vodafone in Alttarifen) rausgehen muss, werden sie dann wohl etwas schlechtere Konditionen bekommen. Generell sind MVNO etwas gegenüber den großen MNO im Nachteil, wenn sie nicht den MNO im Roaming resalen, denn sie bekommen meist etwas höhere Preise. Das könnte der Grund zum Ausscheren von 1&1 gewesen sein, erklärt aber z.B. nicht die Aufpreise von A1 in Österreich und alle anderen die in der EU oder auch UK aussteigen oder das schon sind.
Einige Provider wie Free mobile in Frankreich, Three in England oder T-Mobile in den USA zeigen ja, dass die Einkaufspreise außerhalb der EU/EWR auch jenseits von festgelegten Preisgrenzen so niedrig sind, dass die Länder ohne Verlust zum Inlandspreis angeboten werden können.
Dennoch hat 1&1 richtig gehandelt, das zurückzuziehen. Es hätte womöglich einen Dominoeffekt unter deutschen Betreibern ausgelöst und 1&1 muss sich in den nächsten Jahren als 4. MNO mit attraktiven Preisen profilieren und Kunden von den anderen MNO abwerben. Das geht nicht mit solchen Nachteilen. Dann lieber Tarife ganz ohne Roaming, die nur im Inland gehen wie ihre Deutschland SIM vor einigen Jahren. Solche Modelle werden stark in Österreich gefahren.
1&1 hat dazu noch einige andere Fehler in der Kommunikation gemacht. Sie haben die Aufpreise bei ihrer Flagship Marke 1&1 bestätigt, gleichzeitig die Befreiung bis Ende nächsten Jahres bei allen 1&1 Drillisch Billigmarken wie WinSIM und Co. Das passt einfach nicht.
Schließlich geht es auch nicht, zu sagen, dass der Roamingpreis in den UK irgendwo in der App auftaucht, gestaffelt je nach Tarif, sondern er muss in einer verbindlichen Roaming-Preisliste veröffentlicht werden. Manche Länder haben da harte Fristvorgaben, wieviel Tage vor Inkrafttreten das gesagt werden muss (in Polen mind. 30 Tage vorher). Bei uns offenbar nur vom dem Tag an, von dem das gilt.