Benutzer justii schrieb:
Benutzer blumenwiese schrieb:
Benutzer justii schrieb:
Jahrelang, nein Jahrzehnte lang hat man auf einen 4. Provider gewartet, damit mehr Wettbewerb entstehen kann, damit die in D zu hohen Preise endlich sinken. Und jetzt bekomme ausgerechnet dieser 4. Provider bei GB den Hals nicht voll. Das lässt tief blicken in Bezug auf eine zukünftige Geschäftspolitik. Für mich ist der Mobilfunk-Zweig von 1&1 somit gestorben.
Aber normal ist es, dass es KEIN EU Roaming in einem Nicht-EU Mitgliedsland gibt. Und das trifft auf Großbritannien nun einmal zu.
Nur ich finde es halt ein wenig blauäugig, zu erwarten, dass EU Roaming dauerhaft auch in einem Nicht-EU Mitgliedsland zur Verfügung steht.
Normal ist es, wenn Menschen kommunizieren. Weltweit. Normal empfinde ich es auch, wenn diese Kommunikation möglichst niederschwellig erfolgen kann. Unnormal empfinde ich es, wenn Hürden aufgebaut werden, die bereits einmal abgebaut waren und deren Neuaufbau faktisch nicht notwendig wären sondern allein aufgrund politischem Kalkül und wirtschaftlicher Interessen ins Leben gerufen werden. So ein "Was, Du willst nicht mehr mit uns spiele? Na warte, wir werden es Dir schon zeigen, was Du davon hast" oder "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und hat die Folgen zu tragen" ist schlichtweg Kinderkacke. Kinderkacke ins Leben gerufen von erwachsenen Menschen, die sich Manager und Politiker nennen.
Genau das ist der Punkt. Weil es dem Geist eines (mehr oder weniger) vereinigten Europas widerspricht hat die EU eingegriffen und die Preise im Roaming reguliert.
Hierbei handelte es sich klar um ein klassisches Marktversagen. Die Preise zwischen EU-Ländern waren viel höher als innerhalb den Länder. War das zum Anfang des Mobilfunkzeitalters noch technisch und mit hohen Terminierungsentgelten zu erklären, wurde die Erklärung immer dürftiger und die Gewinne immer höher.
Die Provider nahmen es in den meisten Ländern, egal was sie effektiv dafür bezahlten, weil darüber kein Wettbewerb lief und Auslandsnutzung ein Nischenprodukt blieb. Die Folge waren Mondpreise und jeder, der irgendwie rechnen konnte oder musste schaltete Datennutzung im Ausland ab oder kaufte sich eine lokale SIM.
Das wurde dann in der EU seit etwa 2010 reguliert, erst abgesenkt und 2017 im Roaming auf das Inlandsniveau gelegt: roam like at home. Somit kann jeder (theoretisch) zu den Heimatbedingungen in Frankreich oder Italien surfen, simsen oder telefonieren.
Die große Lücke der Regelung bei den Auslandsgesprächen (also von DE in die EU) zeigt ja, wie es bleibt, wenn man nichts macht. Während ein Gespräch von DE nach LUX mit einer belgischen SIM von hier Roaming ist und nur den Inlandspreis kostet also normalerweise in der Flat enthalten ist. So kostet das gleiche Gespräch mit einer deutsche SIM von DE nach LUX meist 23ct/min. Das ist der momentan erlaubte Höchstpreis.
In Ländern mit guten Wettbewerb gibt es Anbieter, die die Auslandsgespräche auch in ihre Flats inkludieren wie etwa Vodafone in Italien. Aber frage nicht nach Vodafone bei uns. Hier müssen die findigen Nutzer wieder sich Ersatz basteln mit VoIP- oder Satellite-Apps, weil der Wettbewerb nicht klappt und die weniger versierten Leute für Auslandsgespräche notfalls Lycamobile oder Lebara nehmen müssen.
Diese unsichtbare Preisgrenze steht gegen den europäischen Gedanken. Nun hat sich das UK bekanntlich davon verabschiedet und will nicht mehr dabei sein. Das ist ihre Wahl. Die Briten bekommen 2022 auch Aufpreise auferlegt und trauern dem EU-Roaming nach. Aber müssen wir daraus die Konsequenzen ziehen und sie dafür zahlen lassen und letztlich uns selbst? Strafzölle für Gespräche nach England? Obwohl die hiesigen Betreiber bei ihren britischen Counterparts das weiter billig bekommen und nur der gesetzliche Zwang weggefallen ist? Diese Einsicht der Betreiber steht unter Beobachtung. Fällt der Zwang weg, fallen sie wieder in alte Muster und zocken ab mit Wucher?
Kommunikationsanbieter sollen durchaus Gewinne machen. Aber diese sollten nicht aus der historischen Kleinstaaterei Europas entstehen. Grenzen sind etwas, das trennt. Kommunikation dagegen verbindet und dafür sind die Anbieter da. Die Falltiefe etwa zur Schweiz, wenn man im Südschwarzwald oder am Bodensee versehentlich ein Schweizer Netz einfängt mit bis zu 1000-fachen Preisen bis heute spottet jeder Beschreibung und ist ein warnendes Beispiel.
Wir sollten schauen, dass diese Fallen wegkommen. Schweizer Anbieter bieten inzwischen billiger Roaming in Deutschland an als deutsche in der Schweiz. Warum ist das eigentlich so? Zahlen unsere Anbieter mehr als ihre? Wohl kaum. Der Westbalkan hat die EU-Regeln in 5 Ländern 2021 übernommen, warum also den Raum nicht integrieren?
Wieso werden immer noch Mond- und Wucherpreise in Übersee aufgerufen? Ich habe jahrelang das Prepaid Data Wiki gemacht, wo beschrieben wird, wie man sich lokale SIMs kauft. T-Mobile USA, Google Fi, Free mobile in Frankreich oder Three in England zeigen, dass durchaus viele Länder günstig im Roaming zu machen sind. Die eSIM setzt sich langsam durch und da kann ich mir Profile internationaler oder lokaler Anbieter vor meiner Reise runterladen und muss vor Ort nicht mehr in die Shops.
Roaming wird nicht mehr der Goldesel der zwanziger Jahre sein, die mancher Betreiber offenbar sich zurückersehnt denn es gibt immer mehr Alternativen dazu und sie werden auch immer leichter zugänglich. Musste ich bisher Experte sein und vor Ort den Markt gut kennen, lade ich mir heute eine passende eSIM vorher runter.
Wenn die Betreiber das nicht erkennen, dann verlieren sie den Markt komplett, weil sich diese betreffenden Kunden dann eine universelle Auslands-SIM zulegen, die ihnen eben bessere Konditionen bietet als etwa Roaming. Ähnliches ist vor ein paar Jahren auch mit Apps und VoIP bei den Auslandsgesprächen nach Übersee passiert. Wäre nicht gekommen, hätten sie vernünftige Preise angeboten. Jetzt kann man nur noch die Reste zusammenkehren oder auf die bauen, denen der Preis egal ist (wie Geschäftsreisende) oder die uninformiert sind (wie Migranten).