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wieder dummdenglisch


24.08.2002 09:20 - Gestartet von orlando
Da nennen sie das Ding "location based service" und wundern sich, daß die Bedeutung den Leuten unklar ist. Vielleicht sollten kostenlose Sprachkurse abgehalten werden, - oder vielleicht sollte man deutsch reden.

O.
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[1] ortsbezogene dienste
guidod antwortet auf orlando
24.08.2002 13:18
Benutzer orlando schrieb:
Da nennen sie das Ding 'location based service' und wundern sich, daß die Bedeutung den Leuten unklar ist. Vielleicht sollten kostenlose Sprachkurse abgehalten werden, - oder vielleicht sollte man deutsch reden.


Richtig. Als hintergrund: location based services sind schon seit jahrzehnten in erforschung, urspruenglich nur fuer in-house anwendungen - wie in vielen startrek folgen zu sehen. Hier waren die moeglichen ansprechpartner immer vom fach. Auch bei den mobilfunk gestuetzten location based services war das so, da sie aufloesung einfach zu grob war (ca. 200m - 5000m), nutzbar aber etwa fuer's tracking von LKW und Taxen. So hat sich in den telcos (= telecommunication company) der englische begriff also voellig natuerlich eingebuergert, und es faellt niemandem dort mehr auf, dass 'otto normalverbraucher' damit nichts anfangen kann.

In letzter zeit jedoch wurden immer mehr basisstationen errichtet, mehr als es nur minimal vom GSM netz her technich noetig waere zur flaechenabdeckeung - der grund ist klar, denn in den staedten wird einfach so viel telefoniert, dass man die funkzellen verkleinert hat, um in der gleichen flaeche mehr freie amtskanaele zu haben. Dadurch hat sich die ortsbestimmungs aufloesung deutlich verringert, also verbessert. Es gibt in den USA ein projekt, wonach dies nun fuer rettungsdienste verfuegbar gemacht werden muss, mit 99% aller faelle unter 100m. Durch ein triangulations- und feldstaerkemessungen kann man das noch weiter verringern. Letztere sind dabei bestandteil von UMTS, weil dort technisch notwendig, und koennen im UMTS so zu sehr praezisen ortsbestimmungen fuehren, bis hinunter zu 20m. In der branche witzelt man, dass man den fussball-rowdy im stadion herauspicken kann, was natuerlich sooo nicht stimmt.

Verhindern laesst sich die ortsbestimmung uebrigens nicht, es ist nur die frage, wie die dienste aufgesetzt werden sollen. Es hat sich in der forschung gezeigt, dass nutzer extrem ungern aktive dienste erlauben moechten, bei denen also der eigene ort bekanntgemacht wird, und ein dritter daraufhin informationen einspielt. Stattdessen moechten nutzer passive dienste, als 'pick up', bei denen die intelligenz im handy steckt - es kennt immer seinen ort. Bezueglich einer landkarte ist der unterschied so: im ersten fall sagt man dem netz 'gib mir ein bild der aktuellen umgebung', dieses holt den ort, und schickt das bild. Im zweiten falle sagt man dem handy 'gib mir ein bild der aktuellen umgebung'. Dieses wendet sich an einen landkartendienst, und fragt jenes teilstueck ab, das der gegenwaertigen position entspricht. Der landkarten-dienst kann im zweiten fall nicht wissen, ob die abgefragte position der 'gegenwaertige' aufenthaltsort ist, oder z.b. der zukuenftige, den man vor reiseantritt geholt hat.

Die marketing-kollegen bekommen natuerlich euro-zeichen in die augen, wenn sie von aktiven ortsbezogene dienste schwaermen, und entsprechend wird viel darueber geredet, was damit nicht alles moeglich ist. Erst umfragen studien, wie die im artikel angegebenen, und aufklaerung durch wissenschaftlich untersuchungen, wie ich sie auch gemacht habe, zeigen ihnen, dass man besser passive dienste errichtet und versucht, die aktiven funktionen dem handy zuzufuehren. In letzter zeit fuettern wir die marketing leute verstaerkt mit hinweisen auf die java-faehigkeiten der handies, die es ermoeglicht, auch innovative dienste recht frei zu errichten ohne aktive ortsbestimmung zu brauchen, sondern dies im handy selbst zu machen.

Dabei ist aber noch so einiges unklar, etwa technische standards zur angabe von orten an einen mobilen landkartendienst. Entsprechende vorschlaege existieren oft erst seit einem jahr, und das ist fuer die entwicklung produktfaehiger dienste doch recht knapp. So kann man nur gespannt sein, was sich entwickelt, und ob und wie gut es am anfang schon funktioniert. Also, liebe leser, lasst euch mal nicht rundmachen - ihr werdet in wahrheit zu nix gezwungen. Aktive ortsbestimmung wird euch wohl nicht aufgezwungen (und wenn es einer versucht, kuendigt!). Stattdessen, mal sehen was so in den naechsten jahren ins angebot kommt, und nutzt was euch schmeckt - ist ja auch nicht anders mit schokoriegeln in der werbung, kann euch ja auch keiner zwingen, die zu mampfen :-)=) und wenn sie noch so erzaehlen, wie toll das ist...

Aber es werden dienste kommen, die weithin genutzt werden, darueber bin ich mir auch sicher. Es gibt einfach zu vielen netten sachen, und wenigstens ein oder zwei wird jeder mal nett finden. Im artikel wurden ja auch die beliebtesten gedacht, und ich erinnere gerne, an die ortsbestimmung im notfall, gerade unsere reichen rentner werden das scharenweise interessiert sein, und einen neuen markt fuer mobile endgeraete schaffen, der den mobilcoms noch verwehrt bliebt durch die technik aversionen vieler senioren. Man, ich so schon wieder euro-zeichen in den augen der leute :-)=) ...