Benutzer wolfbln schrieb:
Telefonica benutzt einige Tricks um eine 50% Versorgung vorzugaukeln. Effektiv ist sie aber nicht gegeben.
Ich habe in der letzten Stunde sehr viel mit o2 Fans und Mitarbeitern diskutiert über das was ich da oben geschrieben habe.
Manche fanden das unfair und ein Provider Bashing, andere zeigten mehr Verständnis für meine Kritik. Es gab auch einige inhaltliche Fehler, die ich jetzt im Text verändert habe. Ich stehe aber weiter voll und ganz dazu.
Schauen wir die Kritikpunkte mal gesammelt an und fangen wir mit den leichteren d.h. technischen an:
1.) Kritik: das 5G auf n28 bei Telefonica ist kein DSS.
Bewertung: ja, das ist richtig und war im Text falsch. DSS wie bei VF auf n3/n28 oder Telekom n1 würde bedeuten, dass die Frequenz von 4G und 5G gleichtzeitig verwendet wird. Bei Telefonica wird das betreffende Band 700 MHz (B28) nur mit 5G belegt, ist also kein DSS.
Folge: ich habe es im Text verändert.
ABER: Allerdings habe ich das Argument im Zusammenhang mit den Ankerfrequenz-Konbinationen genannt und diese Kritik ist weiter richtig. D.h. das 5G von Telefonica auf 700 MHz ankert in der jetzigen NSA (non standalone) Version im LTE/4G von 800 MHz (Band 20) und diese nötige Frequenzkombi (und damit 5G) können nur wenige 5G Handys. Als Folge haben sie kein 5G, dort wo 5G über n28 läuft.
2.) Kritik: im 4G/LTE lassen sich Band 1 (2100 MHz) und 20 (800 MHz) durchaus aggregieren.
Bewertung: sie lassen sich doch aggregieren. Die Aussage war von mir falsch. Richtig ist, dass sich Band 8 (900 MHz) das zunehmend von 2G refarmed wird (und nicht wie irrtümlich gesagt das alte 3G Band 1 (2100 MHz) mit Band 20 (800 MHz) nicht aggregieren lassen.
Folge: Ich habe es korrigiert, da ich es verwechselt habe
ABER: Ich habe das Argument hervorgebracht, dass man sich eine Addierung der beiden Bänder anrechnen lässt, um auf die Ausbauvorschriften von 100 Mbit/s zu kommen, obwohl effektiv beide Bänder sich (zumeist intrasite) nicht aggregieren lassen. Der Nutzer surft also entweder in Band 20 oder im Band 8, nicht in beiden Bändern und 100 Mbit/s sind in einen Band davon auch nicht theoretisch zu erreichen, werden aber in der Kombination, die nicht möglich ist angerechnet.
Soweit zu den technischen Fragen. Auch wenn ich etwas verwechselt habe, ändert das nicht an meinen beiden Kritikpunkten.
Jetzt kommen wir zu den beiden größeren Bereichen:
3.) Kritik: Niemand behauptet, dass mit diesen beschriebenen 5G (auf angeblich 50% der Bevölkerung) Funklöcher gestopft werden.
Bewertung: Das ist sehr schwer zu sagen. Der Betreiber suggeriert das zumindest, wenn immer wieder gesagt wird, dass mit 5G die Funklöcher geschlossen werden und die Nutzer flächendeckenden Empfang haben werden. Also o2 ist die Verwirrung zumindest gelegen, stellt sie nicht klar, dass dies ein Zubau nur für mehr Kapazität, nicht Fläche ist. Deshalb sollte das immer wieder betont werden. Wo jetzt ein Loch ist, ist es danach auch mit 5G, so lange es nur als NSA (non standalone) in Kombination mit 4G eingesetzt wird.
Eine Einschränkung muss ich dabei machen. Wenn 5G SA oder + (wie momentan nur von Vodafone) angeboten wird, breiter eingesetzt wird, kann damit auch theoretisch mehr Fläche erreicht werden. Wie weit das wirklich der Fall ist, wird sich zeigen, da es von Telefonica (noch) nicht benutzt wird. Bei Vodafone sind die Zugewinne sehr begrenzt.
4.) Kritik: 5G auf n28 muss nicht mit jedem 5G Tarif oder 5G Endgerät benutzbar sein.
Bewertung: das ist der vielleicht heikelste Punkt. o2 verkauft massenhaft "5G" Endgeräte mit schönen 5G Aufpreis ggü. herkömmlichen 4G Geräten, die nicht für ihr 5G Netz (oder genauer das n28 5G Band von o2) geeignet sind. So zum Beispiel das aktuelle iPhone 13, das das etwa nicht kann. Dafür ziehen sie einen 800 € aus der Tasche und sagen nicht mal, dass es in einem größeren o2 5G Teilnetz nicht auf 5G läuft. Ich sage weiterhin, dass das an Betrug grenzt.
Nehmen wir mal an, man kauft ein teures Auto, Mercedes oder Tesla und bekommt mach dem Kauf mit, dass man damit nur auf bestimmten Autobahnen mit gerader Nummer fahren darf/kann, nicht aber auf Autobahnen mit ungerader Nummer. Wie würdet ihr reagieren?
5.) Kritik: es sei abwegig, dass sich Netzbetreiber und Gerätehersteller gegen den Kunden verbunden haben und zusammen der Kunden betrügen.
Bewertung: ich finde das eben nicht, weil die o.g Punkte nicht klar kommuniziert werden. Die 5G Kunden durften schon ihre allerersten 5G Geräte auf den Müll werfen, weil sie kein n78 konnten, viele derzeitigen können kein n28, bald gibt es 5G SA (oder +) wieder nur mit einzelnen freigeschalteten Modellen, wie jetzt bei Vodafone.
Dazu kommt noch VoNR, das auch wiederum nur auf bestimmten Geräten läuft und weitere Einschränkungen. Es läuft immer mehr auf eine Gerätebindung hinaus, will man das Angebot des Anbieters nutzen. Dann kann ich aber als o2-Kunde wenigstens erwarten, dass mein 5G-Gerät, das ich dort kaufe auch im kompletten 5G des Betreibers läuft.
Diese Kritikpunkte habe ich an o2 festgemacht, gelten aber auch in der einen oder anderen Form für das 5G von Telekom und Vodafone. Es geht mir nicht darum, einen einzelnen Betreiber zu kritisieren, sondern die Vermarktung von 5G. o2 hat in meinen Augen mit n78 sehr viel richtig gemacht und baut in den Städten (zumindest in Berlin) sehr gut aus, was sich auch auf das Netz positiv auswirkt, wenn man gar kein 5G benutzt. Bei ihrem Flächenausbau lassen sie sich aber von den Mitbewerbern treiben und machen viele Fehler in der Vermarktung, die an Kundentäuschung grenzt.
Wenn 5G "verbrannt" ist, dann wollen es aber die Leute nicht mehr und sehen eher Nachteile, wenn es auch zweifelsohne viele Vorteile bieten kann.