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Endlich mal ein guter Vorschlag


22.09.2022 18:08 - Gestartet von wolfbln
5x geändert, zuletzt am 22.09.2022 19:06
Die BNetzA hat sich offenbar wirklich Gedanken gemacht über die zukünftige Verteilung der Frequenzen und den Vorschlag sollte man ernsthaft betrachten.

Was droht hat Henning eindrücklich geschildert. In einem Bieterwettstreit um Band 20 (800 MHz) könnte nächstes Jahr wieder viel Geld verbrannt werden. Die 3 Incumbents haben viel in ihr 800 MHz Band investiert und wollen es unbedingt behalten. Und 1&1 braucht dringend Lowband als Flächenfrequenz, soll das mit dem Netz etwas werden.

Dommermuth hat eine interne Lösung angedeutet. Roaming oder andere Kooperation mit einem Mitbewerber im Band 20. Nur was passiert, wenn die dazu nicht bereit sind und sich keiner findet?

Dann bleibt nur eine blutige Versteigerung, in der dem Mobilfunk Gelder entzogen werden, die er für den guten Ausbau dringend bräuchte. Ein Betreiber ginge dann leer aus, könnte also einpacken oder zwei kämen mit nur 5 MHz nach Hause, was zu viel zum sterben und zu wenig zum leben ist.

Hier irrt übrigends Henning, wenn er im Artikel andeutet, dass die Netzquali durch die mangelnde Ausstattung an Frequenzen der deutschen Betreiber so leiden würde. Die haben mehr als genug (außer 1&1) zur Verfügung, sondern einfach an manchen Orten zu wenige Standorte. Bei einem Funkloch helfen eben auch nicht ein paar MHz mehr Bandbreite, sondern nur ein neuer Sender.

Jetzt kommt die BNetzA mit einem wirklichen Gamechanger: warum nicht alles Lowband im Mobilfunk auf den Tisch legen (700, 800 und 900 MHz) und dann schauen wir, wo könnten am ehesten die drei Großen zu bewegen sein, etwas abzugeben, um der ungeliebten Versteigerung zu entgehen?

Da ist Band 8 auf 900 MHz wirklich nicht uninteressant. Dort läuft 2G GSM drauf, was in vielen Ländern wie Schweiz, USA, Dänemark usw. schon oder bald abgeschaltet ist. Warum sollten wir das nicht auch schaffen? Daneben gibt es ja auch noch notfalls die 1800 MHz Frequenz für 2G. Außer GSM haben die Anbieter auf 900 MHz gelegentlich auch noch so eine Art "LTE-Notausbau", wo keine neuen Antennen installierbar waren und das die günstigste Lösung war. Hier gäbe es aber auch andere Optionen im Rest des Spektrums. Außerdem haben alle 3 Anbieter auf Band 8 eben 15 MHz. 1&1 bräuchte mindestens einen 10 MHz Block, also müssten zwei Anbieter jeweils 5 MHz abgeben können.

Das scheint jetzt nicht unmöglich, sollte ein blutiger und unkalkulierbarer Bieterstreit vermieden werden. Wenn man sich intern auf eine andere Lösung verständigt, auch gut. Die von Henning gewünschte "Hinterzimmerlösung" finde ich aber fraglich, zumal sie nicht transparent wäre. Bei der hier vorgestellten Option müssten sich nur alle Stakeholder vorher einig sein, weil Verträge geändert und neu verteilt werden. Das sehe ich als das größtes Problem. Ist die Telekom etwa wirklich bereit, Spektrum - und wenn es auch nur 5 MHz sind - abzugeben?

Die anderen großen Flächenstaaten Großbritannien, Frankreich, Spanien, Polen, Italien haben auch 4 Netze. Ich weiß jetzt nicht, warum Henning immer so gegen 4 MNOs im Land schießt. Immerhin sind in 4MNO-Ländern die Preise viel niedriger als in 3MNO-Ländern. Das ist frequenztechnisch nicht das Problem, sondern die oft mangelnde Kooperation zwischen den Anbietern wie bei uns. In Italien sind sie sich alle spinne Feind und bekämpfen sich bis aufs Messer, bauen jetzt aber nur effektiv zwei 5G Netze gemeinsam auf. Da ginge bei uns auch mehr als 500 oder 2000 gemeinsam genutzte Masten im MOCN-Sharing nur in einem 4G-Band und nur jeweils sektorweise freigegeben, wie Henning heute in anderen Artikel beschrieben hat.