Benutzer mihim schrieb:
Gerade wirtschaftswissenschaftlich betrachtet erstaunt die komplette Ausklammerung der Makrotrends. Die Niedrigzinsphase ist vorbei und kommt auch nicht zurück. Bei realen Negativzinsen "lohnt" sich finanzmathematisch fast alles, insbesondere die Anlagevorschriften z. B. für Pensionsfonds bedingten einen Drall zu Immobilien oder auch Investitionen in Infrastruktur. Da diese in Deutschland vergleichsweise wenig privatisiert ist, anders als in anderen Ländern, blieb da nicht soviel anderes übrig als ftth.
Dementsprechend stehen hinter eigenwirtschaftlichen Ausbauern stets große Investmentfonds. Das ist kein komischer Zufall, sondern folgerichtig.
Zugleich hatten wir in den 20 Jahren nach der Jahrtausendwende einen Arbeitskräfteüberhang in Europa, die erheblichen Lohnkosten für Tiefbauarbeiten konnten so niedrig gehalten werden. Die Demografie dreht sich gerade um, das haben nur noch nicht alle realisiert weil die Verwerfungen am Arbeitsmarkt derzeit noch gerne auf die Pandemie geschoben werden. Das ist zeitlich aber lediglich ein zufälliges Zusammentreffen.
Das habe ich bereits in meinem Thread "Das Zeitfenster ist zu" erörtert. Diejenigen, die sich unter günstigen Bedingungen bereits Infrastruktur hingelegt haben, können damit die Infrastruktur-Rendite einfahren.
Für Deutschland ist der Zug aber abgefahren, der Michel ist wie immer mal wieder zu spät.
Dazu kommen die extremen Fortschritte bei Alternativen. Mobilfunk oder das häufig vergessene Kabelinternet haben ihre Kapazitäten im Vergleich zu ftth erheblich gesteigert (Funkwellen breiten sich auch mit Lichtgeschwindigkeit aus).
Wobei die Störanfälligkeit von DOCSIS deutlich über der von 4G/5G liegt. Man merkt, daß man in der Vergangenheit unterwegs ist. Diese Technik ist also mittelfristig also auch auf dem Abstellgleis.
Heute sitzt in Privathaushalten in der Freizeit zunehmend kaum noch jemand überhaupt an einem stationären PC, die meisten Menschen nutzen nur noch wireless Endgeräte (und Vielzahl davon) und sind auch eher genervt vom schlechten Netzausbau beim Mobilfunk und Beschränkungen beim Datenvolumen unterwegs als von der niedrigen Kapazität des Mobilfunks per se. Das hat schon mit LTE aufgehört. Anders als früher wechselt man heute vor allem aus tariflichen Gründen möglichst in ein heimisches WLAN. Mithin also ein Relikt.
Exakt. Ich habe mich nach Ende des Lockdowns vom Festnetz komplett getrennt, als meine Nutzung nicht mehr zum festen Anschlußort paßte. Alle Geräte sind mobil, aber ein FTTH-Zugang ist nur im "H" nutzbar, wenn ich unterwegs bin, habe ich nichts davon, zahle aber trotzdem. Also weg damit.
Wohin die Reise langfristig geht sieht man in Märkten in denen Mobilfunktarife günstiger sind. So schrumpft in Finnland die Zahl der aktiven (!) Breitband-Festnetzanschlüsse in Haushalten. Inklusive ftth. Nicht wegen mangelnder Verfügbarkeit, sondern wegen mangelndem Interesse. Wer eh alles am Smartphone macht und Zuhause über den Hotspot Netflix am TV schaut oder Home-Office am Laptop, der braucht auch keine Landline mehr.
Exakt. Mein aktueller "Plasterouter" ist ein Mobile Wi-Fi in Kreditkartengröße mit Akku. Im Gegensatz dazu wirken "Raumschiffe" aus dem Hause AVM wie eine aus der Zeit gefallene preußische Dampfmaschine.
Der nächste logische Schritt sind dann Endgeräte mit Mobilfunkmodem, statt WLAN Modul. Wenn unlimited Tarife und eSIM, quasi das neue WLAN Passwort, stärker verbreitet sind ist das aus Sicht der Endnutzer nur ein Vorteil. Sie nutzen ja eh alles wireless. Wozu dann noch einen Plasterouter hinstellen und Geräte ortsgebunden nutzen müssen.
Korrekt erkannt. Langfristig holen sich Smart-TV und Konsole ihre Daten eh selbst per 5G.
Wenn man den Festnetzvertrag kündigt hat man auch mehr Geld monatlich zur Verfügung um einen unlimited Mobilfunkvertrag zu bezahlen. Der auch nicht mehr so heißen muss, "Mobilfunk" klingt nach preußischer Dampfmaschine. Die meisten Leute wollen gar nicht wissen welche Technologie dahinter steckt, sie wollen immer und überall online sein. Und das geht eigentlich besser ohne Festnetz und WLAN an/aus usw. Nahtlos.
Wieder richtig. Insgesamt ist mein Internetzugang günstiger geworden, trotz der prohibitiven Preise für Mobilfunk in Deutschland und ohne (!) Unlimited. Festnetz ist einfach zu teuer geworden.
Selbst die 2006er-Retro-Tarife (10/1) im Festnetz sind verglichen mit Mobilfunklösungen viel zu teuer. Über einen festen 10-Mbit-Zugang ins Internet zu gehen ist wie mit Wählscheibe telefonieren. Hat auch noch seine Fans, ist aber technisch gesehen einfach albern.
Klar braucht es dazu Glasfaserausbau. Aber nicht in jede Wohnung, sondern zu möglichst vielen Basisstationen. Bis hin zum Konzept von Femtozellen, die in Frequenzen mit hoher Bandbreite und geringer Reichweite zB eine Straße oder einen Wohnblock bedienen. Sozusagen als riesiges WLAN. Aber als Teil eines großen Mobilfunknetzes, in dem das eigene Endgerät überall nahtlos genutzt werden kann.
Dafür braucht der Mobilfunknetzbeteiber ein Glasfasernetz. Aber genau das hat er bereits, der braucht dafür nicht irgendwelche staatlich geförderten FTTH-Investmentfirmen, die 75 % 1-2-Personen-Haushalte anschließen.
DAS empfinden die meisten Menschen heutzutage als Utopie und erstrebenswert. Nicht die Nutzungswelt der 00er Jahre, nur mit ftth statt DSL. Ohne das Nutzungsverhalten mit PC Tower und Ethernetkabel ergibt das für die meisten Haushalte einfach keinen Sinn. Für 1% Poweruser baut niemand Infrastruktur auf. Entsprechend gering sind die uptake Raten, obwohl soviel Druck aufgebaut wird vor Ort (Bürgermeister-Briefe, Verkäufer, Nachbarn überreden einander, sogar Bürgerinitiativen lassen sich vor den Karren spannen, auffällig viele ältere ü50 die an die gute Sache dabei zu glauben scheinen).
Der Zug ist abgefahren. Jetzt noch Glasfasern in irgendwelche 100-Seelen-Dörfer zu ziehen ist reine Steuergeldverschwendung. Die realen Betriebskosten eines solchen Netzes werden die Dorfbewohner niemals tragen (> 100 € pro Anschluß pro Monat).