Benutzer merlin86 schrieb:
Montabaur hat sich absolut verhoben und langsam realisieren die, dass sie bald sang und klanglos untergehen und Milliarden abschreiben dürfen.
Sehe ich weitestgehend leider ähnlich. Natürlich ist ein Interessenkonflikt bei Vantage Towers nur zu offensichtlich. Die Behörden werden nun prüfen müssen, ob an den Vorwürfen auch tatsächlich etwas dran ist. Von der Hand zu weisen ist es allerdings nicht von vornherein.
Das ändert allerdings nichts daran, dass es eine absurde unternehmerische Entscheidung war, bei den Frequenzen mitzubieten. Zum einen hat man damit das Spiel gespielt, was die Regierung wollte. Dort hat man Frequenzen versteigert, die der Regierung niemals gehörten, sondern die sie nur verwalten sollten.
Dann hat man auch noch die schlechtesten Frequenzen ersteigert und das für einen Preis, der jenseits der Milliarde lag. Aber bei dieser Milliarde bleibt es ja nicht. Es muss ein komplettes flächendeckendes neues Mobilfunknetz aufgebaut werden. Das ist ein gewaltiges Unterfangen. Die jetzigen Mobilfunknetze sind über sehr viele Jahre beziehungsweise Jahrzehnte entstanden. Und es sind zweistellige Milliarden Zahlungen in die einzelnen Netze geflossen, um sie aufzubauen und auch am laufen zu halten.
Unternehmerisch macht eine solche Entscheidung nur dann Sinn, wenn eine Amortisierung der Kosten absehbar ist. Schließlich möchte und muss jedes Unternehmen Gewinn machen. Da aber die Margen im Mobilfunkgeschäft traditionell sehr niedrig sind, ist es schlicht nicht darstellbar, wie 1&1 hier jemals eine Amortisierung beiführen will.
Das hier die Aktionäre, also die Eigentümer der Gesellschaft, solchem Unterfangen keinen Strich durch die Rechnung gemacht haben, liegt schlicht und ergreifend daran, dass der Gründer von 1&1 eine große Aktienmehrheit hält.
1&1 ist groß geworden und sehr gut gefahren damit, dass man seinen Kunden ein Gesamtpaket geboten hat. Dieses wurde im Hintergrund von verschiedenen Anbietern angemietet, gebündelt, durch Zusatzleistungen aufgewertet und dann mit einer kleinen aber feinen Marge verkauft. Die Kunden bekamen alles aus einer Hand und waren mehrheitlich sehr zufrieden. Das zeigt ja auch die Kunden Entwicklung.
Das war dem Gründer offenbar zu langweilig. Denn bei einem solchen Geschäft ist das Ende des Wachstums absehbar. Natürlich kann man immer noch gutes Geld damit verdienen. Aber die Entwicklungsmöglichkeiten sind bei einem solchen Modell eher begrenzt. Und das wollte der Gründer wohl nicht auf sich sitzenlassen.
Unternehmen leben von Entwicklungen. Und insofern war der Wunsch von 1&1 hier tatkräftiger zu werden natürlich verständlich. Aber jedem nur halbwegs verständlichen Beobachter sollte doch von Anfang an klar gewesen sein, dass diese Rechnung nicht aufgehen kann. Wahrscheinlich nicht einmal in den Planungsunterlagen. Man stelle sich nur einmal die Mage vor, mit der zukünftige Telekommunikationsdienstleistungen hätten verkauft werden müssen, sollten die nun aufzubringenden Kosten in einer halbwegs vertretbaren Zeit wieder verdient werden. Deshalb ist es umso unverständlicher, dass der Gründer diese offensichtlichen Probleme wohl vom Tisch gewischt hat.
Leidtragende sind indirekt natürlich auch die jetzigen und zukünftigen Kunden von 1&1, die dieses Disaster natürlich werden bezahlen müssen. Leidtragende sind aber auch generell alle, weil am Ende der Traum von einem weiteren Wettbewerber am Mobilfunkmarkt sich wohl nicht erfüllen wird.