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Resümee zum "verifizierten" Besuch


25.09.2023 15:14 - Gestartet von little-endian
Ich war "von der Arbeit aus", wie wohl die meisten, ebenfalls dort, wobei der Eindruck ein insgesamt durchwachsener ist.

Einerseits lässt man sich bei der Bewirtung und Ausstellung von Prominenz wahrlich nicht lumpen, wobei man oft nicht wissen will, was der ganze Spaß (intern) so kostet, andererseits ist man dort ziemlich fehl am Platze, wenn man wirklich etwas lernen und dann in seiner Arbeit sinnstiftend verwenden möchte.

Leidlich interessante Vorträge waren entweder ausgebucht (was allerdings zugegebenermaßen auch ein Fall von "selbst schuld / zu spät dran" gewesen sein mag oder man kam mitunter trotz Buchung nicht rein. Generell waren die Vorträge zeitlich aber auch so kurz angesetzt, dass selbst eine noch solide und kaum für Dampfplauderei bekannte Constanze Kurz durchs Thema Überwachung und Sicherheit hetzen musste, was allein schon der Frage bezüglich Snowden und den Lerneffekten leider nicht annähernd gerecht wurde. Da bietet jeder Vortrag bei Youtube zum Thema letztlich mehr.

Wirklich grauenvoll war jedoch das in die ohnehin überschaubar vorhandene Inhalte permanent eingebettete Bullshit-Bingo mit "digital", "Digitalisierung" und "Nachhaltigkeit" in bald jedem Satz. Allein schon das kreuzdämliche Motto der Messe "be digital" (ja, das Erbgut des Menschen ist wohl bezüglich der vier Basen auch jenseits der Computertechnik digital - check) - "stay human" (ja, auch hier habe jedenfalls ich trotz Woke-Wahn und Cyborgs nicht vor, daran grundlegend etwas zu ändern - check) sagt schon alles.

Spannend auch, dass man sich die im Vorfeld ausgedruckte, dann jedoch im Hotel zurückgelassene "Bäääädsch" nicht ein zweites Mal materialisieren lassen kann (da ja schon hochriskant auf dem Campus befindlich, auch weia), man dann aber überall mit inhaltsgleichem QR-Code auf dem Handydisplay reinkommt. Dabei ist ohnehin unfreiwillig komisch, wenn Schnatterschnauze Schöneberger im Feuerwerk der Schenkelklopfer die Andekdote mit den Bahnfahrern bringt, die, wenn sie doch schon mal ein "digitales" Ticket bekämen, es sogleich leidenschaftlich ausdruckten und in der Klarsichthülle geschützt bereithielten, dann aber dort alle genauso mit gedruckter Marke umherlaufen. Zur Güte könnte man aber insofern alle versöhnen, als auch ein ausgedrucktes Onlineticket oder generell jeder diskrete Zeichensatz auf Papier in nichts weniger digital ist als das ganze hippe Online/Elektronikzeug.

Da im Artikel hier ebenfalls gesondert erwähnt - bei Herrn Höttges wäre man nur zu gerne auf die Bühne gesprungen, als er das Klagelied über die ach so bösen Konzerne à la Facebook & Co. anstimmte, die ja nichts für ihre Anbindung ans stets beste Netz der besten Netze zahlten, schön verschweigend, dass auch die liebe Telekom nicht nur von anderen Carriern bezahlt wird, sondern natürlich auch Einnahmen von ihren Endkunden hat, die ihren (mitunter dicken) Internetzugang letztlich wegen der Inhalte am anderen Ende der Welt buchen. Hach ja, diese Messe und kontroverse Diskussion über echte Inhalte ...

In Summe viel verköstigender Lärm um wenig bis nichts.