Frei Sprechen
09.06.2009 15:13

So, Apple hat also das iPhone 3GS vorgestellt - na und?

Dreht sich deshalb die Welt schneller? Nicht? Oder etwa doch?
teltarif.de Leser merker schreibt:
Ich muss schon sagen, als ein deutlich dünnerer Phil Schiller gestern Abend im Moscone Center zur WWDC das neue iPhone 3GS vorstellte, war ich schon etwas enttäuscht. Ich hatte auf mehr Änderungen an Hardware und Design gehofft. Die einschlägigen Live-Blogs von gizmodo und engadget drückten in ihren typisch amerikanisch-polemischen Kommentaren ähnliche Haltungen aus.

Die Neuvorstellung - eine Enttäuschung?

Hat also Apple unsere Erwartungen enttäuscht? Ist das iPhone 3GS kein weiterer Meilenstein in der Handy-Geschichte? Wird Steve Jobs damit baden gehen? Ich sage deutlich - Nein. Und nicht nur, weil das iPhone erneut nicht wasserdicht ist.

Vielmehr wurden gestern in San Francisco zwischen den von den Medien gehypten Ankündigungen ein paar Features vorgestellt, die die Revolution des mobilen Lebens, die Apple mit der ersten iPhone-Generation eingeläutet hat, ein weiteres Stück voran bringen werden.

Das iPhone ist der Innovationstreiber des mobilen Lebens

Das iPhone fördert schon jetzt mobile Vernetzung, wie kein zweites Endgerät. Features, wie "Buy on the Fly", machen es nun möglich, unterwegs Medien zu erwerben und zu konsumieren. So ist man nicht mehr abhängig von stationären Rechnern. Natürlich ging das auch schon vor dem Apple-Handy. Aber sind wir doch mal ehrlich. Nur mit dem iTunes- bzw. App-Store macht die Sache wirklich Spaß und ist einfach bedienbar. Ich jedenfalls habe sogar wieder angefangen mir Musik zu kaufen, wenn ich z.B. in der Disko ein tolles Lied höre.

Das iPhone 3GS ist das wichtigste MID

Steve Paine von umpcportal.com schreibt, "der Fakt, dass der Prozessor ein Upgrade erhalten hat, dass ein Kompass sowie Video-Funktionalität hinzugefügt wurden, dass es nun eine vernünftige Navigationslösung gibt sowie ein Angebot, tonnenweise eBooks direkt mobil zu laden, zeigt, dass das iPhone seine Flügel über fast alle Segmente, in denen MID (Anm. mobile Internet Devices) sein sollten, streckt. Internet, Spiele, Fotografie, Kommunikation, eBooks, Navigation und Medien-Playback" (frei aus dem Englischen). Tatsächlich könnte Apple nicht nur mit der Ankündigung Recht bekommen, mit dem iPhone 3GS das am meisten verbreitete mobile Video-Gerät zu werden. Es dominiert schon jetzt deutlich den Markt des mobilen Internets sowie der mobilen Applikationen.

Mit dem AppStore hat Apple ein System gefunden, welches eine schier unüberschaubare Zahl an Mini-Programmen bietet. Durch das iPhone OS 3.0 bekommen nun die Entwickler von AppStore-Programmen noch mehr Möglichkeiten, Features anzubieten.

Wie geht es weiter mit der Strategie von Apple?

Ich sage, das ist noch nicht alles, was die von den Innovatoren aus Cupertino geschaffene Plattform in Zukunft bieten wird. Hat nicht Apple gestern seine MacBook-Linie eingedampft? Genau, es gibt nur noch ein wirkliches MacBook, der Rest der MacBook-Linie wurde in den Pro-Status erhoben. Ein Feldzug im Vorfeld der Rückkehr des Chefs? Wird Steve Jobs demnächst ankündigen, die entstandene Lücke mit einer neuen Netbook-Linie von Apple zu füllen? Ich denke, dass es möglich wäre. Auf jedenfall ein würdiger Paukenschlag für den gesundenden Jobs.

Vielleicht wird es kein Netbook im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Tablet-Mac im Formfaktor eines größeren iPhones. Das wäre mir beispielsweise lieber. Fakt ist, dass ein solches zukünftiges Produkt immer wahrscheinlicher wird und die Strategie konsequent fortführen würde. Auch hier könnte der AppStore und vor allem die neuen "Buy on the Fly"-Features Verwendung finden. Gleiches gilt für einen möglichen Fernseher von Apple oder eine Spielkonsole.

Es bleibt auf jedenfall spannend. Ich bin froh darüber, dass es Innovationstreiber wie Apple gibt, die mit ihren Produkten einen ganzen Markt nach vorne bringen und den Platzhirschen zeigen, dass sie jahrelang geschlafen haben.

Wollen wir nur mal hoffen, dass der Mensch mit der Entwicklung mithalten kann. Vor allem das Internet und die neue Ausrichtung unserer Gesellschaft stellen ja nicht nur unsere Politiker vor Probleme.

Diskutieren Sie mit!

Was erwarten Sie von der Zukunft mobiler Endgeräte und des mobilen Internets? Diskutieren Sie hier in den Kommentaren oder unter @telvasaion bei twitter.

einmal geändert am 09.06.2009 15:48
Kommentare zum Thema (4)
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Innovation gab es auch vor dem iPhone!
telefonlaie antwortet
10.06.2009 09:55
Innovative Technologien hat Apple mit dem iPhone in meinen Augen nicht eingeführt, allein die Benutzeroberfläche (diese ist halt Geschmackssache) und die Integration des Lagesensors könnten dieses Attribut verdienen.
Aber Apple hat es geschafft den Netzbetreibern klar zu machen, dass es eines durchschaubaren und bezahlbaren Tarifkonzeptes bedarf, damit die (auch zuvor) vorhandenen innovativen Dienste auch akzeptiert und genutzt werden.
Diese Leistung, an der die etablierten Hersteller über Jahre hinweg mit ihrer Hörigkeit den Netzbetreibern gegenüber gescheitert sind, hat Apple als Newcommer vollbracht.
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Apple hat das Rad schon neu erfunden
merker antwortet auf telefonlaie
10.06.2009 11:03
Benutzer telefonlaie schrieb:
Innovative Technologien hat Apple mit dem iPhone in meinen Augen nicht eingeführt Aber Apple hat es geschafft den Netzbetreibern klar zu machen, dass es eines durchschaubaren und bezahlbaren Tarifkonzeptes bedarf, damit die (auch zuvor) vorhandenen innovativen Dienste auch akzeptiert und genutzt werden.

Stimmt, die meisten der Technologien gab es schon vorher. Apples Innovationsleistung war es, diese so zu verbinden, dass es funktioniert. Und es ist doch oft so. Auch T.A.Edison hat den Draht und das (Lampen)Glas nicht neu erfunden. Er hat aber einen Weg gefunden, diese so zu verbinden, dass etwas sinnvolles bei rauskam. Ebenso Graham Bell. Auch er hat eigentlich eine bestehende Technik (den Morseapperat) nur weiterentwickelt.

Ich möchte jetzt das iPhone aber nicht auf eine Stufe mit diesen Erfindungen stellen, denn es ist da auch in meiner Meinung in der kulturellen Bedeutung deutlich drunter.
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iPhone Nano
Eugenius antwortet
10.06.2009 11:59
ich habe auf iPhone Nano gewartet... schade, dass es so was (noch) nicht gibt :(
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Definition: Innovation
lexus1234 antwortet auf merker
10.06.2009 12:22
Benutzer merker schrieb:
Benutzer telefonlaie schrieb:
Innovative Technologien hat Apple mit dem iPhone in meinen Augen nicht eingeführt Aber Apple hat es geschafft den Netzbetreibern klar zu machen, dass es eines durchschaubaren und bezahlbaren Tarifkonzeptes bedarf, damit die (auch zuvor) vorhandenen innovativen Dienste auch akzeptiert und genutzt werden.

Diese Aussage ist im Kontext der iphone-Revolution nur als Quatsch zu bewerten. Man darf nicht den Fehler machen, "features" mit "Innovation" gleichzusetzen. Es wurde mehrfach festgestellt, daß die technischen Daten und manche Features bei anderen Herstellern schon vorhanden waren. Darum geht es jedoch nicht.

Das iphone ist ganz klar die Innovation des Jahrzehnts - und damit der Gesamtzeitrechnung im Breiten-Mobilfunk. Die gesamte Branche richtet und misst sich an dieser Vorgabe. Der Grund dafür ist zum wesentlichen Teil das, was Apple schon immer am besten konnte: Technik mit Nutzen und Nutzerfreundlichkeit zu verbinden sowie die tatsächlichen Bedürfnisse des Marktes zu erkennen und zu befriedigen. Die Netzbesitzer (Betreiben tun andere!) -in meinen Augen nur noch schwerfällige Verwalter von Telefonminuten im Oligopol- waren durch das iphone zum ersten Mal wirklich in Zugzwang, denn es war ihnen klar, daß dieses Gerät den Markt aufmischen würde. Wer es hat, ist vorne. Nur Nokia war Ende der 90er einmal in einer ähnlich komfortablen Position, als deren kleine und schicke Telefone begehrt waren wie kaum etwas anderes. Auch der erste Communicator sowie der erste Nachfolger waren Meilensteine - aber das ist lang vorbei. Die Zeit war reif für das iphone - und es hat noch immer keinen -wirklich- würdigen Konkurrenten, was sich sicher mit der Zeit noch ändern wird. Aber Apple schläft auch nicht...



Stimmt, die meisten der Technologien gab es schon vorher. Apples Innovationsleistung war es, diese so zu verbinden, dass es funktioniert. Und es ist doch oft so. Auch T.A.Edison hat den Draht und das (Lampen)Glas nicht neu erfunden. Er hat aber einen Weg gefunden, diese so zu verbinden, dass etwas sinnvolles bei rauskam. Ebenso Graham Bell. Auch er hat eigentlich eine bestehende Technik (den Morseapperat) nur weiterentwickelt.

Richtig. Nicht vergessen, daß es auch wesentliche echte Neuerungen gab: erstes reines Touchscreen-Bedienkonzept, Multitouch, Gestiksteuerung...


Ich möchte jetzt das iPhone aber nicht auf eine Stufe mit diesen Erfindungen stellen, denn es ist da auch in meiner Meinung in der kulturellen Bedeutung deutlich drunter.

Im Gegenteil. Wenn das Internet unser tägliches Leben ordentlich umgekrempelt hat (das wird wohl keiner ernsthaft bezweifeln wollen), dann wird es die Mobilisierung desselben erst recht tun. Allein die SMS hat komplette Verhaltensmuster der Jugend geändert. Das vollwertige Internet mit echtem Ortsbezug wird hier noch mal für einen Quantensprung sorgen - und tut das bereits.