Frei Sprechen
21.02.2008 10:33

Bin ich schon drin 2.0

Das Internet wird zu einer Biografie von Vielen.
teltarif.de Leser zoink schreibt:
Das Internet entwickelt sich mit den Leuten weiter, die es nutzen. Aber in letzter Zeit wird immer wieder von der Weiterentwicklung des Netzes gesprochen: Web2.0.

Früher war man „drin“, wenn man Zugang zum Internet hatte und die bunte und aufregende Welt der Webseiten bestaunen durfte. Mit dem Web2.0 bekommt der Ausspruch von Boris Becker aus der AOL-Werbung einen ganz neuen Sinn: „Bin ich schon drin? Das war ja einfach.“

Datenschutz?
„Drin“ sein ist heute wirklich einfach. So einfach, dass viele wieder raus wollen. Vor allem bei Jugendlichen gehören Soziale Netzwerke fest zum Internet-Alltag. Doch welche Informationen sie hierbei im Netz verbreiten, so dass Sie jedermann zugänglich sind, wissen nur wenige. StudiVZ, SchülerVZ, Lokalisten und ähnliche Netzwerke machen Spass, doch viele Nutzer lassen hier wirklich Ihre (virtuellen) Hüllen fallen. Fotos von Partys, Adressdaten, Hobbys, Freunde und viele weitere Daten sind oft für jeden zugänglich der sie sehen möchte. Das freut auch den Arbeitgeber, der jetzt sehen kann, welche Freizeitaktivitäten ihre Bewerber im Anschreiben vergessen haben

Das man im Internet Informationen über fast jeden finden kann ist nichts Neues. Nur die Menge, die man mit ein bisschen suchen finden kann, ist teilweise erschreckend.

Doch soziale Netzwerke sind nur die Spitze des Eisbergs und wirklich neu ist das Phänomen der sinkenden Privatsphäre auch nicht. Viele haben mal eine kleine Homepage über sich gebastelt. Wenn man diese sieht könnte man oft wirklich von „Jugendsünde“ sprechen. Darauf vielleicht Informationen, die man heute nicht mehr herausgeben möchte – doch das Web vergisst nicht. Jedenfalls nicht ohne Beihilfe und selbst dann nicht allzu schnell. Daten werden im Suchmaschinen-Cache (Zwischenspeicher) gelagert, über www.archive.org kann man auf längst gelöschte Seiten zugreifen und wenn man Glück hat, findet man in den Suchmaschinen oft noch Private Seiten, die auf irgendeinen kostenlosen Webspace rumliegen.

Damit keine falsche Meinung aufkommt: Ich mag das Web2.0. In der Vielzahl von Blogs gibt es einige, die sich wirklich durch Wissen und Fachinformationen ausweisen. Foren bieten oft mehr Hilfe, als der offizielle Support. Bilder, Videos und Musik können einfach anderen präsentiert werden. Doch in all der Euphorie geht viel zu oft der Datenschutz unter. Viele vergessen, dass im Internet nicht immer alles gut ist, man kann andere Identitäten annehmen und Daten ausnutzen. Ich möchte jetzt nicht darüber diskutieren, ob der Mensch grundsätzlich gut oder böse ist. Aber die mögliche Anonymität mindert bei vielen die Angst vor Konsequenzen.

Wer die Geheimnisse von Promis und Politiker wissen möchte liest deren Biografie, in der diese oft mit Ihren Fehlern im Leben aufräumen um Profit daraus zu schlagen. Wer die Geheimnisse von Privatpersonen lesen möchte, guckt einfach im Internet. Hier entwickelt sich gerade eine Massen-Biografie der Nutzer.

einmal geändert am 21.02.2008 10:35
Kommentare zum Thema (1)
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OHNE WORTE
bilderbuch antwortet
23.05.2008 12:40
"Dümmer als die Polizei erlaubt: Ein US-Teenager zeigte Nacktfotos seiner minderjährigen Ex-Freundin bei MySpace - nun kommt er vor Gericht. Ein Brite nahm Videos verschiedener Straftaten auf, die er selbst beging - und stellte sie online. Das Web 2.0 ist für die Behörden längst Fahndungswerkzeug...."

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,554721,00.html