„Hallo! Bist du da?“
ICQ-Test
Ich installierte also ICQ und fügte eine Reihe von Kontakten in meine Liste ein. Die Sache schien erst einmal ganz spannend. Wenn ich sowieso gerade mal meinen Mail-Account sichtete, warf ich kurz einen Blick auf meine Kontaktliste, um festzustellen, wer grad online war. Wenn ich Lust hatte, versuchte ich, kurz Kontakt aufzunehmen. Manchmal wurde eine kleine Unterhaltung daraus. Manchmal auch nicht, weil derjenige scheinbar gerade nicht am PC saß. Ab und zu poppte ein Fensterchen auf und zeigte mir eine kleine Botschaft an: „Hallo! Bist du da?“ Manchmal führten die Gespräche zu etwas, manchmal war es auch nur sinnloses Gerede.
Lieber doch nicht
Insgesamt ist ICQ ganz nett. Aber irgendwie nicht so mein Fall. Zum großen Teil stört mich die Notwendigkeit, dabei am PC zu sitzen. Da ich das aus beruflichen Gründen bereits den größten Teil des Tages mache, bin ich froh, wenn ich abends ein bisschen entspannen und meine Augen ausruhen kann. Zudem brauche ich ICQ als ergänzende Kommunikationsmethode einfach nicht. Ob ich nun bloß quatschen möchte oder etwas absprechen will: Telefon und E-Mail reichen mir dafür aus.
ICQ um ICQ willen?
Auch auf Gespräche wie das folgende habe ich keine Lust, wenn ich dafür vor dem Computer sitzen muss:
„Hallo! Bist du da?“ - „Jo. Was gibt's?“ - „Och, nix besonderes. Wie geht’s so?“ - „Ganz gut. Und selbst?“ - „Ganz ok.“ - (Pause) - „Was machst du grad?“ - (Eigentlich ist klar, dass ich grad chatte) „Ich schreibe an meiner Diplom-Arbeit.“ - „Na, dann will ich mal nicht länger stören.“ - „Ok, Tschüssi.“
Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben! :-) Motto: Ich habe zwar nichts zu sagen, möchte aber einfach mal wieder chatten.
Hallo?!?
Was mich auch stört, sind abrupte Abbrüche oder längere Unterbrechungen einer Unterhaltung. Und damit meine ich keine technischen Probleme. Mitten im Gespräch bekomme ich auf einmal keine Antwort mehr. Ich warte. Und warte. Irgendwann warte ich nicht mehr nur, sondern werde ungeduldig, nervös und ärgerlich: ist mein Gesprächspartner jetzt erstmal duschen gegangen oder hat er keine Lust mehr? Warum kommt keine Antwort? Ich habe besseres zu tun, als wartend vor dem PC zu sitzen. Während ich telefoniere, lege ich doch auch nicht ohne Vorwarnung den Hörer weg und antworte nicht mehr.
Und wenn ich mich dann doch einmal dazu entschließe, etwas über ICQ abzusprechen, kommt es nicht selten vor, dass derjenige, den es betrifft, grad nicht online ist. Was soll's. Dann greife ich eben doch wieder auf Telefon oder E-Mail zurück.
Fazit
Der Beitrag soll nun keinesfalls ein Anti-ICQ-Posting sein. Wie bei anderen Techniken oder Kommunikationsmethoden hängen die Vorlieben und Ansichten natürlich von der persönlichen Lebenssituation und den speziellen Anforderungen ab. Es handelt sich lediglich um meinen persönlichen Eindruck und die Feststellung, dass ich aus den genannten Gründen wahrscheinlich nie ein ICQ-Fan werde. Chatten aus Spaß an der Sache an sich liegt mir wohl nicht so.
Geht es vielleicht jemandem ähnlich wie mir? Kennt jemand den ein oder anderen genannten Aspekt? Und welcher wahre Instant-Messaging-Fan sieht die Sache ganz anders?