„Ich sitze gerade im Zug.“
Leider beschränken sich Handy-Telefonate im Zug selten auf diese Auskunft oder Absprachen, wer wann und wo ankommt bzw. abgeholt werden möchte. Im Gegenteil. Während meiner bisherigen Zeit als Zugfahrerin konnte ich die verschiedensten Handy-Telefonier-Typen ausmachen. Ausgehend von dem erwähnten Satz kann sich das Gespräch nämlich in die verschiedensten Richtungen entwickeln. Im Folgenden eine kleine Kategorisierung der „Im-Zug-Telefonier-Typen“:
Typ A: „Ich arbeite!“
Bei Typ A handelt es sich um solche Zeitgenossen, die scheinbar allen Mitfahrenden deutlich machen müssen, dass sie arbeiten und nicht etwa zum Vergnügen Zug fahren. Sie besprechen lauthals geschäftliche Details, diskutieren Probleme mit ihren Anwälten, regen sich über Kunden auf oder machen unfreundliche Bemerkungen über scheinbar unfähige Geschäftspartner. Dazu haben sie den geöffneten Laptop auf dem Nachbarplatz liegen, an dem sie scheinbar gleichzeitig arbeiten. Am Ende des Gesprächs können sich dann alle Zuhörer ein Bild von der Wichtigkeit der Person machen.
Typ B: „Ich bin lebensfroh!“
Dann gibt es die, die zwar nicht arbeiten, sich aber insgesamt gerne mitteilen – und zwar sowohl dem Gesprächspartner als auch allen Zugfahrern. Damit das gut funktioniert, sprechen sie vorsichtshalber so laut, dass sie zur Not auch ohne Handy die Entfernung zum Gesprächsteilnehmer überbrücken könnten. Die Themen reichen von Partys über Beziehungsprobleme bis hin zu lustigen Geschichten aus dem Freundeskreis. Aufgepeppt werden sie mit lockeren, witzigen Sprüchen und einem erfrischenden, herzhaften Lachen – das nur leider keiner der Fahrgäste hören möchte.
Typ C: „Ich quatsche ewig, obwohl ich den Gesprächspartner sowieso gleich treffe“
Diese Typen sind natürlich nicht sofort zu erkennen, weil sich die Pointe erst am Schluss des Gesprächs ergibt. Jedenfalls geht es im Gespräch – das natürlich fast die ganze Fahrt dauert – darum, wie der Tag so war und was es sonst noch neues gibt. Am Ende heißt es dann: „Naja, den Rest können wir ja dann gleich besprechen.“ Da frage ich mich: Warum nur den Rest und nicht auch die vielen anderen Dinge? Die Lautstärke hält sich zwar in Grenzen, aber wenn ich direkt davor sitze, habe ich trotzdem die Stimme im Ohr.
Typ D: „Ich packe das Handy ganz unten in die Tasche und lasse es ewig klingeln“
Auch dieser Typ ist sicherlich bekannt. Menschen, die zwar erreichbar sein wollen, ihr Handy aber dermaßen gut verstaut haben, dass sie beim Klingeln zunächst den Koffer aus dem Gepäckfach zerren müssen. Dann suchen sie das Handy solange in der Vortasche, bis es schließlich zu spät ist, aber alle Mitfahrenden bereits hinreichend von der Melodie genervt sind. Hier ein kleiner Tipp: Das Handy lieber dicht am Körper tragen, den Ton aus- und dafür den Vibrationsalarm anschalten.
Statt LAUT und LANGE bitte leise und kurz!
Ich könnte noch ein paar mehr Typen aufzählen und es gibt natürlich auch Kombinationen der verschiedenen Arten. Aber die genannten sind wohl die, die am meisten stören. Nun könnte man sagen: ein Handy ist ja schließlich zum mobilen Telefonieren da! Richtig. Auch ich telefoniere ab und zu im Zug, um beispielsweise zu klären, ob mich jemand vom Bahnhof abholt. Aber mich interessieren weder die privaten, noch die geschäftlichen Probleme anderer Leute. Manche Dinge müssen meiner Meinung nach nicht zwingend während der Bahnfahrt besprochen werden. Und wenn, dann vielleicht etwas dezenter.
Vielleicht haben Einige die oben genannten Typen ja selbst schon einmal ausgemacht? Möglicherweise findet sich auch jemand in einem der beschriebenen Telefonier-Typen wieder und möchte dazu Stellung nehmen oder das Verhalten näher erklären? Eventuell könnte ich dann den ein oder anderen Typ besser verstehen :-)