„Der Kunde ist König“- nur leider nicht bei den TK-Anbietern
Kunden werden nach Umsatz bewertet
Das erste Mal bekam ich dies bei Verlängerung meines O2-Genion-Vertrages zu spüren. Da man bei einer Vertragsverlängerung auch immer ein neues Handy bekommt, hatte ich mich bereits vorab im Internet über die neuesten Angebote informiert. Das ausgewählte Modell sollte laut Angebot nur 1 Euro Zuzahlung kosten. Im Shop angekommen, wurden meine Freude aber schnell getrübt, denn anstatt 1 Euro musste ich 50 Euro für das neue Handy dazuzahlen. Die Begründung: Ich bin kein so umsatzstarker Kunde!!! Ja, ok ich bin wirklich niemand der ständig an der Strippe hängt, aber inkl. der 10 Euro Grundgebühr habe ich doch jeden Monat pünktlich meine 15-20 Euro gezahlt. Ist das den gar nichts wert? Weitere zwei Jahre später kündigte ich meinen Vertrag, da ich nun auch einen Festnetzanschluss hatte und daher weniger Gespräche mit dem Handy führte. Zu meiner Verwunderung schien o2 nun aber doch an einem umsatzschwachen Kunden wie mir interessiert zu sein. Denn neben mehreren Briefen erhielt ich auch Anrufe, ob ich es mir nicht doch noch einmal überlegen möchte inkl. zahlreicher Lockangebote. Aber da hatte o2 schon einen Kunden weniger.
„Aktionsangebot“ – ein Wechsel für Bestandskunden ist nicht möglich
Den besagten Festnetzanschluss habe ich seitdem bei Arcor. Bei Abschluss kostete das All-Inclusive -Paket noch knapp 45 Euro. Da dies für mein Nutzungsverhalten damals noch zu hoch war, entschloss ich mich für einen Tarif mit minutenbasierter Internetabrechnung. Der Shop-Mitarbeiter versicherte mir aber, dass auch Bestandskunden von Tarifsenkungen profitieren können. Ein dreiviertel Jahr später machte ich dann aber die Bekanntschaft mit dem Wort „Aktionsangebot“. Denn obwohl der Preis um 5 Euro gesunken war, konnten nur Neukunden davon profitieren - und das über mehrere Monate hinweg. So eine Aktion kann ganz schön lange dauern, da hilft auch kein freundliches Nachfragen oder Briefe schreiben. Dies war vor allem unverständlich für mich, da ich mit den ca. 40 Euro monatlich fast immer mehr gezahlt hätte als bisher, denn meistens bewegten sich meine Rechnungen bis dahin zwischen 35 und 40 Euro. Irgendwann erhielt ich dann doch die freudige Nachricht, ich könnte jetzt wechseln - allerdings verlängert sich meine Laufzeit um weitere 24 Monate und ich muss auch noch 25 Euro Wechselgebühr zahlen. Die Verlängerung wäre ja nicht das Problem gewesen, aber quasi die nächsten 5 Monate den alten Preis von 45 Euro zahlen, nein danke, zumal es dann wahrscheinlich schon wieder ein neues Aktionsangebot gibt. Da ich ziemlich verärgert darüber war, dass ich als ordentlicher Bestandskunde die Arschkarte habe, kündigte ich also meinen Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Ein gutes halbes Jahr später erhielt ich nun eine freundliche Mail, dass ich nun kostenfrei in den inzwischen ca. 30 Euro teuren Tarif wechseln kann. Ich brauche dafür nur die kostenfreie Hotline anzurufen. Da ich ansonsten eigentlich ganz zufrieden mit Arcor bin und bei den meisten anderen Anbietern anscheinend eine ähnliche Praxis gang und gäbe ist, nahm ich dieses Angebot an. Seit einer Woche habe ich also nun endlich den Anschluss den ich wollte und das auch noch zu einem deutlich günstigeren Preis und mit einer höheren Bandbreite. Die größte Überraschung war aber, dass mir zwei meiner Nummern auf Wunsch abgestellt wurden. Bisher hieß es ja immer, dass Bestandskunden die mehrere Nummern geschaltet bekommen haben, diese auch weiter behalten müssen und damit auch die dafür fälligen 4 Euro mehr zahlen müssen. Wenn man gekündigt hat, wird also anscheinend so einiges möglich. Natürlich kann es sein, dass es in der nächsten Woche wieder ein neues Aktionsangebot ist, aber ich bin zufrieden mit dem Tarif, den ich jetzt habe und wahrscheinlich sind die Preisspielräume der Anbieter inzwischen auch langsam am Ende angekommen.
Allerdings drängt sich mir doch die Frage auf, warum man immer erst kündigen muss, bis man auch als Bestandskunde beachtet und umworben wird. Ich würde mir wünschen, dass sich auch im Telekommunikationsbereich dort zukünftig etwas ändert, denn ich glaube ein zufriedener Kunde ist im Endeffekt für den Erfolg eines Unternehmens unabdingbar. Hätte ich mich nicht so über diese Geschichte geärgert, hätte ich ansonsten auch anderen wie z. B. meinen Eltern einen Arcor-Anschluss empfohlen.