Frei Sprechen
06.02.2008 18:38

IT-Fachkräfte-Mangel

Deutschland bekommt in den nächsten Jahren ein großes Problem
teltarif.de Leser naehring schreibt:
In den letzten zehn Jahren hat sich der Bereich der IT in Deutschland gut entwickelt. In vielen deutschen Haushalten steht mittlerweile ein PC, unzählige Programme unterstützen uns im Alltag und Beruf und Unternehmen verdienen mit Ihren IT-Dienstleistungen ein Vermögen. Nur wie lange wird es noch so weiter gehen? Sehen die nächsten 10 Jahre für Deutschland auch weiterhin so vielversprechend aus? Ich behaupte, dass Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahren ein großes Problem bekommen wird. In dieser Zeit wird die Entwicklung der IT-Branche ins Stocken geraten, weil uns wertvolle Fachkräfte fehlen.

Ein Rückblick auf den IT-Arbeitsmarkt der letzten zehn Jahre verzeichnet Höhen und Tiefen. Zur Hochkonjunktur der New Economy gab es zu wenige IT-Fachkräfte. Die Lage war so verheerend, dass die damalige Regierung mittels Greencards versuchte IT-Experten, u. a aus Indien, nach Deutschland zu locken. Nach dem Platzen der Internet-Blase gab es wieder zu viele IT-Fachkräfte. Und heute im Jahre 2008 befinden wir uns wieder in einer ähnlichen Situation wie zu den besten Zeiten um den Jahrtausendwechsel herum. Der IT-Branche geht es wieder prächtig, jedoch fehlen erneut die Fachkräfte.

Kinder statt Inder

Anfang 2000 hat Jürgen Rüttgers von der CDU mit seiner Forderung „Kinder statt Inder“ einen meiner Meinung nach vom Ansatz her richtigen Appell ausgesprochen. Er war der Ansicht, dass eine verbesserte IT-Ausbildung des Nachwuchses eine effizientere Lösung darstelle, um Deutschland zukünftig mit IT-Fachkräften zu versorgen, statt ausländische IT-Experten ins Land zu holen. Ein guter Ansatz, der aber bis heute auf adäquate Umsetzung wartet.

Mein Neffe besucht die 6. Klasse eines Gymnasiums. Eigentlich steht bei ihm der Umgang mit dem PC im EDV-Unterricht auf dem Stundenplan. Eigentlich! Doch dem Gymnasium fehlt es an qualifizierten Lehrern, so dass der Unterricht meist ausfällt. Findet er statt, dann mit Lehrkräften, die auf die Fragen der wissbegierigen potentiellen Nachwuchsfachkräfte keine oder nur unzureichende Antworten haben. Mein Neffe hat mir einmal berichtet, dass die elf bis zwölf jährigen Schüler einem Vertretungslehrer zeigen mussten, wie man einen PC wieder herunterfährt. Sieht so die Ausbildung unserer zukünftigen IT-Experten aus?

Die Politik hat nichts dazugelernt

Es wäre schön, könnte man sagen, dass besagtes Gymnasium eine Ausnahme darstelle. Doch leider weit gefehlt. Wie eine aktuelle Forsa-Studie belegt, wird in deutschen Schulen zu wenig am PC gearbeitet. Erschreckend sind auch folgende Ergebnisse der Studie: Nur 32 Prozent der befragten Schüler haben angegeben, dass sie ihre Computerkenntnisse von Lehrern vermittelt bekommen haben. Nur 28 Prozent der Schüler geben ihren Lehrern in Bezug auf deren IT-Kenntnisse ein „gut“ und lediglich 4 Prozent die Note „sehr gut“. Somit verwundert es nicht, dass Unternehmen beklagen Schulabgänger verfügen über mangelnde PC-Kenntnisse.

Warum hat Deutschland aus der „Kinder-statt-Inder-Zeit“ nicht gelernt? War es wirklich so unvorhersehbar, dass sich die IT-Branche wieder erholt und es wieder an Fachkräften fehlen wird? Meiner Meinung nach sollte die Politik sich mehr um das Problem der richtigen Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen engagieren, anstatt sich in Polemiken zu verlieren. Unser Schulsystem sollte dahingehend optimiert werden, dass in ihm die grundlegenden Voraussetzungen für potenzielle IT-Nachwuchskräfte gegeben sind, damit Deutschland im Bereich der IT weiterentwickelt. Noch ist es nicht zu spät!