Führungswechsel

Google: Larry Page löst Eric Schmidt als Konzernchef ab (Update)

Google wechselt seine Führungsspitze aus
Von dpa / Björn Brodersen

Google: Larry Page löst Eric Schmidt als Konzernchef ab Eric Schmidt (links) und Larry Page
Bilder: Google
Führungswechsel beim Internetkonzern Google: Vorstandschef Eric Schmidt zieht sich nach zehn Jahren in die zweite Reihe zurück und wird als Konzernchef vom Mitbegründer Larry Page abgelöst. Laut Google wird Page ab April das Tagesgeschäft führen und den Konzern nach außen hin vertreten, während sich sein Kompagnon Sergey Brin um neue Produkte kümmern wird. Nach Auskunft von Schmidt sei der bisherige Weg, Entscheidungen gemeinsam zu treffen, angesichts der Größe des Unternehmens zu kompliziert geworden. Schmidt, der zuvor Vorstandschef beim Software-Anbieter Novell war, war 2001 von den beiden ehemaligen Studienkollegen und Google-Gründern Page und Brin hatten die Führung des Unternehmens übergeben worden. Unter dem erfahrenen Manager hat Google das Kerngeschäft der Internet-Suchmaschine in andere Richtungen erweitert und ist inzwischen zu einem breit aufgestellten Technologiekonzern geworden. Google: Larry Page löst Eric Schmidt als Konzernchef ab Eric Schmidt (links) und Larry Page
Bilder: Google

Gleichzeitig teilte Google der Börsenaufsichtsbehörde SEC mit, dass sich Schmidt auch von einem kleinen Teil seiner Google-Aktien, 534 000 Stück, trennen will. Dies entspricht zum gegenwärtigen Börsenkurs einem Wert von 334 Millionen Dollar (247 Millionen Euro). Macht Schmidt von dieser Option in vollem Umfang Gebrauch, würde sich sein Anteil am Unternehmen von 2,9 auf 2,7 Prozent verringern. Googles derzeitiges Geschäft blüht: Im Schlussquartal 2010 stieg der Umsatz um 26 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar. Das Unternehmen verdiente unterm Strich satte 2,5 Milliarden Dollar und damit 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit übertraf Google erneut die Erwartungen der Analysten. Der Kurs der Aktie stieg nach Bekanntgabe der Entscheidung am Donnerstagabend nachbörslich um mehr als zwei Prozent.

Im Gesamtjahr 2010 verdiente Google unterm Strich 8,5 Milliarden Dollar. Doch Google kann das Geld gar nicht so schnell ausgeben, wie es hereinkommt. In der Kasse liegen mittlerweile 35 Milliarden Dollar.

Wahrer Gegner von Google ist Facebook

Das meiste Geld verdient der Internet-Konzern weiterhin mit Online-Werbung, vor allem mit der bevorzugten Platzierung der Links zu Werbekunden auf den Trefferlisten einer Internet-Suche. Gut aufgestellt mit dem Betriebssystem Android ist das Unternehmen darüber hinaus im Geschäft mit dem mobilen Internet. Bei seinen Vorstößen in den Bereichen Smartphones, Fernsehen, Internet-Telefonie, elektronische Bücher, Musik, Bürosoftware, PC-Betriebssystem oder Internet-Browser gerät Google allerdings auch immer wieder mit Wettbewerbshütern und Datenschützern aneinander, die die Marktmacht des Internetkonzerns fürchten.

In Deutschland hatte besonders der Kartendienst Google Street View für Unruhe gesorgt, bei dem Kamerawagen ganze Straßenzüge abfotografierten und nebenbei private Daten aus offenen WLAN-Netzen aufzeichneten. Ein ernsthafter Konkurrent für Google ist das soziale Netzwerk Facebook, das mit seinen mehr als 500 Millionen Mitgliedern ein attraktiver Partner für die Werbeindustrie ist.

Update: Ein großer und ein kleiner Bruder

Page hatte Google 1998 zusammen mit seinem Studienkollegen Brin aus der Taufe gehoben. Sie galten zwar als begnadete Entwickler, doch als Geschäftsführer waren sie totale Anfänger und holten deshalb den erfahrenen Manager Schmidt ins Unternehmen. Schmidt leitete fortan das Tagesgeschäft, damit sich Page und Brin um die Entwicklung der Produkte kümmern konnten. Entscheidungen trafen letztlich alle drei gemeinsam.

Aus dem Studentenprojekt ist ein Weltkonzern geworden. Mehr als 24 000 Mitarbeiter kümmern sich um Internetsuche, Smartphones, Onlinevideos oder Bürosoftware. Und da liegt das Problem: Google ist zu groß und zu kompliziert. Es ist nicht mehr klar, wer für was zuständig ist. Andere Unternehmen wie etwa Apple mit der charismatischen Führungsgestalt Steve Jobs oder Facebook mit Mark Zuckerberg an der Spitze sind mittlerweile flinker, wendiger und schneller in ihren Entscheidungen. Seit gestern Abend ist aber auch bei Google wieder klar, wer der Herr im Hause ist. Der unternehmerische Nachwuchs Page hatte zehn Jahre lang Zeit, sich auf seine Rolle vorzubereiten. Er konnte Schmidt jeden Tag über die Schulter gucken.

Und was macht sein Kompagnon Sergey Brin? Er tüftelt an neuen Produkten. Die Zeit, in der beide wie Zwillinge auftraten mit gleichen Rechten und Pflichten, ist damit vorbei. Jetzt gibt es einen kleinen und einen großen Bruder. Schmidt wird dagegen im Unternehmen bleiben und als Botschafter nach Außen auftreten.