alarmierend

Hupende Autos sollen vor Katastrophen warnen

Fraunhofer-Institut entwickelt neues System mit GSM und PGS
Von Hagen Hellwig

Ginge es nach dem Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) in Euskirchen, dann würde die Bevölkerung in Zukunft mit Autohupen gewarnt, die von einem eigenen Funkempfänger aktiviert werden. Die Idee der Forscher ist ein neues flächendeckendes Warnsystem, das die Menschen vor Katastrophen wie Industrieunfällen, Bränden oder Überflutungen warnt. Bis zum Ende des Kalten Krieges gab es noch die Sirenen auf den Hausdächern zur Warnung der Bevölkerung. Die wurden in den 90er Jahren aus Kostengründen größtenteils abgebaut. Heute leistet diese Aufgabe nur das satellitengestützte Warnystem SatWaS, das entsprechende Warnungen per Funk und Fernsehen verbreitet – wenn diese denn mit Strom versorgt und eingeschaltet sind. Einsatzkräfte werden meist mit "stillem Alarm", etwa über einen Pieper oder Pager, verständigt. Dieser stille Alarm ist aber nur an die Einsatzkräfte selbst gerichtet. Nun geht es um ein Warnsystem mit Weckeffekt als Alternative zu den alten Sirenen.

GSM und GPS sind meist schon heute an Bord

Das neue Autohupen-System knüpft zum Teil an das eCall-Notrufsystem an, mit dem EU-weit ab Ende 2010 jedes neue Auto ausgestattet sein soll. Das eCall-System im Auto ist eine Verbindung von GSM- und GPS-Modul, und sendet im Falle eines Unfalls automatisch einen Notruf per GSM, wobei der Standort per GPS übertragen wird. Schon heute haben viele Autos einen GSM-Sender - das Handy - und einen GPS-Empfänger - das Navigationssystem - an Bord. Allerdings ist der GSM-Empfänger bei eCall nur im Notfall und nicht permanent aktiviert, damit keine Bewegungsprofile erstellt werden können. Neues Alarmsystem von Fraunhofer Neues Alarmsystem von Fraunhofer
Grafik: Fraunhofer

Um Autohupen einzuschalten, sind werden derzeit verschiedene Systeme geprüft und verglichen. Mitte 2010 soll ein Prototyp präsentiert werden. In Frage kommen das GSM-Netz, der Funkruf, der Zeitzeichen-Sender und satellitengestützte Systeme. "Jedes System hat Vor- und Nachteile und Nachteile", sagt Guido Huppertz, einer der Entwickler des Systems bei Fraunhofer, "so hat das GSM-Netz die größte Funkmastendichte, ist aber vergleichsweise störanfällig, und im Falle des Stromausfalls beträgt die Abpufferung nur einige Stunden." Das Zeitzeichen-Signal hat zwar eine große Reichweite und durchdringt besser Gebäude. Doch ein Warnruf kann nur aufwändig und nur bis auf Landkreis-Größe begrenzt ausgesendet werden.

Gehupt wird nur, wenn der Motor aus ist

Ziel ist es immer, Autos in bestimmten Regionen zum Hupen zu veranlassen. Grundsätzlich können Empfänger bzw. Aktivatoren auch in Rauchmeldern, Funkuhren oder Wetterstationen untergebracht sein. Die Botschaft könnte etwa lauten: "An alle Fahrzeuge mit dem Warnempfänger, die sich innerhalb der Grenzen folgender GPS-Koordinaten befinden: Ist der Motor abgestellt, fangt an zu hupen!" Dabei müssen nicht alle Autos ihre Hupen aktivieren. Bereits 14 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge reichen aus, um eine flächendeckende Alarmierung zu ermöglichen, hat das Fraunhofer-Institut berechnet. "Wenn ab Ende nächsten Jahres alle neuen Fahrzeuge mit eCall ausgerüstet werden, könnte das Warnsystem nach einer Aufbauphase von zwei bis vier Jahren einsatzfähig sein", prognostiziert Guido Huppertz, einer der Entwickler des Systems bei Fraunhofer.