Bürosoftware

Microsoft vs. Google: Office-2010-Testversion mit Online-Features

Software-Riese erwartet "rasante Nachfrage" für Windows 7
Von dpa / Ralf Trautmann

Microsoft hat eine erste Version seines Bürosoftware-Pakets Office 2010 veröffentlicht und tritt mit neuen Online-Funktionen gegen den Rivalen Google an. Zahlreiche Entwickler und Unternehmen könnten ab sofort das neue Office-Paket in einer technischen Vorschauversion testen, teilte das Unternehmen heute in New Orleans (US-Bundesstaat Louisiana) mit.

In einer vereinfachten Version könne die Software nun auch auf jedem beliebigen Computer oder Mobiltelefon als Webanwendung genutzt werden. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Microsoft auf seiner Partnerkonferenz in New Orleans auch Einzelheiten zu Azure bekannt geben wird, einer Online-Anwendung, die über das Web klassische Funktionen des Betriebssystems und zusätzliche Dienste anbietet.

Mit den abgespeckten Online-Versionen etwa für die Textverarbeitung Word, das E-Mail-Programm Outlook oder die Tabellenkalkulation Excel tritt Microsoft klar Googles Ambitionen entgegen. Der Suchmaschinenspezialist bietet seit geraumer Zeit kostenlos im Web ähnliche Büroanwendungen zur Online-Nutzung an. Zuletzt kündigte das Unternehmen mit Chrome OS ein eigenes, auf das Web ausgerichtetes Betriebssystem an, das direkt auf Microsofts Windows-Kerngeschäft abzielt.

Im Geschäft mit Unternehmenskunden, denen Google ein kostenpflichtiges Bündel an Anwendungen anbietet, war der Internet- Konzern bislang allerdings nur wenig erfolgreich. Der Einsatz von Web-Anwendungen (sogenanntes Cloud Computing) werde in Unternehmen derzeit sehr komplex diskutiert, sagte Microsoft-Manager Robert Helgerth. Die Kunden wollten unter anderem auch aus Sicherheitsgründen längst nicht alles in die "Wolke" stellen.

Office 2010 soll neben Visio 2010 und Sharepoint Server 2010 in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres auf den Markt kommen. Unternehmenskunden will Microsoft das Paket als Abonnement über seine Online-Dienste und parallel dazu als auf den eigenen Servern zu installierende Software anbieten. Privatkunden könnten über die Windows-Live-Plattform kostenlos die Software nutzen.

Microsoft vom Erfolg von Windows 7 überzeugt

Logo von Windows 7 Bild: Microsoft Derweil erwartet Microsoft für sein neues Betriebssystem Windows 7 eine "rasante Nachfrage" unter den Nutzern. Nach Schätzungen der Marktforscher von IDC könne man erwarten, dass bereits bis Ende 2010 insgesamt rund 177 Millionen Lizenzen verkauft werden, teilte das Unternehmen in New Orleans mit. Anders als bei dem nur mäßig erfolgreichen Windows Vista werde die Nachfolge-Software vor allem auch in Unternehmen schon vorab gut aufgenommen, hieß es. "Alle die, die Windows 7 gesehen haben, sind restlos begeistert", sagte Microsoft-Manager Robert Helgerth. Microsoft will das neue Betriebssystem am 22. Oktober auf den Markt bringen.

Vista sei damals wegen seiner hohen Anforderungen an die Leistung der PCs vorwiegend bei Neuanschaffungen von Computern vertrieben worden, sagte Helgerth. Das sei bei Windows 7 völlig anders. Im Unterschied zu dem Ressourcen fressenden Vista soll Windows 7 schlank genug sein, um auch auf den kleinen, derzeit sehr populären Netbooks betrieben zu werden. Vor allem in Unternehmen habe Microsoft positive Resonanz auf das neue Betriebssystem erhalten. Vista hatte Anfang 2007 nach mehr als fünf Jahren das betagte Windows XP abgelöst, wurde aber sowohl von den Privatkunden als auch bei Unternehmen nur sehr zögerlich angenommen.

Microsoft sieht in dem neuen Betriebssystem auch einen weltweiten Jobmotor. Windows 7 sei ein "wichtiger Meilenstein" für die gesamte Wirtschaft, sagte Marcel Schneider, Geschäftsführer bei Microsoft Deutschland. An der Produktion und dem Vertrieb der Software seien rund 350 000 Unternehmen beteiligt. Durch die zu erwartende starke Nachfrage könnten im Umfeld über 300 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Nach dem Start von Vista hatten mehrere PC-Hersteller kritisiert, dass der sonst übliche belebende Einfluss auf die Computer-Branche ausgeblieben sei.