Opensignal: Vodafone siegt bei Gaming und Sprach-Apps
In den Tests von Opensignal gewinnt Vodafone erstmalig bei Spielen und OTT-Sprach-Apps
Grafik: Opensignal
Regelmäßig testet das Unternehmen Opensignal weltweit Mobilfunknetze. Im einem aktuellen "Erlebnisbericht" ("Report") von Opensignal gewinnt der Netzbetreiber Vodafone Deutschland in zwei Disziplinen, z.B. dem sogenannten "Gaming Erlebnis" und der Sprachqualität in Apps (z.B. WhatsApp, Telegram, Facebook, Signal etc.).
Vodafone gewinnt Multiplayer-Erlebnis
In den Tests von Opensignal gewinnt Vodafone erstmalig bei Spielen und OTT-Sprach-Apps
Grafik: Opensignal
Vodafone gewinnt die Auszeichnung in Deutschland für das Multiplayer-Mobile Gaming-Erlebnis, nachdem es in den vergangenen zwei Reports hinter der Telekom gelegen hatte. Während die Ergebnisse im Vergleich zum letzten Report des Unternehmens bei allen drei deutschen Anbietern im Bereich Gaming-Erlebnis abnahmen, habe Vodafone die geringste Veränderung erlebt. Dies führte dazu, dass Vodafone vor der Telekom liege und daher die Auszeichnung gewinnt. Während alle drei Betreiber zuvor die Bewertung „Gut“ (75-85) erhielten, sei Vodafone nun der einzige Betreiber, der ein Ergebnis in dieser Kategorie erzielte, während die Telekom und o2 in der Kategorie „Befriedigend“ (65-75) sind, teilte Opensignal mit.
Telekom gewinnt Video-Erlebnis zum sechsten Mal
Beim Video-Erlebnis gewann die Deutsche Telekom zum 6. Mal mit 72,7 Punkten gegenüber 71,3 Punkten für Vodafone und 69 Punkten für o2. Doch all diese drei Betreiber hätten geringere Punktzahlen im Vergleich zum letzten Report erzielt. Die Führung der Telekom zum zweitplatzierten Vodafone sei von 2,1 Punkten auf 1,5 Punkte gefallen. Telekom, Vodafone und o2 hätten die Kategorie „Sehr gut“ (65-75) beim Video-Erlebnis erreicht, während im vorherigen Report die Telekom der einzige Anbieter mit „Ausgezeichnet“ (75 oder mehr) war.
Telekom zieht bei 4G-Verfügbarkeit an o2 vorbei
Ein Gläschen Sekt können sich die Netzverantwortlichen in Bonn trotzdem genehmigen. Im vorherigen Report von Opensignal hatten sich o2 und Telekom noch die Auszeichnung für die 4G-Verfügbarkeit mit statistisch gleich hohen Werten von 92 Prozent bzw. 92,2 Prozent geteilt. Dennoch sei die Telekom der einzige der beiden Anbieter, dessen Punktzahl sich seit dem letzten Report mit 93,8 Prozent verbessert habe, was ihr den Sieg einbringt.
Tatsächlich sei das Ergebnis von o2 statistisch unverändert bei 91,9 Prozent, während Vodafone eine Verbesserung von 0,4 Prozentpunkten aufweise und 92 Prozent erreiche.
Vodafone Sprachqualität „Gut“ in Apps
Der Netzbetreiber Vodafone gewann die Auszeichnung "für das Sprachqualitätserlebnis in Apps" mit einem Ergebnis von 80,7 vor der Telekom mit 79,6 und o2 mit 78,4. Vodafone sei nun der einzige Betreiber in Deutschland, der die Bewertung „Gut“ (80-87) beim Sprachqualitäts-Erlebnis in Apps erzielte. Allerdings hatten im vorherigen Report alle drei Betreiber die 80-Punkte-Marke übertroffen. Seitdem hat Opensignal bei den Ergebnissen der drei Anbieter Verluste bei der von Opensignal durchgeführten Messung der Sprachkommunikation mit Over-the-Top-Apps wie Facetime oder WhatsApp beobachtet.
Telekom mehr als 50 MBit/s beim Download
Die Telekom gewann "einmal mehr die Auszeichnung für die Download-Geschwindigkeit", schreibt Opensignal. Dieses Mal sei die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit der Nutzer über die 50 MBit/s-Schwelle gestiegen und habe 54,2 MBit/s erreicht. Allerdings könne sich die Telekom auf dieser beeindruckenden Leistung nicht ausruhen: Die Vodafone-Nutzer hätten die größte Verbesserung mit 44,8 MBit/s erlebt, also 7,4 MBit/s mehr im Vergleich zum vorherigen Report.
Für Opensignal bedeutet dies, dass der Vorsprung der Telekom von 12,1 Mbit/s auf 9,4 Mbit/s abgenommen habe. Dahinter folgte mit einigem Abstand o2. Das o2-Ergebnis von 30,8 MBit/s, stelle ein besseres Ergebnis im Vergleich zu den 29,3 MBit/s beim letzten Mal dar.
Opensignal fasst zusammen
Beim Videoerlebnis liegt Telekom deutlich vor Vodafone, dahinter o2.
Grafiken: Opensignal
Die Telekom hatte die meisten Auszeichnungen von Opensignal gewonnen, doch Opensignal hat auch zwei Veränderungen in der Tabelle seit dem letzten Report beobachtet: Die Telekom siegte gegen knapp gegen o2 in der Kategorie 4G-Verfügbarkeit, während Vodafone die Auszeichnung beim Gaming-Erlebnis gewann, welche zuvor von der Telekom errungen worden war. Außerdem habe die Führung der Telekom beim Video-Erlebnis und der Download-Geschwindigkeit seit dem vorherigen Report im Vergleich mit Vodafone abgenommen.
Download- und Upload-Geschwindigkeiten hätten sich generell in den vergangenen sechs Monaten verbessert, ebenso die Messungen für die Verbreitung (Verfügbarkeit) eines bestimmten Netzwerks: 4G-Verfügbarkeit und das "Kundenerlebnis" der 4G-Mobilfunknetzabdeckung. Allerdings hätten alle drei Betreiber zusehen müssen, wie ihre Ergebnisse beim Thema Video-Erlebnis, Gaming-Erlebnis und Sprachqualitäts-Erlebnis in Apps leicht abgenommen hätten.
Vodafone hätte dabei die geringsten Verschlechterungen zu verzeichnen gehabt. Solche Rückgänge seien nicht ungewöhnlich. Oftmals gebe es einen saisonalen Effekt bei der Mobilfunk-Erfahrung in Deutschland oder in anderen Ländern, da Mobilfunknutzer während der wärmeren Monate mehr Zeit in verschiedenen, eher ländlichen (soll heißen, schlechter versorgten) Gebieten des Landes verbringen.
Intensiver Netzausbau
Deutsche Anbieter bauen ihre 5G-Netze weiter aus. Im September gab die Telekom an, 85 Prozent der deutschen Bevölkerung abzudecken, bis Jahresende sollen es 90 Prozent sein. Die Telekom gab weiter an, dass sie die Technologie für den 5G-Standalone-Access (SA) in vier Städten teste. Im Mai hatte Vodafone angekündigt, dass ihr 5G-Netz etwa 25 Millionen Deutsche erreiche und es bis Jahresende 30 Millionen sein sollen. o2 bestätigte kürzlich, dass man auf dem Weg sei, 30 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahresende zu erreichen und dass der 700-MHz-Frequenzbereich für 5G verwendet werden solle, um die Abdeckung zu erweitern und eine Grundlage für ein künftiges 5G-SA-Netz zu schaffen.
3G ist weitgehend abgeschaltet
Opensignal ist nicht entgangen, dass Vodafone und Telekom ihre 3G-Netze bereits abgeschaltet haben, während o2 derzeit noch dabei ist. Das Ende von 3G ermöglicht den deutschen Betreibern, das alte 3G-Spektrum für ihre 4G- und 5G-Netzwerke wiederzuverwenden und so die Kapazität zu erhöhen und "die Gesamterfahrung von Mobilfunknutzern zu verbessern", stellt Opensignal anerkennend fest.
Für den aktuellen Report hatte Opensignal die Mobilfunknetzabdeckung aller drei deutschen Betreiber (o2, Telekom und Vodafone) über einen Zeitraum von 90 Tagen zwischen Juli und September 2021 analysiert. Neben der bundesweiten Analyse wurden auch die Erlebnisse der Nutzer in 24 dezidierten Städten gemessen.
Opensignal betont, "die Gesamterfahrung für alle Smartphone-Nutzer" bewertet wurde, es gebe aber auch Einzel-Messungen der 5G-Nutzer. Der Unterschied liege darin, dass diese Ergebnisse der 5G-Nutzer die Gesamterfahrung auf allen Mobilfunktechnologien - 3G, 4G und 5G - allein von 5G-Nutzer widerspiegeln, während die Gesamterfahrungen die Durchschnittsergebnisse über alle Smartphone-Nutzer betrachtet sind, unabhängig davon, ob sie über 5G verfügen oder nicht.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Solche Messungen sind sicherlich interessant. Jeder Leser wird den Bericht mit dem Netz vergleichen, das er oder sie selbst gewählt hat und schauen, ob die eigenen Erfahrungen dazu passen. Die Verantwortlichen freuen sich über Auszeichnungen und die bisher "unterlegenen" Anbieter sind froh, wenn sie auch einmal aufs Siegertreppchen gehoben werden.
Für den geneigten Leser, der im hochgelobten Netz vielleicht ausgerechnet keinen Empfang hat, ist das ein schwacher Trost. Man muss konstatieren, dass alle Netzbetreiber "wie verrückt" ausbauen und trotzdem reicht es einfach immer noch nicht. Es gibt immer noch viel zu viele Funklöcher. Vielleicht auch, weil die Ansprüche der Nutzer gewachsen sind.
Regelmäßig berichten wir über den aktuellen Netzausbau von Telekom, Vodafone und o2 im Land.