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Arcor erläutert endgültige Integration von o.tel.o

Alle Mitarbeiter werden übernommen, aber nicht die Technik
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Im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung IFA hat Arcor heute angekündigt, dass o.tel.o endgültig in Arcor integriert wird. Nach der Übernahme von o.tel.o durch Arcor Anfang 1999 wurden beide Marken zunächst unter einem Dach weitergeführt.

Diese Zwei-Säulen-Strategie ist jetzt aber zu teuer geworden. Alleine die Werbung für o.tel.o kostet jährlich 40 Millionen Euro. Berücksichtigt man auch die technischen Kosten (doppeltes Netz, doppelte Technik, doppeltes Billing usw.), ergibt sich durch die Integration der beiden Netze den Angaben zufolge ein Einsparpotential von 90 Millionen Euro jährlich. Mitarbeiter sollen hingegen nicht gekündigt werden, auch die Standorte von o.tel.o bleiben erhalten. Allerdings werden diverse Mitarbeiter neuen Aufgaben zugeordnet werden, und Neueinstellungen wird es in dem verbundenen Unternehmen bis Ende 2002 nur wenige geben.

Für die Kunden soll sich nichts ändern. Pre-Select-Kunden von o.tel.o werden allerdings bis November auf Arcor umgestellt. Im Umstellmonat bekommen diese automatisch eine Gesprächsgutschrift von 10 Mark. Da die Telekom ebenfalls 10 Mark für die Änderung der Pre-Selection berechnet, haben die Kunden hiervon allerdings keinen Vorteil. Die Konditionen bleiben unverändert, das heißt, Arcor übernimmt die diversen o.tel.o-Verträge. Neuabschlüsse zu o.tel.o-Konditionen werden aber nicht mehr lange möglich sein.

Im offenen Call-by-Call bleibt die 01011 bestehen. Sie wird aber künftig komplett über Arcor-Technik abgewickelt. Die Preise von 01011 (o.tel.o) und 01070 (Arcor) wurden allerdings eh bereits vor einigen Wochen angeglichen.

Die integrierte Arcor wird ca. 2,5 Millionen Kunden haben. Bisher haben sich aber nur ca. 100 000 Kunden für einen Vollanschluss an das Arcor-Netz entschieden. Die meisten Kunden sind per Pre-Selection angebunden.

Nebenbei gab es einige Seitenhiebe von Harald Stöber, Vorstandsvorsitzendem der Arcor AG, auf die Regulierungsbehörde. Er fand es hochgradig gefährlich, neue Produkte der Deutschen Telekom wie die jüngst genehmigten Rabattprogramme im Markt zu testen, indem man diese vorläufig genehmigt, getreu dem Prinzip: "Wir gucken mal, was da rauskommt." Seine Kernaussage: "Man kann Regulierung nicht testen."

Die Möglichkeit der Telekom, über das Rabattsystem die Produkte Festnetz, Internet und Mobilfunk stärker zu integrieren, nannte Stöber "stark wettbewerbsverzerrend". Doch in diesem Bereich ist nicht der Deutschen Telekom oder der Regulierungsbehörde die Schuld zu geben, sondern dem Mobilfunkkonzern Vodafone. Die Arcor-Mutter Mannesmann verfolgte nämlich das Konzept des Full-Service-Anbieters. In Zusammenarbeit mit Mannesmann D2 hätte Arcor problemlos ein eigenes Programm aufsetzen können, um den "Happy Digits" der Deutschen Telekom Paroli zu bieten. Doch Vodafone zeigte sich nach der Übernahme von Mannesmann nur an deren Mobilfunkbereich interessiert, und betreibt systematisch die Ausgliederung von Arcor aus dem Konzern. Der Börsengang dürfte jedoch nicht vor 2002 erfolgen.