Haas: Herausschrauben von Huawei kostet unnötig Zeit
Ein Herausschrauben von Huawei-Technik würde den notwendigen Netzausbau unnötig verzögern.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Viele kennen das Business-Kontakt-Portal Xing (einst als OpenBC gestartet) als praktisches Adressverzeichnis, um berufliche Kontakte aufzubauen oder zu pflegen. Nicht alle Nutzer möchten dafür Geld ausgeben. Xing versucht deshalb immer wieder, durch "exklusiven" Content oder die geschickte Anreicherung von Inhalten für Aufmerksamkeit zu sorgen und sich vom Erzrivalen LinkedIn abzuheben.
Interview mit Markus Haas
Ein Herausschrauben von Huawei-Technik würde den notwendigen Netzausbau unnötig verzögern.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Aktuell hat Xing den CEO von Telefonica Deutschland, Markus Haas interviewt und als Video veröffentlicht.
Mehr als 40 Millionen Kunden
Als CEO von Telefónica Deutschland ist Haas für die Mobilfunk- und Breitbandanschlüsse von mehr als 40 Millionen Kunden verantwortlich. Im Interview erklärt er unter anderem, warum er für etwa 8600 Angestellte die Büropflicht abgeschafft hat und warum es dem Standort Deutschland schaden würde, gänzlich auf Komponenten des chinesischen Herstellers Huawei zu verzichten.
Weniger Geschäftsreisen, keine Büropflicht
„Wir haben in den letzten Monaten viel gelernt“, betont Haas. Die für ihn wichtigste Entscheidung in der Pandemiezeit: „Wir wollen Geschäftsreisen auch in Zukunft deutlich reduzieren, auf der anderen Seite haben wir Arbeitsort und -zeit deutlich flexibilisiert.“ Im Klartext: Für die rund 8600 Mitarbeiter von Telefónica Deutschland gibt es keine Büropflicht mehr.
„Unser Intranet und die gesamte digitale Kommunikation sind sehr wichtig, um das Telefónica-Gefühl zu erhalten“, sagt Haas. Da kommen digitale Lösungen wie die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz digital per App zu buchen und klare Regeln, wie die digitale Zusammenarbeit abläuft. „Für die Zukunft wird es wichtig sein, hybrid zu arbeiten. Dazu gehört, dass die Mitarbeitenden arbeiten können, wo sie möchten – auch im Büro.“
Vernetzung von Unternehmen und Menschen
Das strahlt auf viele Branchen, auch außerhalb der Telekommunikations- oder IT-Szene. Und es berührt ein Thema, bei dem Telefónica o2 mit von der Partie sein möchte: Die Vernetzung von Menschen und Unternehmen, sei es per Festnetz oder Mobilfunk.
Haas weiß, dass es beim Thema Breitbandausbau "unstreitig noch Investitionsbedarf in Deutschland" gibt. aber er ist optimistisch "dass wir jedem in diesem Land einen guten Anschluss liefern können.“ Haas setzt voll auf die 5G-Mobilfunktechnologie: „Ich lerne jeden Tag einen neuen Anwendungsfall für 5G dazu. Wir stehen hier ganz am Anfang und es ist wichtig, dass jetzt dieser Ausbau der Netze stattfindet.“
Mit mehreren 100 Stationen auf Augenhöhe?
Sein Optimismus in Sachen 5G ist ungebremst: Er glaubt "mit mehreren 100 5G-Sendestationen auf 5G in Deutschland auf Augenhöhe" zu sein. Kunden, die noch in Regionen leben, wo es bis jetzt kaum oder gar keine 4G-Versorgung von o2 gibt, werden sich die Augen reiben. Dabei - das bestätigen unabhängige Tests - hat o2 in der letzten Zeit gewaltig viele neue 4G-Sendestationen aufgebaut und ist teilweise regional besser als der Konkurrent Vodafone aufgestellt.
Ausbau von Huawei würde wertvolle Zeit vergeuden
Bei der Diskussion um 5G fällt natürlich der Name des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei, wir haben ja schon mehrfach darüber berichtet. Animiert durch politische Vorgaben aus den USA, sehen sich viele Staaten aufgefordert, in ihren Mobilfunknetzen auf die Hardware von Huawei zu verzichten – offiziell aus Sorge, eine Tür für chinesische Staatsspionage zu öffnen.
o2 setzt im Kern auf Ericsson
Brancheninsider wie Haas sehen diese Forderung überaus kritisch. Zwar wird Telefónica im 5G-Kernnetz auf Huawei-Technologie verzichten und hat sich bereits für Ericsson entschieden. Aus seiner Sicht würde Deutschland sich aber keinen Gefallen damit tun, komplett auf den Hersteller Huawei zu verzichten: „Wir wären jahrelang damit beschäftigt, alte Technologie aus unseren Anlagen rauszuschrauben, statt neue einzubauen. Außerdem gibt es gewisse Abhängigkeiten bei Upgrades, insbesondere beim Antennennetz. Das weiß auch die Politik.“
Im Bundesland Hessen versorgt o2 jetzt 97 Prozent der Bevölkerung mit 4G-Mobilfunk.