Roadmap zum Umstieg von UKW auf Digitalradio steht bis Januar
Die Münchner Medientage 2016
Bild: Medientage München GmbH
Auf den Medientagen München diskutierten Teilnehmer mehrerer Panels über die Zukunft des Radios. Einhelliger Tenor: Das analoge UKW ist definitiv ein Auslaufmodell.
Deutschlandradio will unter Bedingungen UKW-Frequenzen abschalten
Die Münchner Medientage 2016
Bild: Medientage München GmbH
Folgerichtig hat das Deutschlandradio einen Plan zum sukzessiven Ausstieg aus der analogen Technik entwickelt. Das verriet Intendant Willi Steul. Der nationale Hörfunksender wolle diesen Schritt jedoch nur durchführen, wenn die frei werdenden Frequenzen nicht neu, beispielsweise an Privatradios vergeben werden, so Steul. Auch in der Roadmap zum Umstieg von UKW auf das Digitalradio DAB+ sei geregelt, dass die Medienpolitik frei werdende UKW-Frequenzen nicht mehr neu vergeben soll. Diese Roadmap werde bis spätestens Januar 2017 auf den Weg gebracht, so Steul. Die Marktbeteiligten hätten sich hierfür in einer Koalition zusammengeschlossen, um den Weg vom analogen UKW zum digitalen Radio zu beschreiben.
Kritik an Privatradios
Für den regulatorischen Rahmen benötige man aber auch die Hilfe der Politik, und hier sei das föderale Rundfunksystem in Deutschland eher eine Bremse. Steul kritisierte zudem die Haltung vieler deutscher Privatradios, die DAB+ nach wie vor ablehnen. Er verweist darauf, dass in Märkten, in denen DAB+ inzwischen sehr gut läuft, vor allem Privatradios die treibenden Kräfte waren. Dank der Gründung von Senderfamilien und Programmvermehrung auf dem kostengünstigen digitalen Verbreitungsweg würden sie inzwischen große Erfolge erzielen. Beispiele seien Großbritannien oder Australien.
Privatradios fordern 25 Millionen Euro für DAB+
Die privaten Hörfunksender in Deutschland verlangen allerdings finanzielle Hilfen für den Umstieg vom UKW-Radio auf das Digitalradio DAB+. Nötig seien ungefähr 25 Millionen Euro pro Jahr, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Antenne Bayern, Karlheinz Hörhammer. Der Zuschuss könne zum Beispiel aus den Überschüssen des neuen Rundfunkbeitrags fließen, bei dem mehr Nutzer als früher erfasst werden. Es gehe dabei nur um eine Übergangszeit, bis sich das Digitalradio durchgesetzt habe.
Audi will auf UKW verzichten um CO2 einzusparen
Insbesondere die Mediennutzung über das Display im Auto werde sich künftig stark verändern, zum Beispiel mit Blick auf autonomes Fahren, sagte Audi-Manager Holger Hees voraus. "Radio im Auto muss digital sein", forderte Hees. Deshalb wären DAB+ und IP die idealen Verbreitungswege. Auf den UKW-Empfangsteil im Auto wolle Audi künftig verzichten, um CO2 zu sparen: "Wir rechnen in Gramm."
Valerie Weber, Hörfunkdirektorin des Westdeutschen Rundfunks (WDR), mochte die Argumentation des Audi-Managers nicht ganz nachvollziehen. Sie plädierte dafür, dass sich öffentlich-rechtliche und private Programmanbieter in Brüssel gemeinsam für einen Multinormchip im Auto einsetzen, der auch weiter UKW beinhalte.
Weber verwies auf den Wettbewerb, der durch Internetkonzerne wie Apple angeheizt werde. Deshalb solle sich die Branche nicht mit internen Streitigkeiten aufhalten, sondern mehr gemeinsame Initiativen wie die einheitliche Navigation über radioplayer.de starten. Skeptisch zeigte sich Weber in puncto Radio-Bewegtbild auf dem Display. Studien hätten gezeigt: "Die Leute wollen kein Fernsehen für Arme", das vom Ton, beziehungsweise dem Audioangebot ablenke.
Schreiner fordert Ende der Debatte DAB+ oder Internetradio
Willi Schreiner, Geschäftsführer des Hörfunkveranstalters Neue Welle Bayern und der DRD Digitalradio Deutschland GmbH forderte auch angesichts der enorm gestiegenen Verkaufszahlen von Digitalradios zu einem Ende der Debatte auf, ob man DAB+ als bloße Übergangstechnologie ansehen oder sogar als teuren Verlust abschreiben sollte, da die Zukunft des Radios ausschließlich im Internet lege. Diejenigen, die von Technik nichts verstünden, sollten sich in diesen Fragen zurück halten. Er habe noch keinen Techniker gefunden, der ihm bestätigt hätte, dass die mobile Radioverbreitung mit IP-Technologien besser funktioniere als mit DAB+. Das Internet sei nicht die billigere oder bessere Technologie, sondern Teil der Technologie, so Schreiner.
Erst kürzlich beschloss der Bundesrat den Weg für DAB+ frei zu machen und diskutierte dabei auch ein Verkaufsverbot von UKW-Radios.