DAB+: Ungewollter Programmwechsel "von Geisterhand"
Wie berichtet, kann der Musiksender 90s90s Radio seit Anfang Januar in weiten Teilen Deutschlands über DAB+ empfangen werden. Das von der Regiocast veranstaltete Programm hat den Sendeplatz von Sportradio Deutschland im zweiten nahezu bundesweit ausgebauten Multiplex für das terrestrische Digitalradio übernommen. Der Sportsender hatte zuvor seinen Sendebetrieb eingestellt.
Wer 90s90s Radio in Nordrhein-Westfalen über DAB+ hört, erlebt - vor allem beim mobilen Empfang im Auto - je nach Region eine Überraschung. Möglicherweise mitten im laufenden Titel wechselt das Radio wie "von Geisterhand" den Sender. Anstelle von 90s90s Radio ist stattdessen Femotion Radio zu hören. Dieses Programm sendete früher ebenfalls im zweiten DAB+-"Bundesmux", wechselte aber im Frühjahr 2022 ins nordrhein-westfälische Sendernetz für private Programmveranstalter.
Fehlkonfiguration in DAB+-Netzen
Bild: teltarif.de
Beim ungewollten Programmwechsel von 90s90s auf Femotion Radio handelt es sich um keinen Einzelfall, wie mehrere Hörer unabhängig voneinander berichten. Auch die teltarif.de-Redaktion konnte den Effekt reproduzieren. Zudem tritt der Effekt teilweise mehrfach hintereinander auf. Sprich: Kaum schaltet man manuell auf 90s90s zurück, landet das Radio wieder bei Femotion.
Offenbar falsche Konfiguration im Sendernetz
Der Hintergrund der Fehlfunktion liegt offenbar darin, dass Sportradio Deutschland in den ersten Monaten des vergangenen Jahres ein zusätzliches Programm mit Regionalfenstern für Nordrhein-Westfalen produziert hat. Dieses war auf dem Sendeplatz zu hören, auf dem heute Femotion Radio sendet. Die Umschaltung zwischen den Kanälen wurde eingerichtet, um es Sportradio-Deutschland-Hörern zu ermöglichen, das Programm - mit NRW-Fenster - unterbrechungsfrei weiterzuhören, auch wenn der zweite "Bundesmux" schlechter als das regionale Sendernetz für Nordrhein-Westfalen zu empfangen war.
Falsche Logo-Anzeige bei 90s90s Radio
Bild: teltarif.de
Als Sportradio NRW durch Femotion abgelöst wurde, ist diese Besonderheit offenbar in Vergessenheit geraten. Auf dem Weg zur International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam konnten wir bereits im September 2022 beobachten, dass das Autoradio von Sportradio Deutschland auf Femotion Radio umschaltet, wenn der zweite "Bundesmux" - und sei es nur für wenige Sekunden - etwas schwächer empfangen wird. Dieser Fehler besteht bis heute - mit dem Unterschied, dass mittlerweile die Hörer von 90s90s Radio von der falschen Konfiguration der Sendernetze betroffen sind.
90s90s Radio hat den Sendeplatz von Sportradio Deutschland übernommen. Das gilt abseits des Programmnamens für alle Parameter. Das hat nicht nur den Nachteil des ungewollten Programmwechsels in Nordrhein-Westfalen. Viele Autoradios zeigen auch weiterhin das Sportradio-Logo an, obwohl anstelle fesselnder Berichte aus dem Live-Center der Sportwelle Dance, Rock und Pop aus den 90ern zu hören sind. Unverständlich, dass dieser Fehler über viele Monate nur Hörern, nicht aber den für den Netzbetrieb Verantwortlichen auffällt. Wir haben die Pressestelle von Media Broadcast um eine Stellungnahme gebeten und werden darüber berichten, sobald neue Informationen vorliegen.
In einer weiteren Meldung haben wir über neue EWF-taugliche Digitalradios berichtet.