Kostengünstigeres DAB+: Rheinland-Pfalz startet Pilotprojekt
In Bad Kreuznach wird bereits kostengünstigeres DAB+ getestet. Das Foto zeigt die Sendeantenne von Milling Broadcast auf dem Kuhberg.
Foto: Milling Broadcast
Privatradios sind aktuell in einem Dilemma. Auf der einen Seite können sie den analogen UKW-Hörfunk noch nicht zurückfahren, denn die alte Technik ist immer noch mit großem Abstand der meistgenutzte Verbreitungsweg und garantiert auch die Werbeerlöse. Auf der anderen Seite wird das Digitalradio DAB+ immer erfolgreicher, sodass man ohne den Digitalfunk eigentlich nicht mehr auskommt. Das bedeutet für die Veranstalter doppelte Verbreitungskosten. In Rheinland-Pfalz startet jetzt ein innovatives Pilotprojekt, dass die Kosten bei DAB+ reduzieren soll.
Open Source-Software anstelle marktüblicher Infrastruktur
In Bad Kreuznach wird bereits kostengünstigeres DAB+ getestet. Das Foto zeigt die Sendeantenne von Milling Broadcast auf dem Kuhberg.
Foto: Milling Broadcast
Zweck ist ein DAB+-Plattformbetrieb mittels alternativer technischer Ansätze durch Open-Source-Software. Dies hat die Versammlung der Medienanstalt Rheinland-Pfalz bei ihrer Klausur am 8. Oktober 2021 beschlossen. Die Ausschreibung ist auf der Website der Medienanstalt veröffentlicht; die Antragsfrist endet am 8. November. Die Medienanstalt Rheinland-Pfalz will anschließend eine Versuchszulassung über Versuche mit neuen Techniken und Angeboten der Medienanstalt Rheinland-Pfalz an einen Plattformbetreiber erteilen.
Mit dem Versuch soll laut der Medienanstalt festgestellt werden, wie ein regulärer Betrieb von landesweiten DAB+-Versorgungen mittels weitestgehendem Einsatz von Open-Source-Software und handelsüblicher Hardware, teils über neue, kostengünstigere Senderstandorte, zuverlässig und kostengünstig durchgeführt werden kann.
Die Digitalisierung des privaten terrestrischen Hörfunks in Rheinland-Pfalz ist schon seit Langem ein Anliegen der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Wie sich aus vielfältigen Gesprächen mit den betroffenen Veranstaltern ergeben hat, stellen die Einrichtungs- und Betriebskosten der erforderlichen marktüblichen Infrastruktur für die Verbreitung via DAB+ bislang aber ein maßgebliches Hemmnis dar, so dass gerade die regionalen und lokalen rheinland-pfälzischen Hörfunkprogramme trotz ihres relevanten Informations- und Vielfaltsbeitrags derzeit noch nicht auf diesem Wege empfangen werden können. Vor diesem Hintergrund gelte es zu erproben, inwieweit es durch den Einsatz neuartiger Open-Source-Technik möglich ist, die lokale DAB+-Verbreitung deutlich kostengünstiger zu realisieren.
Zunächst Versorgung von fünf "Oberzentren"
Die Versuchsdauer beträgt fünf Jahre ab Versuchsbeginn. Für das Versuchsgebiet maßgeblich sind die vier Versorgungsgebiete Koblenz, Trier, Rheinhessen und Pfalz. Zunächst wird die Versorgung der fünf Oberzentren Koblenz, Trier, Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen angestrebt, der Sendestart soll 15 Monaten nach Lizenzerteilung erfolgen. Der weitere Ausbau mit zusätzlichen Senderstandorten sei danach zügig unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit zu realisieren. Die Medienanstalt Rheinland-Pfalz fördert das Projekt und übernimmt bis zu 50 Prozent der Frequenzzuteilungskosten der Bundesnetzagentur.
Bislang senden in Rheinland-Pfalz die drei landesweiten Privatsender RPR.1, bigFM und Rockland Radio im Multiplex des Südwestrundfunks. Hier können sie jedoch nicht ihre regionalen Varianten ausstrahlen. Der Lokalsender Antenne Mainz ist zudem in einem benachbarten hessischen Bouquet zu hören, das auch das gesamte Sendegebiet in Rheinland-Pfalz mitversorgt.
In der Stadt Bad Kreuznach gibt es bereits einen lokalen Versuchsbetrieb mit DAB+ von Plattformbetreiber Milling Broadcast, an dem auch der private Lokalsender Antenne Bad Kreuznach teilnimmt.