Hintergrund

Das verrät die FRITZ!Box über die (V)DSL-Leitung

Moderne Router wie die AVM FRITZ!Box zeigen viele Messwerte zur DSL-Vermittlungsstelle und zur Leitungsqualität an. Wir erläutern, um was es dabei geht und wofür man diese Infos braucht.
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Wie gut die Leitung zwischen Kunde und DSLAM ist, darüber geben die nun folgenden Werte Auskunft. Die Latenz ist die Zeit, die ein Symbolwort braucht, um am anderen Ende des Übertragungspfads (also am DSLAM oder am Modem des Kunden) vollständig anzukommen. Die Latenz wird in der Regel in Millisekunden angegeben. Hat ein Kunde bei seinem Netzbetreiber Fastpath gebucht, beispielsweise weil er viele Online-Spiele macht, sollte bei der Latenz der Wert Null stehen.

Der Impulsstörungsschutz ist ein Schutz vor Impulsstörungen im Telefonnetz. AVM schreibt dazu: Je größer der Wert ist, der hier angezeigt wird, umso geringer sind die Impulsstörungen.

G.INP ist ein Fehlerkorrekturverfahren, das zusammen mit VDSL-Vectoring eingeführt wurde. Impulsstörungen und Paketverluste sollen damit ausgeglichen werden. Allerdings führte es auch dazu, dass VDSL-Vectoring-Nutzer teilweise nur 93 MBit/s statt 100 MBit/s angezeigt bekamen, denn für die Fehlerkorrektur hatte die Telekom etwa 7 MBit/s reserviert. Mittlerweile hat die Telekom G.INP zum Teil wieder abgeschaltet.

Als Störabstandsmarge bezeichnet man eine Rate, gemessen in Dezibel, um die das Signal schwächer werden kann, bis eine gewisse Fehlerrate erreicht ist. Der Bitswap wird auf Deutsch als Trägertausch bezeichnet. Diese Technik ermöglicht es, die Datenübertragung an sich verändernde Leitungsbedingungen anzupassen. Dabei werden die Bits über die Kanäle neu verteilt, wobei die Datenrate gleich bleibt. Die Durchführung eines Bitswaps wird bei Bedarf zwischen Modem und Vermittlungsstelle ausgehandelt. Angaben zur Vermittlungsstelle Angaben zur Vermittlungsstelle
Screenshot: teltarif.de

Leitungsdämpfung, Fehlerzähler und Spektrum-Diagramme

Ebenso wie die Störabstandsmarge wird auch die Leitungsdämpfung in Dezibel angegeben. Sie bezeichnet eine Rate, um die das Signal bei der Übertragung abgeschwächt wird. Je höher die Dämpfung ist, desto niedriger ist die Übertragungsgeschwindigkeit.

Eine Leistungsreduzierung kann genutzt werden, wenn Modem und DSLAM in geringer Entfernung voneinander stehen. In Städten kann es beispielsweise vorkommen, dass der DSLAM buchstäblich vor der Haustür steht. Damit wird die Sendeleistung reduziert und Störungen in benachbarten Leitungen können verringert werden. Diese Störungen bezeichnet man als Übersprechen oder Crosstalk.

Das Diagramm mit dem Fehlerzähler gibt an, wie viele DSL-Fehlerereignisse in der FRITZ!Box und in der Vermittlungsstelle aufgetreten sind. "ES" ist dabei die Abkürzung für "Errored Seconds", also die Anzahl der Sekunden, in denen Übertragungsfehler aufgetreten sind. Die Sekunden werden ab dem Start der DSL-Verbindung gezählt. "SES" steht für "Severely Errored Seconds" und gibt die Anzahl der Sekunden an, in denen viele Fehler passiert sind. "CRC", also Cyclic Redundancy Check, sind nicht behebbare Fehler, die auf eine Störung in der Leitung hindeuten. "FEC", Forward Error Correction, bezeichnet Übertragungsfehler, die korrigiert wurden.

DSL-Informationen DSL-Informationen
Screenshot: teltarif.de
Der Reiter "Spektrum" zeigt in der Regel zwei Diagramme an. Im oberen wird das Signal-Rausch-Verhältnis in Dezibel dargestellt, und zwar an jedem einzelnen Träger in Empfangsrichtung. Das untere Diagramm stellt die Modulationstiefe dar. Je höher die Modulationstiefe ist, desto mehr Bits werden vom betreffenden Träger pro Zeiteinheit übertragen. Sende- und Empfangsrichtung, also Up- und Downstream, werden in zwei verschiedenen Farben visualisiert. Auf der waagrechten Skala sieht man, welche Frequenzbereiche für den Upstream und welche für den Downstream genutzt werden. Minimum und Maximum für beide Diagramme lasen sich mit einem Klick auf den entsprechenden Text grafisch hinzufügen. Weitere der bislang genannten

Weitere Messwerte werden im Reiter "Statistik" dargestellt, beispielsweise Störabstandsmarge Empfangsrichtung, nicht behebbare Fehler und Synchronisationsvorgänge in den vergangenen 24 Stunden. Grafiken im Reiter Spektrum Grafiken im Reiter "Spektrum"
Screenshot: teltarif.de

Was bringen diese Werte dem Nutzer?

Zugegeben - viele dieser Werte klingen sehr technisch und viele Nutzer werden sich fragen: Was soll ich damit? Was nützen mir diese Werte? Diese Frage lässt sich recht einfach beantworten: Solange alles funktioniert und die Internetverbindung stabil und schnell arbeitet, gibt es für Laien kaum einen Grund, in diese Werte zu schauen.

Sinnvoll kann es aber sein - solange alles problemlos funktioniert - Screenshots der diversen Seiten anzufertigen und auf der Festplatte oder einem USB-Stick zu speichern. Sollten Störungen auf der Internetleitung auftreten, kann man die aktuellen Werte der FRITZ!Box mit denen auf den alten Screenshots abgleichen. Aus manchen Werten können dann vielleicht auch Laien erkennen, dass etwas nicht stimmt. Ist zum Beispiel die Latenzzeit deutlich höher als sonst, deutet dies auf eine Störung hin. Auch höhere Zahlen im Fehlerzähler können darauf hindeuten, dass mit der Leitung oder der Vermittlungsstelle etwas nicht in Ordnung ist.

Wichtig werden können diese Messwerte bei einer schweren Störung oder einem Ausfall, bei dem der Kunde die Hotline seines Netzbetreibers anrufen muss. Ein durchschnittlich geschulter Hotline-Mitarbeiter wird mit den Werten wahrscheinlich genauso viel oder wenig anfangen können wie ein durchschnittlich begabter Laie. Doch insbesondere bei der Telekom kann es passieren, dass man zu einem fähigen Techniker weiterverbunden wird, der diese Werte gegebenenfalls abfragt und daraus auch diverse Schlüsse ziehen kann. Denn wenn feststeht, dass in der DSL-Vermittlungsstelle ein Defekt vorliegt, beispielsweise eine defekte Linecard, oder wenn ein unachtsamer Baggerfahrer schlicht und ergreifend die Leitung durchtrennt hat, dann muss erst einmal kein Techniker zum Kunden in die Wohnung geschickt werden - dann muss der Netzbetreiber selbst ran.

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