Girocard verliert Maestro-Co-Badge: Das ändert sich
Wie berichtet will sich Mastercard vom Maestro-Produkt trennen. Seit dem Stichtag 1. Juli 2023 sollen Banken - unter anderem in Deutschland - keine neuen Maestro-Karten mehr ausgeben. Betroffen ist auch Maestro als Co-Badge, also sozusagen als Zweit-Funktion für andere Karten. In Deutschland ist das vor allem für die Girocard relevant, die im Volksmund meist noch unter der Bezeichnung ihres Vorgängers, der EC-Karte, bekannt ist.
Viele Girocards brauchen neues Co-Badge
Bild: girocard, Alex Habermehl
Warum verfügen viele Girocards überhaupt über die zusätzliche Maestro-Funktion? Ganz einfach: Weil die Girocard eine Sonderlösung ist, die in Deutschland in vielen Geschäften eher als internationale Kreditkarten akzeptiert wird, während man die "EC-Karte" im Ausland nicht kennt. Sprich: Ohne ein Co-Badge ließe sich die Girocard im Ausland nicht nutzen. Neben Maestro kommen beispielsweise auch V-Pay oder die Debit-Varianten von Mastercard und Visa als Co-Badge in Frage.
Was ändert sich für die Kunden jetzt?
Für die meisten Kunden gibt es zunächst keine Änderungen, denn bereits im Umlauf befindliche Karten mit Maestro-Funktion können bis zu ihrem offiziell geplanten Ablaufdatum weiter genutzt werden. Die Girocard selbst bleibt sowieso erhalten und nicht etwa mit dem Maestro-Aus ebenfalls abgewickelt. Im Gegenteil: Die Deutsche Kreditwirtschaft will die "EC-Karte" weiter aufwerten, die Karte in weitere Smartphone-Wallets bringen und Online-Zahlungen ermöglichen.
Mit 100 Millionen ausgegebenen Exemplaren ist die Girocard die mit Abstand am meisten genutzte Bankkarte in Deutschland. Tagtäglich wird mehr als 17 Millionen Mal mit der Girocard bezahlt, mehr als 40 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland werden auf diesem Wege beglichen.
Warum will Mastercard Maestro überhaupt einstampfen?
Der Kreditkartenanbieter hatte den Schritt im Herbst unter anderem damit begründet, dass Karten mit der Maestro-Funktion mit vielen Online-Portalen nicht kompatibel seien: "Eine Karte, die nicht durchgängig für Zahlungen im Online-Handel eingesetzt werden kann, ist (...) nicht mehr zeitgemäß." Daher fordert Mastercard Banken und Sparkassen auf, die Karten bei Ablauf oder Verlust schrittweise durch die neue Debit Mastercard zu ersetzen. Verbraucher erwarteten, "dass Bezahlverfahren durchgehend funktionieren: beim Online-Shopping, mit dem Smartphone in einer Wallet, im In- und Ausland", bekräftigte Mastercard-Deutschland-Chef Peter Robejsek jüngst. Das ermögliche das Zahlverfahren Debit Mastercard.
Auf der anderen Seite ist Maestro in einigen Ländern, etwa in den Niederlanden, im Einzelhandel deutlich weiter verbreitet als Mastercard und Visa. Dort müssen sich nicht nur die Banken neue Lösungen suchen. Auch die Kassen müssen umgestellt werden und manch ein Händler muss unter Umständen höhere Transaktionsgebühren als bisher bei Maestro-Nutzung zahlen. Das war in der Vergangenheit auch bei deutschen Händlern oft ein Argument, nur die "EC-Karte", aber keine Kreditkarten anzunehmen.
Wie reagieren die Geldhäuser?
"Hinsichtlich der Girocard ergeben sich für unsere Kundinnen und Kunden kurzfristig keine Änderungen", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank mit. "Die aktuell ausgegebenen Karten sind unverändert gültig und können wie gewohnt eingesetzt werden." Zudem will Deutschlands größtes Geldhaus bis auf Weiteres neue Maestro-Girocards mit den bekannten Funktionen herausgeben. Üblicherweise haben solche Karten eine Gültigkeitsdauer von vier Jahren. Die Deutsche Bank sei "im Moment wie viele andere Banken am Sondieren", bekräftigte der Leiter des Bereiches Privatkundenbank Deutschland, Lars Stoy. "Ich wüsste nicht, warum wir uns jetzt von der Girocard abwenden sollen."
Die Commerzbank teilte mit: "Neukunden und Kunden, die eine Ersatzkarte wünschen, erhalten derzeit weiter die Girocard mit dem Maestro-Logo." Die Maestro-Funktion bleibe bis zum Ablauf der Karte bestehen. Beim Austausch abgelaufener Karten seien erneut Girocards mit Maestro-Logo ausgegeben worden. "Somit ist eine Laufzeit bis mindestens Dezember 2026 sichergestellt", erklärte eine Sprecherin. Privatkundenvorstand Thomas Schaufler antwortete kürzlich auf die Frage, wann die Commerzbank die neue Mastercard-Lösung anbieten werde: "Wir sind damit Ende des Jahres bereit, dann werden wir die Karten auch ausgeben."
Die Sparkassen Card wird zur Visa Debitkarte
Quelle: echtesmultitalent.de, Screenshot: teltarif.de
Für die Sparkassen versicherte DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl bereits im März: Selbstverständlich werde die Sparkassen-Card auch künftig im Ausland einsatzfähig sein. "Neue Co-Badge-Vereinbarungen mit Mastercard und Visa ersetzen den Wegfall von Maestro. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher erfolgt diese Leistungsverbesserung völlig unbemerkt."
Was sagen Verbraucher?
In einer Umfrage im Auftrag des Onlineportals Verivox sagten drei von vier Girocard-Inhabern, es sei ihnen "wichtig" (32 Prozent) oder "sehr wichtig" (42 Prozent), dass sie mit ihrer Karte auch im Ausland bezahlen und Geld abheben können. Andernfalls würden 43 Prozent nach eigenen Angaben die Bank wechseln und sich ein Kreditinstitut suchen, bei dem die Kartennutzung außerhalb Deutschlands weiter möglich ist. Weitere rund 25 Prozent würden den Wechsel der Bank zumindest in Erwägung ziehen, wenn ihre Bezahlkarte im Ausland nicht mehr zu gebrauchen wäre.
Offenbar fließender Übergang
Während die Sparkassen längst Girocards mit Debit-Visa- oder Mastercard als Co-Badge ausgeben und die Volksbanken und Raiffeisenbanken bereits seit Jahren auf V-Pay setzen, sind Deutsche Bank und Commerzbank offenbar noch nicht bereit, Maestro aufzugeben. Der Übergang zu neuen Lösungen erfolgt offenbar fließend - je nach Kreditinstitut. Teilweise gibt es auch regionale Unterschiede. Während die Sparkasse Rhein-Haardt schon im vergangenen Jahr Girocards mit Mastercard-Funktion ausgegeben hat, wurden im hessisch-bayerischen Spessart noch Karten mit Maestro ausgestellt.
Während die Deutsche Kreditwirtschaft noch anstrebt, die Girocard künftig aufs Handy zu bringen, haben die Sparkassen längst gehandelt. Als bislang einzige Kreditinstitute bieten sie die "EC-Karte" auch zur Nutzung mit Apple Pay an. Für Android haben einige Banken eigene App-Lösungen für digitale Debit- und Kredikarten entwickelt. Diese lassen sich auf dem Smartphone nutzen, anders als Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay aber nicht auf der Smartwatch.