Frequenzen

Editorial: Konkurrenzbeschneidung

T-Mobile möchte dem fusionierten Unternehmen o2/E-Plus in zwei Bereichen alle Frequenzen wegnehmen, die o2 vor der Fusion hatte. Ist diese Forderung berechtigt?
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Am einfachsten ist die Diskussion für die im Rahmen der Digitalen Dividende versteigerten Frequenzen um 800 MHz: In diesem Bereich hatte E-Plus zunächst den Preis hochgetrieben, und war dann aus der Versteigerung ausgestiegen. Folglich bringt hier nur o2 ein Paket von 10 MHz (gepaart) mit. Durch die Übernahme von E-Plus kommen keine Frequenzen hinzu. o2 darf natürlich behalten, was sie vorher schon hatten.

Um 2100 MHz - dem klassischen UMTS-Band - wird es schon wieder schwieriger. Zwar hatten bei der ursprünglichen UMTS-Auktion alle erfolgreichen Bieter jeweils über 8 Milliarden Euro für gerade mal 10 MHz (gepaart) aufgewendet, so auch o2 und E-Plus. Doch verbieten die Lizenz­bedingungen der damaligen Auktion die Fusion von UMTS-Lizenzinhabern. Folglich wären hier 10 MHz zurückzugeben.

Später haben E-Plus und o2 im UMTS-Frequenz­bereich nochmal 10 MHz bzw. 5 MHz (jeweils gepaart) nachgekauft - übrigens zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises. Dieser Nachkauf erfolgte zu deutlich weniger einschränkenden Bedingungen. Insbesondere wurde die maximale Frequenz­ausstattung nicht mehr limitiert. Ein einzelner Anbieter hätte also damals auch 15 MHz erwerben können, wenn er entsprechend geboten hätte.

Folglich gibt es keinen Anlass, Frequenzen aus dem UMTS-Nachkauf zurück­zugegeben. Wenn die Deutsche Telekom fordert, o2/E-Plus möge 15 MHz im UMTS-Band abgeben, überzieht sie also. Freilich ist dennoch denkbar, dass die Mutter Telefónica der Bundes­netzagentur anbietet, 15 MHz im 2100-MHz-Bereich abzugeben, wenn sie im Gegenzug die komplette Ausstattung im 900-MHz-Bereich behalten darf.

2600 MHz bitte nicht freimachen

Mit 30 MHz (gepaart) ist o2/E-Plus auch im für dichte innerstädtische LTE-Netze wichtigen Bereich um 2600 MHz üppig ausgestattet. Hier sind jedoch noch keine Rückgabe­forderungen aufgetaucht. Das dürfte zum einen daran liegen, dass diese Bänder damals gemeinsam mit dem "UMTS-Nachkauf" zu den gleichen Konditionen versteigert worden, also insbesondere ohne Limit für den Käufer. Zum anderen sind 20 MHz (gepaart) nach derzeitigem Stand das Limit, das man in einer LTE-Funkzelle in einem Frequenzband nutzen kann.

Vodafone und die Deutsche Telekom sind bereits mit 20 MHz (gepaart) ausgestattet, könnten also mit zusätzlichen 10 MHz, die o2/E-Plus zurückgibt, ihrerseits nicht sonderlich viel anfangen. Bevorzugtes Szenario für Telekom und Vodafone dürfte daher sein, dass diese 10 MHz ungenutzt beim fusionierten Unternehmen verbleiben. Eine Rückgabe könnte hingegen zur Folge haben, dass das Band günstig an einen Neueinsteiger vergeben wird.

Milliardenpoker

Es bleibt abzuwarten, ob sich Bundes­netzagentur und Telefónica am Verhandlungs­tisch einigen. Wenn nicht, ist gerichtlicher Streit vorprogrammiert, insbesondere im 900-MHz-Bereich, den o2 nicht kampflos aufgeben wird. Da die derzeitigen GSM-Lizenzen bei 900 MHz und 1800 MHz aber ohnehin Ende 2016 auslaufen, wäre es von der Bundesnetzagentur wenig klug, über die Zeit bis dahin den Streit zu suchen. Sollte o2 anbieten, 1800er-Frequenzen zur Neuverteilung zurückzugeben, sollte die Behörde das Angebot auch annehmen. Im kommenden Jahr kann sie dann die ebenfalls zurückgegebenen 2100er-Frequenzen, die wieder eingesammelten 900er und 1800er-Frequenzen zur Nutzung ab 2017 und evtl. sogar die 700er-Frequenzen (Digitale Dividende II) versteigern. Sollte ein Neueinsteiger am deutschen Mobilfunk­markt Interesse haben, findet er in diesem Gesamtpaket sicher eine adäquate Netz­ausstattung.

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