Editorial: Amandas schmutziges Geheimnis um die Redtube-Abmahnungen
Die aktuelle Redtube-Abmahnwelle ist die erste große Abmahnwelle, die sich nicht gegen die Nutzer von Tauschbörsen richtet, sondern gegen Nutzer eines Streaming-Portals. Dabei galten letztere bisher als sicher. Und so stellt sich die Frage: Wie haben es die Abmahner geschafft, IP-Adressen und Zeitstempel der Nutzer herauszufinden, die auf bestimmte, angeblich illegal kopierte Filme auf Redtube geklickt haben? Redtube selber erklärt, nichts herausgegeben zu haben. Die Nutzer werden sich kaum selber ans Messer geliefert haben, und außer diesen beiden weiß nur noch die NSA von dem jeweiligen Videoabruf, aber die NSA darf diese Daten nicht weitergeben, und selbst, wenn sie doch weitergegeben wurden, dürfen illegal gesammelte Daten nicht für Abmahnzwecke verwendet werden.
Glaubt man Berichten von Opfern der Abmahnwelle, dann hat "Amanda" ein wirklich schmutziges Geheimnis, warum gerade so viele Nutzer auf ihren Film "Amanda's Secrets" geklickt haben, und warum die abmahnenden Anwälte die IP-Adressen der Nutzer kennen, und den Zeitpunkt des Klicks. Denn auch diese Variante wäre ebensowenig legal wie die Nutzung von Daten aus der Totalüberwachung des Internets durch die NSA. Denn den Aussagen der abgemahnten Nutzer zufolge wurden sie über einen Werbelink zunächst auf einen vermutlichen Server der Abmahner geleitet, der den Browser dann direkt auf den beanstandeten Inhalt weiterleitete. Auf dem Zwischenserver konnten dann die Daten mitgeschnitten werden.
Halbseidene Porno-Werbung
Amandas schmutziges Geheimnis um die Redtube-Abmahnungen
Bild: dpa
Nun ist es im Internet-Porno-Geschäft gang und gäbe, Inhalt und Werbung
fast untrennbar miteinander zu vermischen. Wenn ein Nutzer auf einer der
zahllosen kostenlosen Sites auf eines der unzähligen Vorschau-Icons
klickt, zum Beispiel auf das Bild einer hübschen Brünetten, dann kann
es sein, dass er tatsächlich weitere größere explizite Bilder und
Videos dieser Frau zur Ansicht bekommt. Oder er bekommt nur kleine
Bilder, und muss für die großen Bilder und Videos erst an einer
Bezahlschranke vorbei. Oder er kommt auf eine Seite mit Bildern oder
Videos einer ganz anderen Frau. Oder der User wird auf eine andere
Site geleitet, mit ihrerseits mit abertausenden neuen Vorschaubildern
lockt. Dazwischen tauchen
dann noch oft genug Popups und Popunders für mehr oder weniger
halbseidene Partnervermittlungen auf.
Wenn der Nutzer besonders viel Pech hat, dann fängt er sich beim
Ausflug ins virtuelle Rotlichtniveau auch noch den einen oder anderen
Trojaner ein.
"Skimmed Traffic" ist der Fachausdruck für die Milliarden Klicks auf vermeintliche Vorschau-Icons, die von Werbenetzwerken auf zahlende Dritte umgeleitet werden. "Ist ja alles Porno" kann man sagen. Das Ziel des Durcheinanders ist klar: Der Nutzer soll, wenn er oft genug nicht dort gelandet ist, wo er vermeintlich geklickt hat, an einer der Bezahlschranken ein Rotlich-Abo abschließen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Spuren Abmahnopfer in ihren Logfiles gefunden haben, und wie diese die oben genannten Vorwürfe begründen.