0180-Phänomen

Hintergrund: Warum Unternehmen auf 0180-Nummern setzen

Unternehmen sehen viele Vorteile in den Sonderrufnummern - Verbraucher nicht
Von Thorsten Neuhetzki

Seit Jahren gibt es auf dem deutschen Markt Rufnummern mit der Vorwahl 0180. Vor allem Firmen setzen auf diese Rufnummern, die ursprünglich als Shared Cost (geteilte Kosten) bezeichnet wurden. Denn als die Rufnummern eingeführt wurden, waren Ferngespräche noch deutlich teurer als Anrufe zu 01805-Nummern, die anfangs mit 48 Pfennig pro Minute berechnet wurden. Heute, in Zeiten der Festnetzflatrate und des Handys, ärgern sich die meisten Verbraucher über diese Nummern. Doch warum nutzen Unternehmen überhaupt 0180-Nummern?

Schöne, einheitliche Nummern per 0180 möglich

Es gibt unterschiedliche Gründe für Unternehmen, auf eine Sonderrufnummer statt einer normalen Festnetznummer zu setzen. Oftmals hängt es mit dem bundesweiten Auftreten des Unternehmens zusammen. Die Firmen wollen nicht mit einer Münchener oder Hamburger Nummer in Verbindung gebracht werden, sondern wollen eine Nummer anbieten, die für alle Kunden in Deutschland neutral wirkt. Auch können die Unternehmen so "schöne" Nummern angeben, die besondere Ziffernfolgen haben. Auch sogenannte Vanity-Nummern sind möglich. Das sind Nummern, die aus Buchstaben bestehen und auf der Telefontastatur gewählt werden können. Denn die Ziffernfolge einer Sonderrufnummer kann sich der Inhaber aussuchen, eine normale Festnetznummer wird indes zugewiesen.

Komfortable Routing-Optionen ermöglichen mehrere Standorte unter einer Nummer

Ein anderer Grund der Unternehmen, sich für eine 0180-Nummer zu entscheiden, sind die Routing-Optionen, die eine Sonderrufnummern bietet. Je nach Uhrzeit, Anrufursprung und Auslastung der einzelnen Abfragestellen kann ein Anruf entsprechend geroutet werden. Kurzfristig können weitere Backup-Callcenter-Kapzitäten bei entsprechenden externen Dienstleistern hinzugeschaltet werden. Firmen mit mehreren Standorten können so zudem alle Standorte unter einer Nummer erreichbar machen und der Kunde erreicht den für ihn zuständigen Standort.

Rein technisch wäre das auch mit einer Festnetzrufnummer möglich. Allerdings bieten nur wenige Provider derartige Routing-Dienste auf Festnetznummern an, zudem ist es seitens der Bundesnetzagentur nicht zugelassen, dass beispielsweise eine Berliner Firma eine Frankfurter Festnetznummer nutzt. Auch wollen viele Unternehmen vermeiden, ihr Telefonnummer in der Außenkommunikation zu ändern, wenn sie in eine andere Stadt umziehen.

Finanzielle Vorteile einer 0180-Nummer

Nicht zu verschweigen sind auch die finanziellen Vorteile für Anbieter, die 01805-Nummern schalten. Oftmals bekommen sie von ihrem Nummernprovider eine als Werbekostenzuschuss getarnte Auszahlung für jede ankommende Gesprächsminute. Auf diesem Weg wird die 01805-Nummer streng genommen zu einer 0900-light-Nummer. Diese Auszahlung lohnt sich allerdings nur, wenn das Anrufaufkommen entsprechend hoch ist.

Viele kleine Unternehmen oder Unternehmen, die in kleinen, eher unbedeutenden Orten ihren Sitz haben, haben zudem die Hoffnung, sich durch eine solche Nummer größer und bedeutender darzustellen.

Kosten für 0180-Nummern aus dem Festnetz
Vorwahl Kosten pro Minute Kosten pro Anruf
0180-1 3,9 Cent ---
0180-2 --- 6 Cent
0180-3 9 Cent ---
0180-4 --- 20 Cent
0180-5 14 Cent ---
Stand: Oktober 2009
Immerhin: 0180-Nummern sind nicht immer nur negativ zu sehen. Mittels 01802-Vorwahl bieten einige Unternehmen ihre Dienste zu einem Flatrate-Preis von 6 Cent pro Gespräch an. Das ist zwar für Kunden mit einer Flatrate immer noch mehr, als sie eigentlich zahlen müssen, angesichts der Abwägung der Interessen von Nutzern und Unternehmen aber ein fairer Preis.

Sinnvolle Anwendungen für 0180-Nummern

Auch gibt es unter 0180-Nummern durchaus interessante Dienste, wie etwa Callthrough-Angebote. Der Kunde kann von jedem Festnetzanschluss aus die entsprechenden Einwahlnummern für 3,9 bzw. 9 oder 14 Cent pro Minute anrufen und zu diesem Preis dann ins Ausland oder zu deutschen Handys telefonieren. Das ist vor allem für Kunden bei Alternativanbietern oftmals deutlich günstiger als die Minutenpreise im jeweiligen Tarif. Für welches Land welche Rufnummer sinnvoll ist, finden Sie in unserem Callingcard-Rechner. Vom Handy aus sollte die Anwahl von 0180-Nummern in jedem Fall vermieden werden. Je nach Tarif fallen bis zu 1 Euro pro Minute für die Verbindung an.

In der Regel werden Gespräche über 0180-Nummern am Ende zu ganz normalen Festnetznummern geroutet. Diese sind auch direkt anrufbar, sofern die Nummer bekannt ist. teltarif.de bietet eine Plattform, auf der Nutzer derartige Alternativnummern in einem 0180-Telefonbuch eintragen können. Hier finden Sie Festnetznummern von Firmen, die andere Nutzer in das Telefonbuch eingetragen haben. Auf diesem Weg lassen sich die 0180-Kosten vermeiden. Alternativ hilft es auch, die Unternehmen nach Festnetznummern zu fragen oder aber auf anderen Wegen, etwa per E-Mail, Fax oder Post mit ihnen zu kommunizieren. Einige Verbraucher gehen inzwischen sogar soweit, Unternehmen, die sich nur über eine 0180-Nummer anrufen lassen, zu meiden.